Oberursel. „Musik macht alles besser.“ Wenn Johanna das ausspricht, dann ist das ein Statement voller Kraft, Überzeugung und immenser Freude. Sie sagt es mit einem strahlenden unwiderstehlichen Lächeln. Kein Zweifel ist da mehr möglich. Gerade hat sie mit ihrem neuen Trio erstmals auf der Bühne gestanden vor großem Publikum, im Rushmoor-Park beim „Orscheler Sommer“, gut 200 Leute sind gekommen zum Auftritt der „Theaterkids“.
Vielleicht auch, um die Musik des jungen Pop-up-Trios „AlCoJul“ zu hören. Drei Jungs, die die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen zum Bandnamen verknüpft haben. Weil Alwin, Conrad und Julius, deren Stern beim „Orscheler Sommer 2023“ aufging, kurzfristig unpässlich waren oder Besseres zu tun hatten, man weiß das nicht so genau, kam die Stunde oder besser die zwei Stunden von Johanna, Anna und Emma, die es bei ihrer Namenswahl nicht so kompliziert machten. Dirk Müller-Kästner, der Frontmann der Veranstalter vom Verein „Kunstgriff“, stellte sie kurz und knapp mit ihren drei Vornamen als „Sunflower-Trio“ vor. Passte perfekt zum von Sonne durchmischten Spätnachmittag im Park.Vieles passte an diesem Tag auf dem Wiesengelände hinter Kirche und Weiher wunderbar zusammen. Vielleicht weil es nicht ganz perfekt war, eben jugendlich innovativ, spielerisch spielfreudig, fast spontan auf der Schauspielbühne und dezent im Hintergrund bei den Zwischenspielen der Sonnenblumen. Allein der Einstieg und der Ausstieg mit Phrasen zum Klassiker „Tequila“ machten Lust auf mehr Musik von den jungen Damen, die da erstmals gemeinsam auf der Bühne standen. „Ohne Lampenfieber“, versicherte Johanna, die das Saxofon spielte, weil Musik einfach alles besser macht. Anna an der Posaune und Emma mit der Trompete fanden das übrigens auch. Johanna hatte kaum eine andere Chance, der Vater ist Musiklehrer und hat am Vormittag beim Frühschoppen mit seinem Kontrabass und seiner Band „Perdido“ auf der gleichen Bühne gestanden, die Mama spielt Cello und singt gerne, Bruder Alwin, ja der Alwin, der keine Zeit hatte am Sonntag, weil er Handball-Hessenmeister werden wollte, und auch die drei anderen Geschwister spielen alle Instrumente. Und weil Emma und Anna auch Spaß haben an der Musik, haben sie der spontanen Anfrage halt ihr Jawort gegeben. Und dieses nicht bereut.
„Komödien des Alltags“, als kurze Sketche vom neunköpfigen Ensemble der „Theaterkids“ dargeboten, und die Musik der „Sunflowers“ im Wechsel sorgten für einen launig-lustigen Nachmittag, zu dem auch eine kurze Zwangspause beitrug, als um 18 Uhr das große Geläut der benachbarten Christuskirche erklang. „So können wir nicht casten“, flocht das stets auch als Trio auftretende Ensemble spontan in den Text ein. Der Sketch vom Casting junger Damen für die neue Netflix-Serie „Holly in Love“ ging trotzdem so flott zu Ende wie er begann. Das Ensemble übrigens ein reines Mädchen-Team, fast alle ungefähr zwischen 14 und 16 Jahren, wie ihr Mentor Jochen Neubauer verriet, den Dirk Müller-Kästner als Regisseur, Motivator und Frauenversteher vorstellte. Die Alltagsgeschichten vom Einkaufen mit der notorisch jung gebliebenen Mutter und anderen peinlichen Momenten beim Klamottenkauf, Szenen aus dem Schulalltag einer verrückten Schulleiterin und deren genervten Kolleginnen, Mutter-Tochter-Dialoge mit gegenseitiger Erpressung und ähnliche Torturen im Alltag junger Mädchen haben die „Theaterkids“ übrigens alle selbst entworfen.
Mit „vielen Dank für die tolle Frauenpower“ und Gutscheinen von Birgit Kindler und viel Beifall vom Publikum wurden die zwölf Powermädchen verabschiedet.