„Liebeserklärung“ der Stadt an ein großes Unternehmen

Oberursel (js). Die Stadt Oberursel, ihre politische Führung und die Verwaltungsspitze werben intensiv und öffentlich um die Ansiedlung eines großen Verbands auf einer gewerblichen Entwicklungsfläche im Süden der Stadt. Dass die Stadt dabei auf Gegenliebe stößt, haben die beiden potenziellen Partner nach Angaben aus dem Rathaus schon vor knapp einem Monat in einem „Letter of Intent“, also einer Absichtserklärung bekundet, ein unterschriftsreifes Vertragswerk gibt es aber noch nicht. Nun liegt die vorsichtig und doch deutlich formulierte „Liebeserklärung“ der Stadt in ganzer Länge öffentlich vor, das Stadtparlament hat sie am vergangenen Donnerstag im Einvernehmen beschlossen. Sachlich trocken der Beschlussvorlag: „Die Stadt Oberursel begrüßt den Ansiedlungswunsch des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik e.V. (VDE) in Oberursel und bestätigt dies gegenüber dem VDE mit der beigefügten Absichtserklärung.“

Das angestrebte Liebesnest soll im Gebiet der „südlichen Riedwiese“ an der Frankfurter Landstraße (L 3004) zwischen dem Edeka am Ortsrand von Weißkirchen und dem Kreisverkehr an der Gablonzer Straße entstehen. Die angebotene etwa 4,5 Hektar große Fläche soll „zeitnah“ einer baulichen Entwicklung „zugeführt und vermarktet“ werden. So steht es in der Präambel der Absichtserklärung. Die Stadt hält in diesem Areal derzeit etwa 53 Prozent der Grundstücke in ihrem Eigentum, in Vorgesprächen mit den maßgeblichen privaten Grundstückseigentümern seit 2020 wurde ihr laut Unterpunkt „Planungsstand“ eher Verkaufsbereitschaft als der Sinn nach Eigennutzung signalisiert. Auch mit dem Vorstand des VDE führt die Stadt bereits seit 2021 Gespräche. Ziel ist die Ansiedlung des VDE als neuen Campus auf einer Fläche von rund drei Hektar auf dem Wiesenareal zwischen Hauptverkehrsstraße und Ortsrandbebauung, im Norden angrenzend an das noch junge Gewerbegebiet „Nördliche Riedwiese“ mit einem bunten Branchen-Mix.

Erste Konzeptstudien für einen VDE-Campus hat der Vorstand des VDE bereits vorgestellt und mit Mandatsträgern diskutiert. Das eingeleitete Bebauungsplanverfahren könnte nach dem Prinzip eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes weitergeführt werden, spezifische Planinhalte daher eng mit dem Interessenten abgestimmt werden. Die Verantwortung für die städtebauliche Ordnung und Planung verbleibt in diesem Verfahren bei der Stadt. Beim Ankauf von Flächen will die Stadt den VDE „nach Kräften unterstützen“. Von weiteren Interessenten ist bisher nicht die Rede, die südliche Riedwiese soll ganz mit Blick auf die Interessen des gewünschten Partners entwickelt werden. In der „Schlussbemerkung der Erklärung heißt es: „Die Stadt Oberursel freut sich über das Interesse des VDE, sich in Oberursel ansiedeln zu wollen und begrüßt es, wenn sich der VDE für den Standort in der südlichen Riedwiese entscheidet.“

Sollte das beidseitige Werben nach Plan verlaufen, könnte ein möglicher Baubeginn Ende 2024 angepeilt werden, schätzte der langjährige Stadtplanungschef Arnold Richter, der das Projekt vorbereitet hat, kurz vor seiner Verabschiedung in den Ruhestand Ende März. Bei den Planspielen von Verband und Magistrat geht es um die Ansiedlung von Verwaltung und Prüflabors, um Forschung und internationale Vernetzung durch Seminare und Kongresse. Erhofft werden viele „innovative zukunftsträchtige Arbeitsplätze“ und eine Sogwirkung durch Branchenkontakte auf andere Wirtschaftszweige. „Die Ansiedlung von VDE in Oberursel wäre ein wichtiges Signal für unsere Wirtschaft“, so Bürgermeisterin Antje Runge.



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