Literarisch auf Tour durch die deutsche Musikszene

Martin Benninghoff und sein Kollege Oliver Georgi (v. l.) haben für das Buch „Soundtrack Deutschland“ die Großen der deutschen Musikszene interviewt. Foto: fch

Oberursel (fch). Der Countdown für das Weihnachtsfest steht bevor. Und mit ihm die Frage aller Fragen: Was schenke ich? Für Musikfans und Leseratten haben die beiden Musiker und FAZ-Redakteure Martin Benninghoff aus Oberursel und Oliver Georgi aus Bad Soden einen Tipp: Ihr Buch „Soundtrack Deutschland – Wie Musik made in Germany unser Land prägt“. Auf 240 Seiten finden Leser 23 spannende Künstler-Interviews, die Einblick in die Gedanken der Künstler zu gesellschaftlichen und politischen Fragen, zum eigenen Anspruch oder zu der Frage geben, wie deutsche Musik uns in den vergangenen Jahrzehnten geprägt hat und prägt.

Weitere Themen waren etwa im Gespräch mit Peter Maffay die Bereiche Familie, Herkunft, Ankunft und Aufnahme in Deutschland, mit Reinhard Mey wurde über Chansons geplaudert, mit Ina Müller über Shitstorms, neue Empfindlichkeiten und Angst: „Ein blödes Interview reicht heutzutage, und das kann es für dich gewesen sein.“ Heino plagen solche Ängste nicht. Er sei im Interview „total angstfrei“ gewesen, habe offen über Schicksalsschläge gesprochen. „Seine Offenheit trotz vieler Anfeindungen war sehr beeindruckend“, sagt Martin Benninghoff.

Die Gesprächspartner der Autoren gehören zu den bekanntesten und einflussreichsten Musikstars Deutschlands, die mit ihren Texten, ihrer Musik und Haltung zum Teil seit Jahrzehnten großen Einfluss haben. „So viele prominente deutsche Musiker in einem gemeinsamen musikalisch-gesellschaftspolitischen Interviewbuch gab es noch nie“, informiert Autor Benninghoff. Zu den Gesprächspartnern gehören weitere Ur-Gesteine wie Marius Müller-Westernhagen, Wolfgang Niedecken und Klaus Meine, aber auch Jüngere wie Judith Holofernes, Fynn Kliemann und Felix Jaehn. Mit dem ehemaligen „Geigenwunderkind“ David Garret sprachen sie über seinen Wandel vom Klassik- zum Popgeiger. Mit dem Frankfurter Deutsch-Hip-Hop-Pionier Moses Pehlham über den deutschen Rap, die Bedeutung des Hip-Hop für die deutsche Sprache, das Denken und die Musik. Techno-Papst Sven Väth plauderte über seine Anfänge als DJ in Frankfurt und der Region, das Revolutionäre am Techno oder den Niedergang der Loveparade, zu deren Wegbereitern er gehörte. „Die Frankfurter Szene gehört durch die Einflüsse der anglo-amerikanischen Kultur zu den deutschen Keimzellen moderner Musik“, sagt Martin Benninghoff.

Alle, die es in die Auswahl der Autoren geschafft haben, repräsentieren die Vielfalt der Musik aus Deutschland. Ihre Musik spiegelt die Gesellschaft wider. Sie greifen in ihren Liedern Themen wie Heimat, Wiedervereinigung, Fremdenhass oder Emanzipation auf. In vier Essays beschäftigen sich die Autoren mit Provokation in der Musik, mit Kitsch und Kommerz und mit dem Einfluss von Einwanderern. Alle Interviews, die drei Stunden und länger dauerten, wurden innerhalb eines Jahres – von Sommer 2019 bis Sommer 2020 – exklusiv für das Buch geführt. Gesprächsorte sind Tonstudios, Büros, Arbeitswohnungen, Flughafen, Kurhauscafé, Finca und Produktionsfirmen.

„Schwierig war es Musikerinnen und Sängerinnen zu finden, die bereit waren, uns ein Interview zu geben. Die Musikbranche ist männlich dominiert, deshalb gibt es kein, wie von uns angestrebtes, 50:50-Verhältnis bei den Gesprächspartnern. Nur ein Drittel der Interviewpartner sind weiblich.“ Aus Platzgründen sind im Buch keine Musiker aus der Schweiz und Österreich vertreten. „Wir haben genügend Material für einen zweiten Band. ‚Soundtrack Deutschland – wie Musik made in Germany unser Land prägt‘ ist eine Momentaufnahme.“

Beide Autoren spielen selbst Instrumente und haben als Musiker Bühnenerfahrung gesammelt. Martin Benninghoff spielt Gitarre, war lange Mitglied in der Pop-Rock-Band „The Smo“, verfügt über Erfahrung im Jazz und ist allein dreimal in China vor großem Publikum aufgetreten. Kollege Oliver Georgi ist Pianist, spielt als Keyboarder in verschiedenen Pop-Bands. Der gebürtige Bonner Martin Benninghoff lebt mit seiner Familie seit zwei Jahren in Oberursel. 2019 veröffentlichte er sein erstes Buch „Der Spieler: Wie Kim Jong-un die Welt in Atem hält“. Oliver Georgi kommt aus dem Rheinland und lebt seit 15 Jahren in Bad Soden.



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