„Kreuzesdarstellungen sind meine liebsten Werke“

Dem Betrachter, der bereit ist, sich auf die Werke Helmut Göbels einzulassen, erschließen sich spannende Details voller Symbolik wie hier im „Triptychon“. Foto: bg

Oberursel (bg). Helmut Göbel ist Architekt im Ruhestand. Seit mehr als 30 Jahren setzt er sich mit dem Thema „Kreuz“ auseinander. Dabei schuf er eindringliche, dunkelfarbene Bildnisse in Mischtechniken, zusammengesetzt aus einem Materialmix von Erden, Holz, Papier, Metall und Farben.

Mitten in der Passionszeit am Sonntag Judika wurde jetzt im Rahmen des Gottesdiensts seine Ausstellung „Kreuzarbeiten“ in der Kreuzkirche eröffnet, organisiert von der Oberurseler Künstlergruppe „Farbwerke“. Unter die Gottesdienstbesucher hatten sich zahlreiche Kunstfreunde gemischt, und auch Helmut Göbel hatte sich nach Bommersheim auf den Weg gemacht. „Was hat es mit dem Kreuz auf sich“, fragte ihn Pfarrer Ingo Schütz. Das sei kein Zufall, berichtete der Künstler. Bei seinen Kreuzarbeiten gehe es ihm um die Auseinandersetzung mit dem Thema Schmerz. Ein Pharma-Unternehmen habe ihn vor mehr als 30 Jahren dazu angeregt. Das Kreuz sei für ihn ein Symbol für Schmerzen, Schrecken, aber auch für Hoffnung und Zuversicht gleichermaßen. „Kreuzesdarstellungen sind meine liebsten Werke“, bekannte er.

Seine Kreuze beeindrucken durch die Vielfalt ihrer Dastellungen wie die Serie „ Kreuz aus Holz, Papier, Erde, Blei und Stoff“. Beim genauen Hinschauen erschließen sich interessante symbolische Details. Aus Blei entstand eine Art Fensterkreuz, ein Kreuz ist stilisiert in braune Erde eingearbeitet, und unter dem „Kreuz aus Holz“ ist ein blätterloser, kleiner Baumstamm zu sehen. Beeindruckend ebenso die Kreuze bei dem Werk „Grablegung“ oder auf dem Berghügel. Alle Werke laden ein sich darin zu versenken und ihnen nachzuspüren.

Bemerkenswert anziehend wirkt auch das große „Triptychon“. Die drei Kreuze im Hochformat 55 mal 105 Zentimeter sind ein auffälliger Hingucker und fallen sofort ins Auge, wenn man den großen Kirchsaal betritt. Ganz neu ist die Arbeit „Das güldene Kreuz“. Im Rahmen der Ausstellung prangt es an der Stirnwand der Kirche links neben dem großen Silberkreuz, das an Seilen aufgehängt über dem Altar zu schweben scheint. Helmut Göbel plant dazu eine ganze Serie von fünf bis sechs Darstellungen. „So lange mir Gott gnädig ist und mir Kraft für meine Vorhaben gibt“.

Der Künstler lebt und arbeitet in Bad Soden und ist bereits seit Anfang der 1960er-Jahre künstlerisch tätig. Damals beschäftigte er sich vorwiegend mit Geländeformationen, Bodenstrukturen und Landschaftsveränderungen. Sein Forschungs- und Wissendrang an der Natur und ihren Erscheinungen inspirierte ihn danach zu mehreren Werken. Anregungen für weitere künstlerische Arbeiten erhielt er auch durch einige Reisen in Länder rund um das Mittelmeer.

Für Christen sind Kreuze sind ein ganz besonderes Symbol gerade in der Passionszeit, wenn ganz besonders an das Leiden und Sterben von Jesus Christus erinnert wird. „Was ist das Kreuz?“ Diese Frage warf der Pfarrer in seiner Predigt auf und schlug drei Antworten vor: Das Kreuz ist Kunst, Schmuck und Schönheit. Viele Menschen tragen es ganz selbstverständlich als Halsschmuck. Es ist gutes Handwerk, eine vernünftige Konstruktion und ein mächtiges Herrschaftszeichen, das nicht nur auf Kirchendächern thront, sondern auch auf den Gipfeln der höchsten Berge. Gleichzeitig weist es immer darauf hin, wie alles im Leben buchstäblich durchkreuzt werden kann, als Symbol für alles was nicht funktioniert. Andererseits steht es vor allem für das Leben, das stärker ist als der Tod, und das sich durchsetzt gegen alle Widerstände“, erläuterte Pfarrer Ingo Schütz.

!Die Arbeiten von Helmut Göbel sind in der Kreuzkirche in Bommersheim Goldackerweg 17 bis einschließlich 21. Mai zu sehen. Die Öffnungszeiten sind mittwochs von 14 bis 17 Uhr, sonntags rund um die Gottesdienste, die um 10.30 Uhr stattfinden, und auch nach Vereinbarung mit dem Künstler oder dem Gemeindebüro der Kreuzkirche.



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