Oberursel (gt). Am vergangenen Samstag machte sich ein Großaufgebot von Feuerwehrfahrzeugen auf den Weg zur Firma Tinema (ehemals Krone Fisch). Kunden des ALDI-Marktes hatten eine Rauchentwicklung erkannt und den Notruf gewählt. Bei Wartungsarbeiten am Kühlsystem war es aus Unachtsamkeit bei Schweißarbeiten zur Explosion einer Acetylenflasche gekommen, die Verpackungsmaterial in Brand gesetzt hatte.
So lautete die Meldung, die die Jugendfeuerwehren aus Oberursel und Steinbach erhielten, als sie gegen 15 Uhr alarmiert wurden. Kurz danach waren die Martinshörner deutlich hörbar und nach nur fünf Minuten trafen die Jugendlichen aus Steinbach am Einsatzort ein. Bereits als sie aus den Fahrzeugen aussteigen, trugen manche von ihnen Atemschutzflaschen. Diese Geräte für die Suchtrupps wurden speziell für die Jugendfeuerwehr angeschafft und sind leichter als die herkömmlichen Geräte der Feuerwehr. Die Attrappen sollen den Jugendlichen helfen, sich daran zu gewöhnen, das Gewicht am Rücken zu haben.
Vier Minuten später trafen die Jugendlichen aus Weißkirchen, dicht gefolgt von Stierstadt. Die Steinbacher positionierten sich vor den Laderampen im hinteren Bereich des Geländes und während einige die ersten Schläuche ausrollten, machten sich die Suchtrupps auf den Weg in das Gebäude. Dort suchten sie Verletzte, die von Mitgliedern der Minifeuerwehr gespielt wurden. Um die Übung realistischer zu machen, hatte man im Bereich der Ladeflächen eine Nebelmaschine aktiviert.
Auf der längeren Seite reihten sich die Wehren Mitte und Bommersheim hinter Stierstadt ein, Oberstedten stand am Ende der Kette auf der inzwischen gesperrten Straße. Zusammen richteten sie acht Strahlrohre ein und verhinderten so, dass der „Brand“ sich auf umliegende Gebäuden ausbreiten konnte. Versorgt wurden sie durch einen Hydranten auf dem Betriebsgelände und von einem Hydranten auf der Daimlerstraße.
Während die ersten „Verletzten“ aus dem Gebäude von den Suchtrupps zu Fuß begleitet werden konnten, wurde der letzte auf einem Stofftrage heraustragen. Nach vierzig Minuten war alles vorbei, alle Minis waren gerettet und der Brand galt als gelöscht. An der Übung nahmen 104 Jugendliche und Betreuer teil, davon 20 aus Steinbach. Die Schläuche aus Oberursel wurden direkt vor Ort ausgetauscht, damit die Fahrzeuge gleich wieder einsatzbereit waren.
Bei der Nachbesprechung in der Steinbacher Feuerwehrwache lobte der Geschäftsführer der Firma Tinema und gleichzeitig Steinbachs Erster Stadtrat Lars Knobloch das Geschehen als „Tolles Erlebnis“ und zeigte seine Begeisterung dafür, wie viele Jugendliche sich bei der Feuerwehr engagieren. Seine Worte fanden bei seinem Amtskollege aus Oberursel Jens Uhlig Anklang. Er ergänzte, dass die Sicherheit der Bürger am Nachwuchs hängt. Zur Stärkung gab es für die Teilnehmer Würstchen vom Grill und kalte Getränke.
Für die fünf Jugendfeuerwehren aus Oberursel bildete die Übung den Abschluss einer 24-Stunden-Aktion, in der sie das Leben bei der Berufsfeuerwehr erfahren durften. Dafür verbrachten sie die Nacht in den Wachen „Süd“ (Stierstadt) und „Nord“ (Bommersheim) und wurden immer wieder zu Einsätzen gerufen. Im Käsbachtal musste ein Weg vom Ästen freigeräumt werden, bei Barth Galvanik wurde auf dem Gelände einen PKW-Brand simuliert, bei der Firma Käufer piepste einen Rauchmelder ohne ersichtlichen Grund, an der Hessentagsstraße musste eine Ölspur (aus Kakao) mit Ölbindemittel beseitigt werden, An den Drei Hasen musste ein (Kuschel-)tier gerettet werden und auf dem Gelände der Orscheler Kerbeborschen musste einen Waldarbeiter – gespielt durch eine Puppe – gerettet werden, nachdem er sich zwischen Anhänger und Hütte eingeklemmt hatte. Auch nachts ging es zur Großübung für beide Wachen, denn an der Scheune am Maislabyrinth in Weißkirchen wurde gegen 23 Uhr ein großes Feuer meldet. Und nach einigen Stunden Schlaf gab es im Oberurseler Rathaus einen Fehlalarm, den es zu untersuchen galt. Auf dem Rückweg zur Wache wurden dann die Brötchen für das gemeinsame Frühstück geholt.
Die Jugendfeuerwehren aus Oberursel sorgten dafür, dass der „Brand“ sich nicht auf umliegende Gebäude ausbreiten konnte.Foto: gt
Die Jugendfeuerwehr aus Steinbach rettete die vermissten Personen, gespielt von den Mitgliedern der Minifeuerwehr und Puppen, aus dem Gebäude.Foto:gt

