„Frisch gepresst“ rocken „Portstraße“

Mit einem Paukenschlag meldet sich „frisch gepresst“ in der „Portstrasse“, die den Publikumsansturm nicht aufnehmen kann, zurück. Foto: Lutz Thümmel

Oberursel (ow). Drei Jahre ist es her, dass „frisch gepresst“ zuletzt in der „Portstrasse” rockten. Ihrem Wohnzimmer, wie sie selbst sagen. Kurz nach dem Auftritt im Januar 2020 wurden alle Veranstaltungen abgesagt.

Nun war die lange Pause zu Ende. Für die Band und für hunderte Fans, die darauf warteten, „frisch gepresst“ endlich wieder in ihrer „Portstrasse“ zu erleben. Es kamen viele, sehr viele. Nicht alle konnten eingelassen werden. Nach nicht einmal einer Stunde hieß es „sold out”. Nichts ging mehr. Die „Portstrasse“ war mit 200 Besuchern rappelvoll. Auch noch so kreative Begründungen, mit denen einige hofften, doch noch durch die großen Holztüren schlüpfen zu können, halfen nichts.

Pünktlich 20 Uhr gingen die Saallichter aus und die Spots an. Und wie vor drei Jahren begannen die sechs Musiker mit einer Überraschung. Das erste Set spielten sie ausschließlich „Genesis“-Stücke. Sehr zur Freude ihrer treuen Fangemeinde. Und zur Verblüffung mancher, die teils 50 Kilometer angereist waren und von der heimlichen „frisch gepressten“ Liebe zu „Genesis“ nichts wussten. Von „Squonk” über „Behind The Lines”, „Home By The Sea”, dem Ohrwurm „Follow You Follow Me” und „Firth Of Fifth” ging es zum speziell arrangierten Medley, das von „The Lamb Lies Down On Broadway” dominiert wurde. Und bevor mit „Carpet Crawler” die heimliche „frisch gepresst-Genesis-Hymne“ angestimmt wurde, gab es eine Premiere.

Die Band hatte die Pandemiezwangspause genutzt, um sich selbst einen großen Wunsch zu erfüllen: Endlich „The Cinema Show” live zu spielen. Eines der großen, der ganz großen „Genesis“-Stücke. Veröffentlicht vor fast 50 Jahren auf ihrem Album „Selling England By The Pound”. Die sechs Musiker Jochen Hundhausen (Gitarre, Gesang), Heiko Himmelhuber (Gesang), Andreas Egner (Gitarre, Gesang), Marek Stasek (Bassgitarre), Dieter Nellinger (Schlagzeug, Gesang) und Martin Ley (Keyboard) hatten über ein Jahr an der „Cinema Show“ geprobt. Nun waren die Sechs, obwohl seit 32 Jahren auf der Bühne, durchaus aufgeregt. Nach elf Minuten, in denen die Band über sich hinauswuchs, fast schwebte, waren Publikum und Band ganz oben angekommen. Im Rockhimmel!

Nach der Pause, in der– wie immer bei „frisch gepresst“ – die Bar ordentlich zu tun hatte, folgte mit Stücken von „Pink Floyd“, „Dire Straits“, Manfred Mann, „Supertramp“, „Led Zeppelin“ oder „Queen“ das zweite, das „Genesis-lose” Set. Nach drei Stunden schloss das epische „Music” von John Miles den Rockabend in der „Portstrasse“ ab.

Es war wieder einmal ein Besonderer. Die Zwangspause war vergessen. Viele Gäste blieben noch im Saal oder an der Bar, um mit den Musikern, Freunden und Bekannten zu quatschen. „frisch gepresst“-Konzerte sind auch immer ein Wiedersehen für viele. „Wir freuen uns schon aufs nächste Mal”, so gingen Publikum und Band auseinander.

Die Reise wird weitergehen, und auch die „Cinema Show“. Am Freitag, 31. März, im Forum Friedrichsdorf spielen die sechs Jungs eine neue Show ähnlich der in der „Portstrasse“ mit zwei Sets, von denen das erste wieder eine reine „Genesis“-Stunde sein wird.

An die – neben den 400 lachenden – wenigen weinenden Augen, die den Abend nicht erleben konnten, gerichtet, versprachen Band und Veranstalter, dass es beim nächsten Mal in der „Portstrasse“ ein anderes Ticketing geben werde, damit niemand draußen bleiben muss.

Eine frenetische Nacht, „a night to remember“, läutete das „frisch gepresste“ Rockjahr ein. „We Came For You” sangen Heiko Himmelhuber und seine fünf Bandkollegen. Und sie werden wiederkommen.



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