Monika Dietz: 50 Jahre hinter der Theke vom „Metzger Klein“

Bevor das Geschäft in der Vorstadt geöffnet wird, bekommt Monika Dietz (Mitte) Blumen von Richard Klein (dahinter), und die Kollegen von der Frühschicht gratulieren. Foto: ach

Oberursel (ach). Ein denkwürdiger Tag, der 1. August 1969: Ein ABC-Schütze freute sich in der damals noch eigenständigen Gemeinde Oberhöchstadt mit der Schultüte im Arm auf seinen ersten Schultag. Am selben Tag trat ein 15-jähriges Mädchen seine Lehre im Geschäft seiner Großmutter an. Der Bub ahnte nicht, dass er ganau 50 Jahre später in der Oberurseler Vorstadt Blumen an das Mädchen überreichen würde. Der Bub war Richard Klein, heute zusammen mit seinem Bruder Harald Inhaber der Metzgerei Klein, die Oma Franziska Ilkenhans, die wiederverheiratete Witwe des 1943 verstorbenen Gründers der Metzgerei Klein, und die angehende Fleischereifachverkäuferin war Monika Dietz. Sie feierte am Donnerstag voriger Woche mit ihren Arbeitskollegen in Oberursel ihr 50-jähriges Betriebsjubiläum.

Die Frage, ob sie ans Aufhören denkt, beantwortete sich von selbst, als sie ihrem Chef, dem damaligen Erstklässler, ganz nebenbei davon in Kenntnis setzte: „Ich brauch ein neues Namensschild. Mein altes ist kaputt.“ Natürlich bekommt sie eins, obwohl Richard Klein meint: „Eigentlich brauchst du gar keins. Dich kennt eh jeder.“ Und das Oberhöchstädter Urgestein gibt zu: „Ich bin in Oberursel daheim. Hier hab ich mich immer wohl gefühlt.“ Seit 1974 ist sie in der Oberurseler Filiale, nachdem sie zu Beginn ihrer Lehre kurze Zeit am Klein-Stammsitz in Oberhöchstadt arbeitete, ehe sie in Schönberg hinter der Fleisch- und Wursttheke stand.

2017 ging Monika Dietz zwar in den Ruhestand, steht aber weiterhin jede Woche als Aushilfe hinter der Theke. Es ist ein dickes Kompliment, wenn Richard Klein sie zum „Inventar“ erklärt. Und sie bestätigt: „Solange ich stehen kann, ist mein Platz hinter der Wursttheke.“

Monika Dietz ist so etwas wie „ein Stück Firmengeschichte“, denn mittlerweile erlebt sie die vierte Generation der Inhaberfamilie Klein. Von der Gründerin wurde sie ausgebildet. „Franziska Ilkenhans war damals 64 Jahre alt, so alt wie ich jetzt, aber sie war topfit“, erinnert sich Monika Dietz. Dann führten Josef und Brigitte Klein die Metzgerei, die Eltern von Richard Klein und dessen Bruder Harald. Die heutige Seniorchefin Brigitte Klein steht mit ihren knapp 79 Jahren noch täglich hinter der Theke. Und der Fortbestand des Familienunternehmens ist bereits gesichert durch Haralds Tochter Viktoria, die es vor zwei Jahren im Alter von 18 Jahren geschafft hat, Deutschlands jüngste Fleischermeisterin zu werden.

Nein, bereut habe sie ihre Berufsentscheidung nie, versichert Monika Dietz. Wie sie sie getroffen hat, vermag sie allerdings nicht mehr zu sagen: „Wahrscheinlich hat mir mein Papa dazu geraten“, meint sie. Dazu Richard Klein: „Oder meine Oma hat dich auf der Straße angesprochen. Gutes Personal war damals so knapp wie heute.“



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