Die Jungs mit den Bikes mögen‘s schmutzig und schnell

Malte Klein arbeitet mit Malte Stockmann und „Baggerfahrer“ Laurin (v. l.) an der Dirt-Bike-Bahn. Laurin sitzt zum ersten Mal im Führerhaus und stellt fest, dass es gar nicht so einfach ist, die Schalthebel der Macht über solch schweres Gerät zu bedienen. Foto: js

Oberursel (js). Die Jungs mögen es schmutzig. Manchmal jedenfalls, auch feuchtes Wetter hält sie nicht vom Mountainbiken ab. Auf Flow Trails im Taunus immer schön schnell runter, über Rampen und Hügel mit Schwung und Sprung in die Tiefe, Wellen und Kurven meistern in rasender Downhill-Fahrt. Wenn der Adrenalinspiegel steigt, um so schöner, Helm und Rückenprotektor schützen auch Hardcore-Freaks, Schlammspritzer von Kopf bis Fuß sind Zeichen für eine geile Abfahrt. Malte, Johann, Lino, Laurin, die Jungs lieben ihr Hobby mit inzwischen vielen Spielarten, für die manch einer mehr als drei Bikes im Keller oder im Schuppen stehen hat.

Am Samstagmorgen im Regen stehen die Bikes am Rand der Sportanlage Eschbachweg und die Jungs im Schlamm. Basteln gemeinsam an ihrem Traum vom Dirt-Bike-Parcours, für den sie schon vor dem ersten Spatenstich viel Herzblut aufbringen mussten. Ehe die politischen Bretter endlich angebohrt waren, ehe das „Go“ von der Stadt kam, das Projekt anzupacken, ein paar Zehntausend Euro dafür im Haushalt verankert waren und sie endlich mit Unterstützung einer Fachfirma für Garten- und Landschaftsbau loslegen konnten. Im nun „leider geschlossenen Jugendbüro“, so Malte Stockmann, hat die Vorarbeit mit Mentor Joachim Hasselberg begonnen, hier konnten die Jungs ihre Ideen entwickeln und irgendwann auch die Stadt von der Idee überzeugen. „Drei Jahre hat es gedauert“, resümiert der inzwischen 20 Jahre alte Student der Bio-Wissenschaften im sechsten Semester. „Schade, dass es im Jugendbüro nicht weitergeht“.

Die Leidenschaft fürs Mountainbiken und seine Spielarten hat das lange Warten nicht getrübt. Immer wieder am Samstagmorgen modellieren Malte Stockmann, sein Kumpel Malte Klein, Lino Macho, der auch vorbeischaut, wenn er nicht gerade ein Rennen fährt, und andere Fans der nicht immer sauberen Sportart eine Sprunglinie und einen Rundkurs mit Wellen, im Dirt-Bike-Park am Eschbachweg. Rund 1000 Quadratmeter städtische Fläche dürfen sie gestalten, natürlich für Gotteslohn, damit das Projekt die Stadtkasse nicht gar so sehr belastet. Sie tun es freiwillig, sie tun es gerne, sie tun es mit Freude, am Ende wird es ihr „Spielplatz“ sein, wie sie es nennen. Direkt neben den Kickern der Eintracht Oberursel und einer Fläche für Hockeyspieler, direkt an der Wiesenaue Richtung Dornbach und einem weiteren Outdoor-Jugendtreffpunkt ein Stückchen weiter unten am Rand der Stadt und doch auch mittendrin. Mit der U-Bahn bestens erreichbar, andere Dirt-Bike-Parks im Umfeld liegen für die Jüngeren ohne Auto außer Reichweite.

Mehr als vier dürfen sie aufgrund der Pandemie derzeit nicht auf der Baustelle sein, sonst wären auch mehr da, trotz der unheiligen Stunde und dazu noch im Regen. Damit sie beim Modellieren und „Nachshapen“ der Rampen und Tables, der Plateaus und der Seitenwände auch immer ordnungsgemäß Abstand halten können. Kein Problem an der frischen Luft, am Samstagmorgen ist für die beiden Maltes viel Feinarbeit mit Hand und Schaufel beim Plätten der feuchten Erdflächen angesagt. Wenn das Wasser nicht von oben kommt, gibt es eine Schlauchverbindung zum Eintracht-Sportplatz. Aus den Hügeln und Rampen heraus werden sich Grassamen ans Licht drängen und dem Geläuf Stabilität geben wie das Deichgras den Dünen am Meer. Wo mit Betonfundamenten, Holzrampen und Metallrahmen der Parcours verstärkt wird, kommt später der TÜV zur Kontrolle vorbei. Fast zwei Meter hoch geht es über manche Rampe, da müssen der Absprungwinkel und der Steilheitsgrad der „Landebahn“ stimmen, damit die Übung technisch machbar und nicht gesundheitsgefährdend ist.

„Wir kommen gut voran“, freut sich Vorarbeiter Malte Stockmann, der den Plan genau im Kopf und den Kollegen Laurin im Blick hat, der heute erstmals den Bagger fahren darf und eine Fuhre des kostbaren Baumaterials exakt am richtigen Ort abkippen muss, um zusätzliche Handarbeit zu vermeiden. „Wir peilen Mitte Juni an“, sagt Malte und meint die dann hoffentlich stattfindende interne Erstbefahrung des eigenen Werks. Eine Eröffnungsparty gibt die Corona-Zeit nicht her, die soll später irgendwann stattfinden. Mit allen Helfern, mit Biker-Freunden, mit Stadtpolitikern, die das Projekt ermöglicht haben, und den Kollegen aus der Szene. Auf dem Kurs sind sie allein unterwegs, da macht jeder ohnehin sein eigenes Ding. Die Philosophie von Malte klingt gut: „Jeder für sich, aber alle zusammen.“



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