Bei Klaus Berthold hobeln Kinder sehr gerne und gekonnt

Zur Holzwerkstatt ist auch Jorge Gallegas Sánchez von „Gemeinsam aktiv“ mit seinem achjährigen Sohn Ollin gekommen, der in der Holzwerkstatt einiges ausprobiert. Foto: Ehmler

Oberursel (eh). Späne machen, wie geht das? Drei Tage lang konnten Kinder dies auf dem Spielplatz Glöcknerwiese in der Holzwerkstatt entdecken. Wie aus dicken Ästen nützliche und weniger nützliche Dinge werden oder sogar Kunst entsteht, konnten die Kinder dabei selbst entscheiden und ausprobieren.

Der erfahrene Zimmerer und Schreiner Klaus Berthold und seine Holzwerkstatt, vielen Oberurselern bekannt vom Hessentag, schlug an der Glöcknerwiese seine Plane auf und lud ein zum Schnitzen, Drechseln und Sägen. Das passende Werkzeug brachte er mit. Wenn nach allem Spänemachen etwas Brauchbares übrig blieb, worauf die Kinder stolz waren, war das Ziel, ein echter „Holzwurm “ zu werden, erreicht.

„Es kommen immer nur Kinder, die Lust haben“, sagt Klaus Berthold. „Wenn sich die Kinder auf die Wipp-Drechselbänke setzen, dann machen sie das, was sie sich zumuten. Ich brauche denen nichts zu erklären, mache es aber, wenn es ausdrücklich gewünscht ist.“ Berthold war viel in der Welt unterwegs. Ob in Japan oder einer anderen entfernten Region der Erde, so Bertholds Erfahrung, konnen die Menschen Drechseln, Sägen und Hobeln. „Und das können Kinder auch“, sagt der Holz-Großmeister. Der Mann wird von den kleinen Handwerkern genauso geliebt wie das Material, das sie mit ihm bearbeiten.

Als die Mauer vor 30 Jahren fiel, ist der heute 69-Jährige in seine Erzgebirgsheimat zurückgekehrt, in eine Region, deren Holzpyramiden ein Verkaufsschlager sind und sich unter beinahe jedem Weihnachtsbaum drehen. Berthold ist zwar gelernter Elektriker, aber er arbeitet längst im eigenen Zimmerergeschäft, baut Holzhäuser und erhält Fachwerk am Leben. Er ist seit dem Hessentag 2011 immer mal wieder in Oberursel. Im Schnitt kommen 150 Kinder zu ihm und probieren aus, was sie können. Immer wieder lässt sich beobachten, wie die Kinder tief versunken ihrer Arbeit nachgehen, während die Mama oder der Papa neugierig über die Schulter schauen und am liebsten mitmachen würden.

Klaus Berthold ist Idealist. Er nimmt keinen Eintritt, freut sich aber über Spenden. Er räumt abends alles weg und übernachtet in der Nähe seiner Werkstatt. Eingeladen hatte ihn dieses Mal das Kinderbüro mit dem Projekt „Gemeinsam aktiv“ der Pfarrei St. Ursula und des Caritasverbands Hochtaunus.

Der vierjährige Luciano ist zusammen mit seiner Mutter am Drechseler aktiv und produziert dort mit Freude viel Holzspäne. Foto: Ehmler



X