Finks Wunsch: „Passen Sie auf unser Oberursel auf“

Stadtbrandinspektor Valentin Reuter, seine Stellvertretender Andreas Ruhs und Moritz Thieme-Knaus sowie Wehrführer Mitte Uli Both (v. l.) überreichten Christof Fink (Mitte) einen Feuerwehrhelm. Foto: gt

Oberursel (gt). Es war ein Termin, an dem Erster Stadtrat Christof Fink nach eigenen Angaben nicht freiwillig teilgenommen hat. Aber nachdem der Antrag auf seine Wiederwahl im vergangenen November gescheitert war und er beschlossen hatte, nicht wieder für das Amt zu kandidieren, endete seine reguläre Amtszeit eigentlich bereits Ende März. Dies wurde zunächst bis Ende Mai, nun aufgrund der Konkurrentenklage bis Ende Juni verlängert. An dem Termin für die Abschiedsfeier am vorigen Mittwoch hielt man dennoch fest.

Außer Mitarbeitern des Rathauses, Kommunalpolitikern und Vertretern der Feuerwehr saßen im Publikum auch drei ehemalige Bürgermeister: Hans-Georg Brum, Gerd Krämer und Rudolf Harders, die Stadt Steinbach war durch den amtierenden Bürgermeister Steffen Bonk vertreten. Musikalisch wurde der Abend durch die Gruppe „Wir sind‘s“ begleitet, die erst am gleichen Vormittag gegen 11 Uhr den Anruf erhalten hatte mit der Bitte, am Abend zu spielen. Mit „Knocking On Heaven’s Door“ war die Stimmung anfangs schon etwas melancholisch.

Bürgermeisterin Antje Runge begrüßte die Gäste und bedankte sich bei Christof Fink, dass er seine Amtszeit erneut verlängert hat, um den laufenden Betrieb im Rathaus zu unterstützen. Besonders in den Bereichen Klimaschutz und Nachhaltigkeit lobte sie seine Arbeit. „Die Politik braucht Menschen mit Ausdauer und Hartnäckigkeit“, sagte sie. „Bei umstrittenen Themen bist du authentisch.“ Besonders erwähnte sie Finks Führung des Krisenstabs in der Coronazeit, als Abläufe für die Stadt und deren Verwaltung von „heute auf morgen“ aufgesetzt werden mussten, während Bürgermeister Brum in Quarantäne war. Schließlich hob sie Finks Stärken hervor: Er geht Sachen mit Ruhe an, er hat bei den Verwaltungsabläufen großes Fachwissen, er unterstützt die Feuerwehr mit voller Kraft und er ist stark verbunden mit der Stadt Oberursel und der Altstadt.

Stadtverordnetenvorsteher Lothar Köhler blickte auf Finks 31 Jahre in der Kommunalpolitik zurück mit dem Beginn im Ortsbeirat Stierstadt. Er erinnerte auch an das Wahlergebnis 2017, als niemand mit seiner Wiederwahl gerechnet hatte und keine Ernennungsurkunde vorbereitet war. Köhler lobte Fink als jemanden, der nicht auf der Basis von Emotionen seine Entscheidungen trifft, und dankte ihm dafür, dass er immer wertschätzend mit den Stadtverordneten umgegangen sei.

Susanne Kügel, Vorsitzende des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses, erinnerte daran, wie viel der Ausschuss in Finks Amtszeit erreicht habe und sagte, dass er dadurch Anerkennung und Wertschätzung verdient habe. Sie nannte als Beispiele den Kindertagesstättenentwicklungsplan, den Sportstättenentwicklungsplan, die Einrichtung des Jugendrats, die Flüchtlingshilfe, das Projekt „Frühe Hilfen“ und das Projekt „Oberursel unter der Lupe“. Dass die Bürgerfragestunde im Ausschuss oft die Zeit überschritten hat, zeuge von Finks Respekt gegenüber den Bürgern.

Stadtbrandinspektor Valentin Reuter blickte nicht nur auf die positive Dinge der vergangenen drei Jahre wie den Umbau von zwei Feuerwehrhäusern und dass der „Zivilschutz aus der Versenkung geholt“ worden sei, er nannte auch Dinge, die noch nicht vollendet sind. Dazu zähle nicht nur das neue Gefahrenabwehrzentrum, sondern auch die neue Gebührenordnung der Feuerwehr und die Möglichkeit, Gartenfeuer digital anzumelden. Er lobte, dass der Feuerwehrdezernent bei fast jeder Sitzung des Wehrführerausschusses anwesend gewesen sei. Dadurch sei die Arbeit des Ausschusses bereichert worden. Ohne ihn sei die Zukunft ungewiss. Auch dass man mitten in der Nacht auf den Dezernenten zählen konnte, erwähnte Reuter. Beim Starkregen am 2. Mai, als er Fink aus der Stadtverordnetenversammlung holte, hatte der scheidende Feuerwehrdezernent sogar seine erste Fahrt mit Blaulicht durch Oberursel. Reuter vollzog den Beschluss, Fink zum Ehrenmitglied der Feuerwehr Oberursel zu ernennen, und überreichte ihm einen Feuerwehrhelm, den er zu Hause im Wohnzimmer aufhängen darf. Mit Handschlag nahm ihn Wehrführer Uli Both in die Alters- und Ehrenabteilung der Wehr Mitte auf.

Daniela Neuhäuser, Geschäftsbereichsleiterin Familie, Bildung und Soziales, bedankte sich bei Fink im Namen ihrer Kollegen. Er habe immer ein offenes Ohr für die Leitungen in den Außenstellen gehabt und klare Haltung gezeigt. Viele Entscheidungen, so Neuhäuser, seien für die Kollegen wichtig gewesen, auch wenn sie für Eltern unbeliebt waren. Sie hätte gerne mit ihm weitergearbeitet. „Ihre Professionalität und ihr Engagement werden uns fehlen“, sagte sie und lud Fink ein, am Herbstfest des Geschäftsbereichs teilzunehmen.

Frank Weil, Geschäftsbereichsleiter Einwohnerservice, Ordnung und Sicherheit, ging auf die Frage „Wie ist Herr Fink als Chef?“ ein und verriet gleich, dass er mit ihm persönlich zufrieden sei. „Er kennt und achtet die Gesetze“, sagte Weil und lobte, dass er die Privatsphäre der Mitarbeiter respektiert, wenn sie etwa im Urlaub sind. Eine Ausnahme habe es allerdings gegeben: Als ganz Hessen auf zwei Wahlergebnisse aus Oberursel wartete, habe Fink ihn tatsächlich nachts um halb zwei angerufen, damit er zurück ins Rathaus ging, um das Übermittlungsproblem zu lösen.

Das letzte Grußwort kam von Bürgermeister a. D. Krämer. „Es ist eigentlich alles gesagt, nur nicht von mir“, sagte er und blickte zurück auf seine erste Begegnung mit Fink 1993 im Ortsbeirat Stierstadt: „Er ging mir auf den Keks.“ Krämers erster Eindruck: „Der Typ nervt, was bildet er sich ein, freche Fragen zu stellen?“ CDU und Grüne seien damals „nicht grün miteinander“ gewesen. Zwei Jahre später stellte Fink als Stadtverordneter freche Fragen mit mangelnden Respekt an die Hauptamtlichen, aber Krämer fiel auf, dass er gut informiert war, was damals nicht selbstverständlich für die Stadtverordneten gewesen sei. Er lobte Finks Art, die er als „kraftvoll in der Sache, gemäßigt in der Form“ beschrieb. Als Fink zum hauptamtlichen Stadtrat gewählt wurde, sei er, so Krämer, in der Realität angekommen. Dort habe er sich „viel Anerkennung und Respekt bei den Mitarbeitern erworben“, was Krämer zufolge nicht selbstverständlich sei. Krämer nutzte seine Rede auch, um deutliche Worte an andere Kommunalpolitikern zu richten. „Das Gefahrenabwehrzentrum ist eine gesetzliche Pflicht der Stadt, damit diejenigen, die den Kopf für uns hinhalten, die beste Ausstattung haben. Es kann nicht sein, dass die Feuerwehrgeräte erst ausgepumpt werden müssen, um sie auf Einsatz mitzunehmen“, sagte er mit Blick auf die aktuelle Verzögerung beim Projekt. Finks Scheitern bei der Wiederwahl nach seinem überraschenden Wahlsieg vor sechs Jahren gegen Thorsten Schorr bezeichnete Krämer als „Remis, das niemandem nutzt“. Wenn man sich nicht einmal darauf verlassen kann, was die Oberurseler Politiker auf Papier schreiben, dann „ernten wir das Misstrauen der Menschen“, sagte er und mahnte, die Stadtverordneten sollten in der Wahlkabine überlegen, was sie anrichten.

Der letzte Redner war der Erste Stadtrat selbst. Es sei für ihn kein einfacher Abend, „ich stehe ungern im Mittelpunkt“. Dennoch freue er sich, dass so viele Leute zum feierlichen Abschied gekommen seien, auch wenn sein Abschied zu einer „unendlichen Geschichte“ geworden sei. Den Musikern sagte er: „Ihr seid wirklich Klasse“, vor allem, dass sie so kurzfristig seine CD-Sammlung analysiert hätten. Er bedankte sich bei Runge, Brum, Erstem Kreisbeigeordneten Thorsten Schorr und Stadtkämmerer Jens Uhlig für die Zusammenarbeit, die immer viel Freude bereitet habe. Es sei nicht immer einfach gewesen, aber „dafür werden wir nicht gewählt“. Fink bedankte sich bei seiner Vorzimmerdame Claudia Hoffmann, die Emotionen waren deutlich spürbar, als er erzählte, wie sie sich blind verstehen und er sich immer auf sie verlassen kann. Zum Schluss äußerte Fink drei Wünsche: Erstens, dass man ihn in positiver Erinnerung behalten soll. Zweitens, dass man auf die Mitarbeiter - auch in den Außenstellen - aufpasst. Und drittens - nun gingen seine Worte fast in den Emotionen unter: „Passen Sie auf unser Oberursel auf“.

Das gesamte Publikum erhob sich zu stehendem Applaus, Mitglieder der OBG überreichten Fink ein unterschriebenes Tempo-30-Schild, Fraktionsvorsitzender Andreas Bernhardt versicherte dabei, dass es nicht irgendwo einfach abmontiert wurde, und die Musiker sangen „Always Look On The Bright Side Of Life“.

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