Dreierbeziehung im Rathaus nimmt Konturen an

Jens Uhlig soll den hauptamtlichen Magistrat wieder komplett machen. Foto: js

Oberursel (js). Jens Uhlig, 48 Jahre alter Diplom-Kaufmann und in dritter Wahlperiode Fraktionschef der CDU im Stadtparlament, soll neuer Stadtrat im Hauptamt werden. Die Christdemokraten, die Anspruch auf den Posten erheben, haben dies am Wochenende verkündet. Die Partei bezeichnet dies als „starkes Signal für Oberursel“. Die Position ist seit fast zwei Jahren vakant.

Die neue Bürgermeisterin Antje Runge (SPD) war noch nicht ins Amt eingeführt, als sich das Parkett rührte am Donnerstagabend im Stadtparlament. Und die CDU unter Zugzwang bekennen durfte, dass sie endlich bereit sei für den dritten Mann im Rathaus. Den Namen des Top-Kandidaten wollte sie da vor der Feier zu Runges Amtseinführung noch nicht nennen. Das folgte erst am Tag darauf. Ein Donnerschlag war es nicht, eher erwartbar, dass die CDU ihren langjährigen Fraktionsvorsitzenden Jens Uhlig auf dem Posten des dritten Hauptamtlichen im Magistrat sehen möchte. Auf einstimmigen Beschluss des Parlamentes wurde das Wahlvorbereitungsverfahren in Gang gesetzt.

„Die Linke hilft der CDU über die Straße“, formulierte OBG-Fraktionschef Andreas Bernhardt süffisant. Die Linke mit ihrem Sprecher Ingmar Schlegel hatte das nette Dreieckspiel mit dem Antrag auf Einrichtung eines Wahlvorbereitungsausschusses angestoßen. Es sei „langsam an der Zeit, das zu erledigen“, so Schlegel, ein „noch längerer Stillstand“ in der Frage der Besetzung des hauptamtlichen Magistrats solle damit verhindert werden. Schlegel: „Man munkelt, wir haben genug Druck gemacht.“ Wohl wahr, Ex-Bürgermeister und Ex-Parlamentsvorsteher Gerd Krämer (CDU) nahm umgehend den Ball auf und verkündete mit einem „Danke für die Amtshilfe“ in Richtung der Linken, dass die CDU „eine Persönlichkeit gefunden hat“, die den Posten übernehmen soll.

Dass diese Person aus den Reihen der CDU kommen soll, ist ausgemachte Sache, seit der damalige Stadtkämmerer Thorsten Schorr (CDU) vor knapp zwei Jahren das Rathaus in Richtung Landratsamt verlassen hat. So lange gewartet habe man nur, weil bei Schorrs angekündigter Demission im Sommer 2019 vereinbart worden war, das Thema ruhen zu lassen, da ja bei der Kommunalwahl 2021 „die Karten neu gemischt würden“. Die OBG forderte Krämer auf, ihren Antrag auf Festschreibung eines nur aus zwei Personen bestehenden hauptamtlichen Magistrats zurückzuziehen. „Nach Schwanken stimmen wir zu“, so Bernhardt, das Angebot der neuen Dreierbeziehung im Rathaus zur interfraktionellen Zusammenarbeit wollte die OBG nicht brüsk ablehnen.

Die offene Dreierbeziehung hat sich nach der Kommunalwahl und der gleichzeitigen Wahl von Antje Runge zur Bürgermeisterin angekündigt, als die beiden stärksten Fraktionen CDU und Grüne mit ihrer knappen Mehrheit keinen Koalitionsvertrag abgeschlossen haben, sondern stets von Kooperation sprachen und das Postulat, die neue Parlamentspolitik solle von mehr Miteinander bestimmt sein, in den Vordergrund gerückt haben. „Wir laden SPD, OBG, FDP, Linke und Klimaliste dazu ausdrücklich ein, genauso wie unsere künftige Bürgermeisterin“, hieß es dazu wörtlich in der „Kooperationsvereinbarung“. Es gehe darum, „einen neuen Aufbruch für unsere Stadt zu wagen und dabei verlässlich zu bleiben, um Vertrauen zu bewahren“. Jens Uhlig gehörte zum kleinen Team der entscheidenden Unterhändler auf Seiten der CDU.

Uhlig selbst sieht sich nun als „einen der natürlichen Kandidaten“ für den Posten des Stadtrats. Der 48-jährige Familienvater mit drei Kindern und enger Bindung an Oberursel seit mehr als vier Jahrzehnten ist nun zum Wunschkandidaten der CDU ernannt worden. Als mögliche Aspiranten auf den Job im Rathaus galten auch der gescheiterte Bürgermeisterkandidat Carsten Trumpp und Susanne Kügel, der Trumpp seinerzeit vorgezogen wurde. Der studierte Betriebswirtschaftler Jens Uhlig, der für das größte deutsche Leasingunternehmen tätig ist, gelte auch in anderen Fraktionen als „kompetenter, fairer und engagierter Politiker“, so der CDU-Parteivorsitzende Thomas Poppitz. Uhligs Motivation für den Wechsel ins politische Hauptamt: „Kommunalpolitik ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern eine Leidenschaft, die mich antreibt. Ich möchte meine Heimatstadt mitgestalten.“ Mit Antje Runge, Christof Fink von den Grünen und Jens Uhlig würden drei sehr unterschiedliche Charaktere den neuen hauptamtlichen Magistrat bilden. „Wir stehen alle für vernünftige Kompromisse, das kann eine gute Zusammenarbeit werden“, so Uhlig.



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