Oberursel. „Und pass gut auf das Zepter auf, dass du es nicht verlierst!“ Insider vom Bommersheimer Carneval Verein (BCV) verstanden die Bedeutung dieses wichtigen Tipps, den der soeben verabschiedete Kinderprinz Julius I. seinem Nachfolger Leonhard I. bei der Übergabe der Insignien mit auf den Weg gab. Zuvor hatte auch die Krone der Kinderprinzessin die Trägerin gewechselt. Annabel I. setzte sie ihrer Nachfolgerin Emilia I. vorsichtig aufs Haupt.
Minutenlang spendete das närrische Publikum in der rappelvollen Burgwiesenhalle dem scheidenden Kinderprinzenpaar den wohlverdienten Abschiedsapplaus, mit minutenlangem Begrüßungsbeifall und Jubel empfingen die Inthronisationsgäste das neue Kinderprinzenpaar schon während seines Einzugs in den Saal und seiner ersten Worte an das Volk auf der Bühne.
Etwas Wehmut schwang mit, als Julius Metlicar sagte: „Zwei Jahre lang durft’ ich als Prinz Julius grüßen und euch die Fassenacht mit meiner Prinzessin versüßen.“ – „Das bin ich und war auch stets bereit in meinen zwei Jahren Prinzessinnen-Zeit“, ergänzte Annabell I., ehe sie wieder zu Annabell Koch wurde. Corona mit seinen Beschränkungen hatte den beiden „eine Kampagne zur Probe und eine Kampagne als Profis“ beschert, merkte Sitzungspräsident Steffen Kitz an. Und die beiden erzählten vom Taunus-Karnevalsumzug, von ihrem Auftritt vor 3000 Fans bei den Frankfurter „Skyliners“, von ihren Erlebnissen mit der „großen“ Prinzessin Fiona I. – „wir regierten mit Fiona Orschel und das Rathaus, die Antje schlief zu Hause aus“ – , von „Bällen, Sitzungen , Kinderfassenacht, alles haben wir mitgemacht. Auch zum Minister in Wiesbaden waren wir dann eingeladen“. Wem schenkt der Prinz seine Federn? Gespannt fieberte das Publikum der Antwort entgegen. Hochemotionale Momente, als er die erste Feder seiner Mutter Caro Metlicar reichte, die zweite an seinen Hofmarschall Benjamin Müller, die dritte an die Orscheler Ex-Prinzessin Fiona I., seine „große“ Prinzessin.
Als sie – noch draußen vor dem Saal – zuhörten, dürften Leonhard I. und Emilia I. gleich noch mehr Lust auf das kommende Jahr ihrer Amtszeit bekommen haben. Der Kirdorfer ist sowohl Mitglied bei den „Freunden des Carneval“ (FdC) durch seinen Papa Matthias Zeitz, den stellvertretenden Vorsitzenden und langjährigen Hofmarschall, und im BCV durch seine Mutter, die Brunnenkönigin Isabell I. im Jahr 2009 war. Die Kirdorfer Jugendfeuerwehr und Sport sind die bevorzugten Hobbys des neuen Prinzen, der zugleich der große Bruder der „kleinen Maus“ Lena ist. Seine Prinzessin ist Emilia Claus, ein Bommersheimer Gewächs, das mit fünf Jahren zum ersten Mal auf der BCV-Bühne getanzt hat. Kein Wunder, ist die Mama Franzi doch seit langer Zeit schon Betreuerin der Mini-Minis des BCV und Papa Renè eine Stütze des Aufbau-Teams. „Tanzen, schminken, Haare machen, das sind Dinge, die ich gerne mache“ – die geborene Prinzessin! Ihr Bruder Moritz begeistert nicht nur im Garde-Training die Mädchen. Der Hofstaat der beiden besteht aus dem ebenfalls neuen Hofmarschall Maria Dienst und den beiden Pagen Tala Dienst, Marias Tochter, und dem nur wenige Minuten vor Dienstantritt verabschiedeten Ex-Prinzen Julius Metlicar, der während der Veranstaltung auch als Page seine Prinzenrobe selbstbewusst weiter trug.
Nicht weniger Glanz als die kleinen Gastgeber-Tollitäten selbst versprühten deren Gäste mit ihrem Hofstaat. Gekommen waren die Taunus-Tollitäten, Prinzessin Fabiana I. von Merzhausen zu Usingen vom UCV, Andrea I., 76. Sodenia der Sodener Karneval Gesellschaft, und die Bad Homburger Prinzessin Janina I. vom Carnevalverein „Heiterkeit“.Prinz Sascha I. vom Kransberger Narren Club warf die Frage auf, ob es in Zeiten von Kriegen und Fremdenfeindlichkeit angemessen sei, fröhlich zu feiern. Ein klares „Ja“ war seine Antwort, denn die Welt brauche „Boten wie uns für Geselligkeit und Freude, Frieden und Spaß“. Ein gutes Beispiel dafür lieferte das Orscheler Prinzenpaar Patrick I. und Yvonn I. Mit dem Mikro in der Hand wirbelte es mit ihrem Schlager „Hey, wir tun es nochmal“ über die Bühne und mischte den Saal auf. Dort befanden sich Abordnungen unzähliger befreundeter Karnevalvereine aus der Umgebung. Auch bürgerliche Honorationen, allen voran Landrat Ulrich Krebs, Stadtverordnetenvorsteher Lothar Köhler und Bürgermeisterin Antje Runge verfolgten den Wechsel auf dem Kinderprinzenpaar-Thron.
Sie alle wurden von dem umwerfenden Spektakel des gemeinsamen Auftritts sämtlicher Garden des BCV empfangen. 70 Tanzbein-Paare bewegten sich im Takt, akrobatische Hebefiguren und „fliegende“ Tänzerinnen begeisterten das Publikum. Mitten drin in dem rhythmischen Hexenkessel der Garden: Emilia, die wenig später als Prinzessin zusammen mit ihrem Prinzen die Herzen im Sturm eroberte. Thomas Poppitz stieg als „Knastbruder“ in die Bütt und erzählte haarsträubende Geschichten von seinem „Kuraufenthalt“ in dem feudalen Hotel. Die Jugendbrassband des Karnevalvereins „Frohsinn“ unter der Leitung von Robert Neitzel zeigte, was sie drauf hat, und überzeugte mit legendären Hits von „Queen“ genauso wie mit rasanter alpenländischer Volksmusik. Eine grandiose Tanzleistung zeigte das Duo Lisa Lungu und Pauli Ihlenfeld, das mit seinen originellen Tanziguren in Erinnerung bleibt. Und schließlich war das Tanzmariechen Mara Tomillo nicht nur für das Kinderprinzenpaar, für das es tanzte, eine Augenweide und ein Höhepunkt des Abends zugleich.
Eine Vielzahl von teils auch überraschenden Ehrungen und Einlagen, die so nicht geplant waren, führte dazu, dass der Zeitplan etwas aus den Fugen geriet. Doch Längen im Programm gab es an keiner Stelle. Die Gäste erwiesen den Geehrten ihren Respekt, amüsierten sich beim Programm, tanzten und schunkelten zur Musik von Alfons Dörr. Diesem tollen Publikum zollte der Elferrat Applaus, die Gäste beklatschten die Show und freuen sich auf eine aufregende Kampagne mit Leonhard I. und Emilia I., die zum Abschluss das diesjährige Motto des Vereins enthüllten: „Der Feuervogel ist erwacht, beim BCV ist Fassenacht.“
