Erfolg trotz schwieriger Rahmenbedingungen

Birgit Welter bei ihrem Lagebericht für das Jahr 2024.Foto: bg

Oberursel (bg). Bauen und Wohnen, dafür steht die OWG. Wohnungsnot gab es auch schon in früheren Zeiten. Die Oberurseler Wohnungsgenossenschaft wurde bereits im Jahr 1898 gegründet. Damals als Oberurseler Bau- und Sparverein auf Initiative des evangelischen Pfarrers Alexander Hess. Im Laufe von nunmehr 127 Jahren entwickelte sich daraus das größte Wohnungsunternehmen der Stadt, die OWG.

Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu erhalten, das ist heutzutage eine ambitionierte Herausforderung, der sie sich mit großer Kraftanstrengung stellt. Der durchschnittliche Mietpreis für eine OWG-Wohnung lag im Jahr 2024 bei 7,45 Euro. Durch die Fertigstellung von 60 neuen Wohnungen in Kronberg bewirtschaftet sie jetzt einen Bestand von 1.749 Wohnungen. Die vier Gebäude des Neubauprojektes in der Friedensstraße erfüllen alle den Standard des KfW-Effizienzhauses 55. Die Kosten dafür betrugen 17,3 Millionen Euro und wurden überwiegend durch Fremdmittel finanziert. Der Genossenschaft gehören über 4.600 Mitglieder an. Deren Interessen werden durch 60 Vertreter, die sich alle vier Jahre zur Wahl stellen, wahrgenommen.

Zur 46. Vertreterversammlung (132. Generalversammlung), die wie üblich im Rathaus-Sitzungssaal stattfand, waren 38 Vertreter und weitere Gäste gekommen. Nach der Begrüßung durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Zulauf und einem Grußwort vom ersten Bürger der Stadt, Stadtverordnetenvorsteher Lothar Köhler, wurde die lange Tagesordnung abgearbeitet.

Als erstes stellte Aufsichtsratsmitglied Karina Maas-Margraf in ihrem Bericht über die gesetzliche Prüfung des Jahresabschlusses 2023 fest, dass die OWG bei all ihren Tätigkeiten stets regelkonform arbeitet, alle Gesetze und Vorschriften einhält.

Birgit Welter, die hauptamtliche Vorsitzende des Vorstandes, zog bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2024 wieder einmal eine positive Bilanz. Die OWG meisterte auch im vergangenen Geschäftsjahr die schwierigen Rahmenbedingungen, die zur Zeit in der Bauwirtschaft herrschen, und hat solide gewirtschaftet. Der Jahresabschluss 2024 schloss mit einer Bilanzsumme von gut 83 Millionen, der Bilanzgewinn betrug 241.748 Euro, die Quote für das Eigenkapital betrug satte 60,1 Prozent.

Viel Geld steckt die OWG weiterhin in die energetische Ertüchtigung ihres Bestandes. Großprojekt im Jahr 2024 war die Alexander-Hess-Straße. Die Häuser wurden innen und außen komplett saniert und auf neuesten energetischen Standard durch Wärmepumpen und Solarthermie-Anlagen gebracht. Zeitgleich erfolgte eine Aufstockung der Gebäude, dadurch wurden zwei Fünf-Zimmer-Wohnungen und vier Zwei-Zimmer Wohnungen geschaffen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 6.200.000 Euro.

Für das laufende Geschäftsjahr hat sie rund 3,7 Millionen Euro für Instandhaltung und Modernisierungsmaßnahmen eingeplant.

Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Zulauf ist bekannt als Mann der klaren Worte. Sein Appell an die Politik: „Macht das Bauen billiger, jeder und jede muss sich ein Dach über dem Kopf leisten können. Es ist längst viertel nach drei und nicht fünf vor zwölf. Alle müssen was tun, jeder muss sich an die eigene Nase fassen.“ Die OWG habe zum Beispiel bei einem Bauprojekt in der Bommersheimer Straße den Keller weggelassen, um die Kosten zu senken. „Bezahlbare Mieten haben wir gerade im Bestand, der vor 40, 50 Jahren gebaut wurde“, betonte er. „Wir müssen die Möglichkeit bekommen, auch jetzt zu bauen.“ Flächen, die verkehrsgünstig in nächster Nähe von Haltestellen des ÖPNV liegen, bieten sich da förmlich an. „Wir haben Pläne dafür, die Stadt und die Verantwortlichen müssen handeln“, mahnte er.

Es folgt die Aussprache über die Lageberichte. Kritik gab es aus der Vertreterversammlung über das Verhalten eines gewählten Vertreters. Der hatte sich öffentlich in sozialen Medien über die seiner Meinung nach verfehlte Mietpreispolitik der OWG beschwert, trotz aufklärender Gespräche die der Vorstand bereits im Vorjahr mit ihm geführt hatte. Einige Mitglieder des Gremiums hatte er obendrein persönlich angeschrieben. Sie missbilligten seine Ausführungen, außerdem gehöre Kritik in die Vertreterversammlung, so die einhellige Auffassung. Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Zulauf, selbst Jurist, erinnert an die Treuepflicht der die gewählten Vertreter unterliegen und zitierte den entsprechenden Paragraphen. Die Vertreterversammlung stellte daraufhin einen Antrag auf Prüfung, mit dem festgestellt werden soll, ob das Unterrichten der Öffentlichkeit über interne Themen der OWG eine Verletzung der Treuepflicht darstellt. Er wurde mit Ausnahme des Beteiligten einstimmig beschlossen.

Einig war sich die Versammlung über die Verwendung des Bilanzgewinns 2024 in Höhe von 241.748 Euro und folgte dem Vorschlag, eine Dividende in Höhe von 4 Prozent auf die Geschäftsguthaben auszuschütten. Ebenso erteilten die Vertreter den Mitgliedern des Vorstandes und des Aufsichtsrates im Jahr 2024 geleistet Arbeit Entlastung.

Danach standen noch Wahlen zum Aufsichtsrat an. Die Mitglieder Karina Maas-Margraf, Stefanie Erbe und Wilfried Günther wurden von der Versammlung wieder in ihren Ämtern bestätigt. Turnusgemäß mussten sie aus dem Aufsichtsrat ausscheiden, konnten aber wieder gewählt werden.



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