Lesermeinung

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Unser Leser Klaus Dickhoff aus Oberursel, Gärtnermeister und Baumpfleger mit über 40 Jahren Berufserfahrung im Gartenbau, meint zu einem Leserbrief in der Oberurseler Woche vom 21. April über den Umgang der Stadtverwaltung mit Ressourcen:

Es ist immer wieder erstaunlich, wie Leute ohne Fachwissen sich zu Fachthemen äußern. Auf dem Mittelstreifen an der Ampel am Burger King stehen Bäume, die in dem Leserbrief nicht erwähnt wurden. Der BSO hat die Bäume gewässert. Nun liegen Wurzeln der Bäume nicht nur direkt am oder unter dem Stamm. Die aufnahmefähigen Feinwurzeln liegen teilweise fünf oder auch zehn Meter und mehr vom eigentlichen Baum entfernt, je nachdem wie alt ein Baum ist, wo er steht und was es für eine Gattung ist. Dann scheint es für einen Unwissenden verwunderlich zu sein, dass angeblich Narzissen gewässert wurden, obwohl im gleichen Bereich darunter sich die Feinwurzeln befinden.

Im Übrigen gieße ich Narzissen und Tulpen gerade nach der Blüte mit Flüssigdünger. Damit die Blüten im nächsten Jahr weiterhin so schön kommen und sie sich auch besser vermehren. Gerne auch kurz nach und vor einer Regenperiode, damit ich nicht so viel Wasser verschwende.

Pflanzen, die kein Wasser benötigen sind Trockenblumen. Wollen wir das in unserer Stadt?

Lavendel muss man zweimal im Jahr schneiden und ausputzen und unter Umständen auch mal wässern. Wer meint, hier nichts machen zu müssen, hat keine Ahnung. Rosen haben im gegenwärtigen Klima gerade an Hitzetagen extremen Stress, müssen zusätzlich ständig gedüngt und – in unseren ©rünanlagen nicht von √orteil – gegen Krankheiten gespritzt werden. Andernfalls gehen sie ganz schnell ein. Grünpflege durchzuführen, bedeutet auch einen hohen Kostenaufwand für den Einsatz von Material und Fachpersonal.

Auch die Grünflächen an einem Kreisel und somit das „Verkehrsgrün“, können nicht einfach an die Anwohner zur Pflege gegeben werden. Es gibt da einiges an Hürden, etwa spezielle Ausbildungen zur Sicherung von Baustellen im Straßenverkehr (Unfallschutz), Verordnungen, Gesetzte und Rechtsprechungen. Auch wenn es einem nicht gefällt, daran muss die Stadt auch denken und entsprechend handeln. Lobenswert für die Anwohner, auch wenn sie mehrmals auf die Stadt zugekommen sind. In einer Parkanlage ohne Straßenverkehr sieht die Situation wieder ganz anders aus.

Wenn die Stadt Wildblumen aussät, sieht es für den einen oder anderen wie Unkraut aus – ein freundlicher Gruß aus den Schottergärten. Auch kann die Stadt (noch) nicht das Wetter beeinflussen. Da passiert es doch schon mal, dass die eine oder andere keimende Pflanze einer Aussaat vertrocknet. Das ist jedem, der Erfahrung mit einem Garten und der Aussaat von Pflanzen hat, schon passiert.

Es wäre wünschenswert, wenn sich Leser weniger dreist und mit mehr Respekt gegenüber den Verantwortlichen der Stadt äußern würden. Es ist nicht alles richtig, was die Beschäftigten der Stadtverwaltung und ihren angeschlossenen Betrieben und Gesellschaften machen. Das macht keiner. Es sind aber immer noch Menschen, die geachtet werden wollen.

Es ist aus meiner Sicht sehr überheblich, derart formulierte Leserbriefe zu schreiben und falsche Urteile über Menschen zu fällen. Das sind genau die Personen, die in der unendlichen Weite ihres Laufstalls groß geworden sind und unsere Gesellschaft so sicherlich nicht voranbringen.



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