Kinder mit dem Profi auf Expedition im Hühnerstall

Bei Nikolaus und Gudrun Koeniger (Mitte) haben die Kinder viel gelernt. Foto: pit

Oberursel (pit). Hühner legen Eier, und Hähne krähen. Das wissen im Allgemeinen schon die kleinsten Kinder. Doch warum haben manche Hähne keinen Kamm? Warum sind Eier unterschiedlich groß? Wie funktioniert das Zusammenleben zwischen Hühnern und ihrem Hahn? Oder: Was sind die Unterschiede einzelner Hühnerrassen?

Das alles sind Fragen, die Schulkinder anfangen zu stellen und denen Nikolaus Koeniger und seine jungen Gäste anlässlich einer kleinen Expedition durch das Gelände des Geflügelzuchtvereins Bommersheim mit großem Interesse und viel Spaß an der Sache nachgingen. „Immerhin sorgen die vielen Arten, die es in Deutschland gibt, und ihre artgerechte Tierhaltung für Verwirrung“, wusste Nikolaus Koeniger aus Erfahrung. Verwirrend war schon mal, dass den Kopf des Ko Shamo-Hahns kein typischer Kamm ziert: „Das liegt daran, dass er eigentlich zum Kämpfen gezüchtet wurde.“ Über 2000 Jahre alt sei diese japanische Rasse schon, die zu den urtümlichsten ihrer Art gehört und die ein starker Gruppenzusammenhalt prägt. Daher kämpfen sie vor allem gegen Gruppenfremde, wohingegen sie Menschen gegenüber recht liebenswürdig und zutraulich sind. Da sie recht klein sind und nicht fliegen können, konnte Nikolaus Koeniger versichern: „Wenn jemand wenig Platz hat und Hühner vor allem lieb haben möchte, dann ist er bei den Ko Shamos genau richtig.“ Allerdings produzieren sie auch die kleinsten Eier.

Nächste Station war bei den Zwerg-Bielefelder Kennhühnern, die sich durch ein ruhiges, freundliches Wesen auszeichnen: „Oft reichen dem Betreuer zehn Minuten bei diesen Hühnern aus, um täglichen Stress hinter sich zu lassen und zu ‚entschleunigen‘.“ Außerdem handle es sich um zuverlässige Eierlieferanten, da das Huhn mindestens fünf Stück pro Woche legt. Eher als „Fleischlieferant“ sei wiederum das große Sussex-Huhn ‚entwickelt‘ worden, das ebenfalls nicht fliegt, jedoch sehr robust und vital ist und sich als freundliches und ruhiges Tier bestens für Einsteiger in das schöne Hobby der Hühnerhaltung und Zucht eignet. Sehr zahm werden auch die Deutschen Zwerg-Lachshühner, die ebenfalls von „Fleischhühnern“ abstammen und deren Ursprungsland Frankreich ist: „Doch mittlerweile sind sie auch gute Eierleger.“ Da sie kaum Neigung verspüren, ihre Flügel zu nutzen, reicht bei ihnen eine niedrige Umzäunung des Auslaufs.

Die aparten Vorwerkhühner verdanken ihren Namen dem Hamburger Züchter Oskar Vorwerk (1865-1933) und waren nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu ausgestorben. Lediglich auf der Grundlage von zwei Hähnen und 26 Hennen, die im Thüringer Wald überlebt hatten, konnte das Erlöschen der Rasse abgewendet werden. „Sie können gut fliegen, daher sind sie für eine Haltung bei nah wohnenden Nachbarn nicht gut geeignet“, sagt Nikolaus Koeniger und erklärt, warum es in diesem Jahr so auffallend viele Küken auf dem Vereinsgelände gibt: „2018 hatten wir Probleme mit einer Füchsin, die 50 Hühner geholt hat, daher werden dieses Jahr viele Tiere nachgezogen.“ Auch die Andalusier, obwohl sie im Allgemeinen nicht unbedingt zu den ganz großen Sympathieträgern gezählt werden und nicht häufig in Deutschland gehalten werden: „Sie sind die lautesten Kräher, sehr temperamentvoll und können recht aggressiv werden.“ Seit dem Altertum beliebt sind wiederum die Pfauen, die durchaus 30 Meter hoch fliegen können. Interessant ist aber vor allem, dass sie seither „züchterisch nicht bearbeitet“ wurden und somit heute noch so aussehen, wie Aristoteles sie kannte.

Urtümlich auch die Holländischen Zwerghühner, die den Urtyp des Huhns darstellen, wie Lerchen fliegen können und den ganzen Tag über aktiv sind. „Daher sind sie nicht gut für nervöse Menschen.“ Angriffslustig sind sie aber auch nicht, daher nutzte die Gruppe die Möglichkeit, diese Rasse auch mal innerhalb ihres Auslaufs zu besuchen. Der Versuch, den Hahn der Zwerg-Australorps zu füttern, scheiterte allerdings kläglich: Das Tier, das vermutlich der lauteste Kräher auf dem Platz ist, sorgte erst einmal dafür, dass seine Hennen die leckeren Toastbrot-Stückchen zu futtern bekamen: „Er frisst erst, wenn sie alle satt sind.“ Um schnell wachsende Tiere handelt es sich bei den weißen Leghorn-Hühnern, die zu den produktivsten ihrer Art gehören und ursprünglich aus Italien stammen, temperamentvoll und aktiv sind und darüber hinaus gut fliegen können.

Doch am wichtigsten ist Nikolaus Koeniger ist bei allen rassetypischen Hinweisen die Feststellung: „Hühner funktionieren nur in der Gruppe, und für uns spielt vor allem eine Rolle, wie nett sie miteinander umgehen.“ Nicht die Schönheit sei entscheidend für ein funktionierendes Zusammenleben von Mensch und Huhn, sondern die Auswahl der „richtigen“ Hühner je nach ihren Ansprüchen, die teilweise grundverschieden sind.

Die Lieblinge der Kinder standen nach der anschaulichen Reise schnell fest – manche sogar schon davor. So zeigte sich Elias (10) vom kleinen, leicht zu haltenden Deutschen Lachshuhn begeistert, und Sophie (12) erklärte die Sussex zu ihren erklärten Lieblingen: „Ich habe selber eins zu Hause.“ Susi heiße das hübsche Tier mit den Federfüßen. Und einfach „toll“ fand Valerio (8) die Leghorn, da sie wie sein Vater aus Italien stammen.



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