Oberursel. „Wenn’s losgeht, sind wir da!“ Mit diesem Lied betraten am Freitagabend bei Nieselregen die Orscheler Kerbeborschen und -mädchen das Festzelt an der Bleiche. Kai Hofstetter, Vorsitzender vom Verein zur Förderung des Brauchtums in Oberursel, begrüßte die Gäste und wünschte allen eine schöne, friedvolle und offene Kerb. Bürgermeisterin Antje Runge bedankte sich bei den Kerbeborschen für die Organisation der Kerb und den Erhalt der Kerb.
Da Brunnenkönigin Janine I. in Urlaub war, wurde sie von Ex-Brunnenkönigin Carolyn II. vertreten. Sie überreichte einen Bembel von Janine an das Kerbepaar Gérôme Löw und Michelle Grünewald. Anschließend führte Bürgermeisterin Antje Runge den Bieranstich mit vier Schlägen durch. Bis in die Nacht hin-ein legten die DJs „Mr. ROD“ und „E.M.B.D.A.“ auf, während am anderen Ende des Zelts Christoph Spreitzer Lose für die Tombola verkaufte, in der es Preise von Oberurseler Unternehmen zu gewinnen gab.
Am Samstag mussten die Kerbeborschen früh aufstehen, um in den Stadtwald zu fahren und den Kerbebaum zu schlagen. Um 8 Uhr trafen sie sich am Marktplatz, gegen 10 Uhr fiel der Baum. Nach dem Frühstück machten sie sich mit dem Baum auf den Weg zurück in die Stadt. Gegen 12 Uhr trafen sie in der Hohemarkstraße kurz vor dem Hommkreisel auf die „Frohsinn-Brassband“ und die Bürgermeisterin, Stadtrat Andreas Bernhardt und Mitglieder des Magistrats, die den Baum nun begleiteten. Weiter ging es den Holzweg entlang und dann quer über den Epinay-Platz, wo gerade der Wochenmarkt stattfand. Viele Marktbesucher unterbrachen ihre Einkäufe kurz, um den Kerbeumzug anzuschauen. Über die Bärenkreuzung ging es in die Vorstadt. Der Baum wurde dabei von mehreren Traktoren begleitet, die mit den Kerbefahnen aus vergangenen Jahren geschmückt waren. Am Ende der Ackergasse gab es ein kleines Problem, denn der Baum mit seinem etwas über 20 Metern Länge ließ sich nur in Millimeterarbeit und durch das Abhängen des Anhängers um die Ecke in die Eppsteiner Straße bugsieren, das gleiche Problem gab es kurz danach an der Ecke in die Obere Hainstraße hinein. Aber von dort schaffte es der Anhänger geradeaus bis pünktlich kurz vor 13 Uhr zum Festplatz.
Vor dem Festzelt wurde der Kerbebaum vom Anhänger vorsichtig abgeladen und geschmückt. Außer dem Kranz wurden ein Flamingo und die „Schlumpel“ befestigt. „Die Bedeutung unserer Schlumpel ist relativ simpel: Als die Kirchweihe eingeführt wurde, wurden damals echte Single-Frauen oben draufgesetzt, um sie an diesem Wochenende zu schützen. Natürlich macht man das heutzutage nicht mehr, und jetzt hat es eine traditionelle Bedeutung für uns. Es gibt ein Brauchtum. Wer die Schlumpel klaut, kann eine Auslöse fordern. Die Puppe ist quasi unser Heiligtum über das gesamte Wochenende,“ erklärte Pressesprecher Tom Weinmann.
Währenddessen wurde das Loch für den Baum vorbereitet. Vor einigen Jahren wurde es zwei Meter tief in der Bleiche ausgegraben und mit Betonrand versehen. Um es von einem Holzstück zu befreien, wurde ein Kerbeborsch kopfüber in das Loch hinabgelassen.
Nun wurden unter dem Baum immer längere Stangen platziert, um den Baum anzuheben, und immer weiter nach vorne verschoben, bis irgendwann der Kerbebaum in seinem Loch stand. Dort war er der Tradition nach höher als das Festzelt, aber nicht so hoch wie der Kirchturm.
Nun durfte Carolyn II. das Äppelwoi-Fass anstechen, was sie mit drei Schlägen souverän schaffte. Drei Gläser davon gingen gleich an Pfarrer Andreas Unfried, mit zweien davon segnete er „im Namen des Vaters und des Sohnes“ die von Ina Kaltenbach gemalte Kerbefahne. Den Äppelwoi im dritten Glas teilte er mit dem Heiligen Geist. „Möge die Kerb friedlich bleiben, möge die Kerb allen Spaß machen, möge sie uns zusammenführen über alle Grenzen weg,“ sagte er. Auf der Fahne waren Motive aus der Kerb zu sehen: der Kranz, die Feuertonne, der Giggelbembel und der Kirchturm.
Abends im vollen Festzelt spielte bei guter Stimmung und Seifenblasen die Band „Let the Butterfly“. Draußen auf dem Zeltplatz konnten die Besucher sich über den Wellenreiter „Discobahn“, Autoscooter, Dosenwerfen und Sternschießen erfreuen. Für die hungrigen Besucher gab es außer dem Grillstand auch Crêpes, Churros, Pommes vom Chips King, Popcorn, gebrannte Mandeln und Zuckerwatte. Für ganz kleine Besucher fuhr die „Dreamland Express“-Eisenbahn.
Die Kerbeolympiade am Sonntagnachmittag wurde mangels Teilnehmer abgesagt, der Pokal wurde an Nils von den Bommersheimer Kerbeborschen überreicht, da er als Einziger von einem anderen Verein angetreten wäre. Die Orscheler Kerbeborschen freuen sich auf mehr Teilnehmer im nächsten Jahr.
Der Abschluss für das Kerbepaar war am Sonntagnachmittag der Giggelschmiss. Hier bekam das Kerbemädel Michelle die Augen verbunden und musste unter Anleitung von Gérôme mit einem Dreschflegel einen Bembel zerschlagen, in dem ein Gummihuhn versteckt war. Insgesamt fünf Schläge hat sie dafür gebraucht. Das Abendprogramm mit der Band „Baba Explosion“ und Musik von „Abba“ wurde von Michael „Tarzan“ Thalhofer organisiert und gehörte daher nicht direkt zum Programm der Kerbeborschen, dennoch waren sie ganz vorne im Festzelt mit dabei und sangen kräftig mit. Schließlich ging die Taunuskerb mit dem Familientag auf dem Festplatz am Montag zu Ende.