Oberursel (ow). Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Hochtaunus und die Stadt laden im Rahmen des Tags des Offenen Denkmals für Sonntag, 8. September, um 14.30 Uhr zu einer Führung auf dem jüdischen Friedhof in der Altkönigstraße unterhalb des Schwimmbads ein. Die Historikerin Angelika Rieber wird über die Geschichte des Friedhofs und der früheren jüdischen Gemeinde in Oberursel informieren.
Der kleine Friedhof wurde der jüdischen Gemeinde 1857 von der Kommune zur Verfügung gestellt. Zuvor wurden die Oberurseler Juden auf anderen Friedhöfen wie dem Beerdigungsplatz in Seulberg bestattet. Der älteste noch erhaltene Grabstein ist aus dem Jahr 1866. Der letzte Grabstein erinnert an den im Konzentrationslager Buchenwald verstorbenen Alfred Feinberg und stellt einen direkten Bezug her zum gewaltsamen Ende jüdischen Lebens in Oberursel. Nur ein Teil der Grabsteine blieb erhalten. 1944 wurden Grabsteine im Wert von 150 Reichsmark an einen Steinmetz aus dem Hintertaunus verkauft.
2020 erschien eine Dokumentation dieses Friedhofs: „Hier ruht eine tüchtige Frau, Krone des Hauses, gottesfürchtig, lauter und aufrecht“ – Der jüdische Friedhof in Oberursel. Die 43 noch vorhandenen Grabsteine der Beerdigungsstätte wurden von Dr. Lothar Tetzner entziffert und übersetzt. Zusammen mit Angelika Rieber hat er weitere familiengeschichtliche Daten recherchiert und zusammengestellt. Außerdem hat sich die Historikerin auf Spurensuche zur Geschichte des Friedhofs begeben.
Dieser Friedhof ist der einzige Ort in Oberursel, der sichtbar an die frühere jüdische Gemeinde erinnert, an das einstige jüdische Leben ebenso wie an die Zerstörung während der NS-Zeit. Die Inschriften der Grabsteine sind heute zum Teil verwittert. Nur selten kommen Angehörige, die in aller Welt verstreut leben, um die Gräber ihrer Vorfahren zu besuchen, doch der Friedhof und die einzelnen Grabsteine führen anschaulich vor Augen, welch lebendiges jüdisches Leben es einst in Oberursel gegeben hat.
Für die Nachfahren der früheren jüdischen Bewohner der Taunusstadt, für deren Kinder, Enkel und Urenkel, sind die noch vorhandenen Gräber des Friedhofs wichtige Belege für die Existenz ihrer Vorfahren in Deutschland und damit wichtige Orte der Erinnerung.