Die ganze Schule arbeitet daran, Werte filmisch darzustellen

Dreharbeiten in der Mediothek mit Creative Direktor David Kehlmann und Kameramann Felix Koch, die hier Lehrerin und SV-Leiterin Silvia Reviol filmen. Foto: fch

Oberursel (fch). „Hey Leute, stellt euch vor, wir hätten eine Gesellschaft, in der alle so sein dürfen wie sie sind. Stellt euch vor, in dieser Gesellschaft hätten alle die gleichen Chancen. Stellt euch vor, als Teil dieser Gesellschaft das Zusammenleben mitzugestalten.“ Mit Sätzen wie diesen appellieren in der Schülerverwaltung (SV) aktive Schüler, aber auch Lehrer, Mitarbeiter und Schulleitungsteammitglieder der Feldbergschule an alle, die sich ab dem „Tag der offenen Tür“ am 5. Februar die Kurzfilme zum Thema „Für Diversität und gegen Rassismus“ auf der Schulhomepage unter www.feldbergschule.de ansehen.

Die Idee zu den Filmen hatten 13 SV-Schüler. Ihren Wunsch teilten sie dem Lehrerkollegium mit, das die Idee begrüßte. Unterstützt wird das Filmprojekt auch von Linda Turkmen vom Internationalen Bund (IB) Hochtaunus, die an der Feldbergschule Respect Coach ist. Schulleiter Peter Selesnew freut sich über die Initiative der Schüler, die hervorragend zur Auszeichnung der Feldbergschule als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ passt.

Das Projekt des gemeinnützigen Vereins „Aktion Courage“ ist ein bundesweites Schulnetzwerk. Gegründet haben den Verein 1992 Bürgerinitiativen, Menschenrechtsgruppen, Vereine und Einzelpersonen als Antwort auf den gewalttätigen Rassismus, der sich in Mölln, Solingen, Hoyerswerda und Rostock Bahn gebrochen hatte. Jede Schule kann den Titel erwerben, wenn mindestens 70 Prozent aller Menschen, die in einer Schule lernen und arbeiten, sich verpflichten, sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt an ihrer Schule zu wenden. Das ist an der Feldbergschule der Fall. Geplant ist ein Anti-Rassismus-Tag, dessen Datum noch nicht feststeht, sowie eine Lesung mit anschließender Diskussion im März mit Mo Asumang, der Autorin von „Mo und die Arier – Allein unter Rassisten und Neonazis“.

„Aktuell dreht unsere Schülervertretung mit Unterstützung durch Profis mehrere Kurzfilme, in denen sie die für die Schulgemeinschaft angestrebten Werte filmisch darstellen“, informiert der Schulleiter. Regisseur und Kameramann ist mit Glen Kehlmann ein ehemaliger Feldbergschüler. Nach dem Abitur 2018 hat er an der Technischen Hochschule Darmstadt Motion Picture (Film), ein Film- und Fotografie-Studium begonnen. Für die Tonaufnahmen ist sein Kommilitone Felix Koch zuständig. Das Duo verfügt über viel Erfahrung, hat bereits mehrere Filme für Kunden, darunter namhafte Unternehmen, gedreht.

Bevor am Montag die dreitägigen Dreharbeiten mit den beiden Profis starteten, waren die SV-Schüler fleißig. „Die Vorbereitungen haben vor drei Wochen begonnen. Es mussten viele Fragen geklärt werden. Unter anderem, wie man so ein Projekt angeht und erfolgreich umsetzt“, berichten beteiligte Schüler. Acht SV-Schüler waren in die Vorbereitungen involviert. Zu den Aufgaben gehörte unter anderem das Schreiben der Texte, die aussagen sollten, für was die Schule steht. Dazu gehören Werte wie gelebte Vielfalt, Respekt vor-einander, Akzeptanz gegenüber individuellen Lebensentwürfen, Gleichwertigkeit von Menschen, Vielfalt und mehr.

Alle diese Texte werden jetzt beim Filmdreh von den fünf SV-Schülern Lydia, Mohamed, Atussa, Timo und Bianca vorgelesen. Ergänzt wird das SV-Team durch weitere Sprecher aus der Schulgemeinschaft. Zu ihnen gehören mit Jan Kaiser der stellvertretende Schulleiter und Ute Strasser, die Schulleiterin der Fachoberschule. Vor der Kamera zu sehen und zu hören sein werden aber auch Sekretärin Gabriele Marschall, Hausmeister Peter Gottschalk, Lehrerin, Schulseelsorgerin und SV-Leiterin Silvia Reviol sowie die Schulsozialpädagoginnen Isabelle Immel und Duygu Ülger, um einige zu nennen. Alle freuen sich über die positiven Aussagen, Diskriminierungen werden nicht benannt. Stattdessen appellieren die Redner an alle 1700 Schüler, Lehrkräfte, Mitarbeiter und Zuschauer, sie in ihrem Anliegen zu unterstützen und sich aktiv für Diversität und gegen Rassismus einzusetzen.

Störungen und Lampenfieber

Spannend waren die Dreharbeiten für die an der Umsetzung beteiligten Schüler in einem Klassenraum und in der Mediothek. Schnell erkannten alle, dass vieles bei einem Filmdreh beachtet werden muss. Immer wieder mussten die Dreharbeiten trotz guter Vorbereitung wegen Störungen wie lauten Gesprächen auf dem Flur, Türknallen, lautem Hupen oder Vogelgezwitscher unterbrochen werden. Trotz aller Konzentration verhedderten sich Sprecher immer wieder beim Vortragen des Textes, und alles musste neu gedreht werden. Filmen ist anstrengend, macht aber auch viel Spaß.

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