Oberursel. Bei der 10. Hessischen Apfelweinmeisterschaft in der Äppelwoi-Straußwirtschaft „Alt Orschel“ wurde an drei Tagen die Frage gestellt, wer den besten Apfelwein im ganzen Land macht. Die Frage wurde am frühen Sonntagabend beantwortet: Es ist Klaus Joachim Etzel aus Wehrheim, der damit auch zum hessischen Apfelweinkönig gewählt wurde.
Insgesamt hatten sich 20 Teilnehmer aus ganz Hessen zu der Apfelwein-Verköstigung im „Alt-Orschel“ beworben, die alle bereits lokale oder regionale Apfelweinkönige sind. Bei der Blindverkostung konnten Gäste der Äbbelwoi-Straußwirtschaft alle Proben testen und nach einem Fünf-Punkte-System bewerten. Die Idee, hessischen Privatkelterern eine eigene Plattform zu geben und den hessischen Apfelweinkönig vom Volk wählen zu lassen, hatte der Oberurseler Apfelwein-Spezialist Johannes „Jockel“ Döringer. Schon mit 15 Jahren lernte er das Apfelweinkeltern von seinem Opa. Seitdem hat ihn die Leidenschaft gepackt, um jedes Jahr neue und spannende Geschmackskreationen hervorzubringen. Er kombiniert verschiedene Zutaten, probiert und verbessert. „Es wird so lange abgeschmeckt, bis der perfekte Geschmack gefunden ist“, sagt er. Für diesen Geschmack hat er bereits selbst mehrere Preise und Auszeichnungen bei Verköstigungen erhalten.
Nur Sieger von lokalen oder regionalen Verkostungswettbewerben, die ausschließlich für den eigenen Bedarf produzieren, konnten mit ihrem Stöffche an der Verkostung zum Hessischen Apfelweinmeister teilnehmen. Sie kamen unter anderem aus Ortenberg, Dortelweil, Oberjosbach oder Michelbach, aber auch aus der näheren Umgebung. Mit dabei waren auch die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) aus Bad Homburg und die Oberurseler Apfelweinkönige Jürgen Ochs und Felix Krusche sowie Michael Braun und Matthias Merkel aus Oberstedten. Alle Teilnehmer gaben jeweils 30 Liter ihres Produkts ab. Präsentiert wurden die Schoppen in einem Zehn-Liter-Glasballon. Anhand festgelegter Kriterien auf der Abstimmungskarte wurde am Ende des dritten Tags der zehnte hessische Apfelweinmeister ermittelt und inthronisiert.
Einige Regeln hatten die Teilnehmer zu beachten. So gilt Apfelwein nur dann als echter reiner Apfelwein, wenn er aus unbehandelten Äpfeln der Region gewonnen wurde. Zu seiner Veredelung sind ausschließlich frische heimische Früchte gestattet, etwa Wildobst- sorten wie Mispel, Schlehe, Speierling, Quitte oder der Wildapfel. Zusätze jedweder anderer Art sind nicht erlaubt.
Etwa 280 Verkoster sind in den drei Tagen angetreten und haben ihre Bewertung abgegeben. Auch für die diesjährige Apfelweinsaison wurden Prognosen abgegeben: „Dieses Jahr wirds Stöffche sauer, die Sonne hat im Frühjahr fürs Oechsle gefehlt.“
Am Sonntag um 18 Uhr stieg die Spannung, denn nun wurden die Platzierungen der Apfelweine bekanntgegeben. „Bembel Nummer acht kommt auf Platz zehn“, rief Johannes Döringer ins Publikum. Weiter ging es hinauf bis Platz drei, den Jürgen Kraft aus Frankfurt-Seckbach mit seinem „Kraftstoff“ belegte. Der zweite Platz ging an Sebastian Reinhardt aus Michelbach und seinen Schoppen „Wehrheimer Gold“. Ja, und der Sieger Klaus Joachim Etzel erreichte mit seinem „Goldbohm“ 175 Punkte und kam damit auf den ersten Platz. „Jockel“ Döringer überreichte ihm im Beisein von Brunnenkönigin Verena I. und ihrem Brunnenmeister Andreas den Siegerbembel. Damit ist Joachim Etzel der neue hessische Apfelweinkönig. „Ich komme aus dem Apfeldorf Wehrheim und freue mich riesig!“, rief er dem jubelndem Publikum zu. Kurze Zeit später versammelten sich viele Gäste um ihn herum, denn er zapfte für jeden, der wollte, aus seinem Zehn-Liter-Glasballon mit der Nummer 11 einen Schoppen ab. Denn schließlich war es das Stöffche des hessischen Apfelweinkönigs.
Gut gefüllt ist die Äppelwoi-Straußwirtschaft „Alt Orschel“, als der Apfelweinkönig 2022 gekürt wird. Foto: Ehmler