Geschwister-Jeckel-Stiftung: 40 Jahre für das Wohnhilfswerk

Im Dienste der Geschwister-Jeckel-Stiftung und des Alfred-Delp-Hauses: Ehrenvorsitzender Dr. Norbert Dickopf und Vorsitzender Hans-Joachim Zinner (v. l.). Foto: fch

Oberursel (fch). „Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, dann hat sein Leben einen Sinn gehabt“, notierte Alfred Friedrich Delp SJ (1907-1945). Das Zitat des im „Kreisauer Kreis“ aktiven Widerstandskämpfers und Jesuiten, der von den Nationalsozialisten am 2. Februar 1945 in Plötzensee hingerichtet wurde, ist im neuen Prospekt des Wohnhilfswerks für behinderte Menschen abgedruckt.

Dr. Norbert Dickopf gründete zusammen mit Eltern von Behinderten 1979 das gemeinnützige Wohnhilfswerk in Oberursel mit dem Ziel, „ein Wohnangebot für geistig behinderte Menschen in der Nähe der Eltern in familiärer Atmosphäre zu schaffen“. Das ist ihm gelungen. Eng verbunden ist das Wohnhilfswerk mit der Geschwister-Jeckel-Stiftung (GJS). „Ohne die GJS wäre das 2006 feierlich eingeweihte ,neue‘ Alfred-Delp-Haus nie entstanden und hätte sich nicht so weiterentwickelt.“ Auf eine Initiative des ehemaligen Internisten und langjährigen Vorsitzenden des Wohnhilfswerkes geht die Gründung der GJS vor 40 Jahren zurück. Sie wurde am 25. November 1981 von Therese Jeckel in ihrem und im Namen ihres bereits 1958 verstorbenen Bruders Karl mit Teilen ihres Erbes gegründet. Zum Erbe gehören zwei Mehrfamilienhäuser, einige Grundstücke und Wiesen sowie Geld. Die aus einer Landwirtsfamilie stammenden Geschwister waren ledig geblieben und hatten keine Kinder.

Das finanzielle Engagement der GJS lag von Beginn an auf dem Wohnhilfswerk. Zweck der GJS ist es, Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung aus Oberursel und Umgebung zu fördern und zu unterstützen, für sie zu sorgen, sie auszubilden und zu pflegen. Erster Vorsitzender der GJS war Dr. Dickopf, der seit 2011 Ehrenvorsitzender ist. Neuer ehrenamtlicher Vorsitzender ist seit einem Jahr der Bad Homburger Steuerberater Hans-Joachim Zinner. Er ist der GJS seit mehr als zwei Jahrzehnten verbunden, war im Kuratorium aktiv und ist es jetzt erneut im Vorstand. Die GJS wird ehrenamtlich von drei Vorstandsmitgliedern geführt, dem Kuratorium gehören vier Ehrenamtliche an. Auch vier Jahrzehnte nach ihrer Gründung ist die GJS finanziell gut aufgestellt. „Wir haben seit 1981 mit kompetenter Unterstützung durch Fachleute im Vorstand Kapital aufgebaut.“

Heute ist nicht mehr wie anfangs der Caritas-Verband Limburg Träger des Wohnhilfswerks, sondern das St.-Vincenzstift Rüdesheim. Das Wohnhilfswerk und die GJS finanzierten unter anderem von 1992 bis 1998 das „Haus Herzbergstraße“ für Betreutes Wohnen und das neue Verwaltungsgebäude. Von 2002 bis 2006 finanzierte die Stiftung mit 600 000 Euro die komplette Renovierung der Anlage mit Umbau der Verwaltung und Gründung einer Tagesförderstätte. Und sie unterstützte 2006 die Anlage des Ralph-Dickopf-Platzes im Innenhof des Alfred-Delp-Hauses. An Ralph Dickopf (1962-1981), ältester Sohn von Dr. Norbert Dickopf und eigentlicher Begründer der Wohnanlage, erinnert seit 1989 eine Bronzetafel.

Für den Träger sei das Alfred-Delp-Haus ein Riesenprojekt. Im Personalbereich wie durch die Unterstützung gezielter Maßnahmen. Heute leben 60 Erwachsene mit geistiger oder mehrfacher Behinderung im Alfred-Delp-Haus und 80 im Betreuten Wohnen. Durch Umbauten wie im Alfred-Delp-Haus, wo Einzelzimmer mitfinanziert wurden, die Neugestaltungen des Innenhofs mit Wasserspielen und Wasserdurchlauf durch das Gelände (2015), den Bau von Häusern, zu denen auch das über 24 Plätze verfügende „Haus Königs-egg“ mit Jugendtreff im St.-Hedwigsweg gehört, die Unterstützung von Freizeiten, Jugendbildungskursen und Anschaffungen, ist die Hilfe vielfältig. Zu den neuen Projekten der GJS und des Wohnhilfswerks gehört auf Bitten des St.-Vincenzstifts, das auch eine Einrichtung in Rumänien hat, die Unterstützung bei der Digitalisierung und Kommunikation.

Im Rahmen des Sommerfests feierte das Wohnhilfswerk 2019 sein 40-jähriges Bestehen. Die sie unterstützende GJS besteht in zwei Wochen seit vier Jahrzehnten. Mit ihrer Entscheidung, ihr Vermögen in eine Stiftung einzubringen, haben Therese Jeckel wie auch die Vorstands- und Beiratsmitglieder des Wohnhilfswerkes und der GJS mit ihrem ehrenamtlichen Engagement alle von Alfred Delp genannten Werte erfüllt.



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