ow-Neue Feuerwehr
Oberursel (js). „Wir sind in einem sehr frühen Stadium.“ Ob Feuerwehrdezernent oder Verkehrsplaner, Wehrführer, Stadtplanerin oder Stadtverordnetenvorsteher, die Männer und Frauen, die angetreten sind, Anwohner und andere möglicherweise betroffene Menschen vor endgültigen Entscheidungen zu informieren, verwiesen nachdrücklich auf diesen Umstand. Rund 60 Menschen hatten sich am Montagabend in der Fahrzeughalle der Feuerwehr Mitte an der Marxstraße versammelt, um sich über die aktuellen Pläne für ein neues, modernes Gefahrenabwehrzentrum an der Lahnstraße aufklären zu lassen. Über das, was sich die Fachplaner vorstellen und nun in einem Bebauungsplan festgeschrieben werden muss. Ein Verfahren, in dem es an weiteren Punkten Bürgerbeteiligung geben wird und Einwände und Bedenken vorgebracht werden können.
Es war keine Bürgerversammlung, die da bei der Feuerwehr stattfand, eingeladen waren die Bewohner von Häusern in der unteren Dornbachstraße und der Mainstraße, der Dampfbahnclub und die Hans-Thoma-Schule, Kleingärtner und Vertreter der Alte Leipziger. Mit ihnen wollten Stadt und Wehr in einen „konstruktiven Dialog“ treten, so Stadtrat Thorsten Schorr, der zuständige Feuerwehr-Dezernent. Dieser gelang weitgehend, auch wenn auf den hinteren Bänken gegrummelt wurde, von einer „Farce“ oder einem „schlechten Witz“ die Rede war. Die sachlich formulierten Bedenken gingen meist in die gleiche Richtung, die Anwohner fürchten um ihre Nachtruhe, um noch mehr Verkehrs- und Lärmbelästigung an einem ohnehin schon stark belasteten Knotenpunkt. Um ihre Parkplätze vor der Haustür fürchten Anwohner der Mainstraße, wenn die Feuerwehr zu Veranstaltungen einlädt, um das „letzte bisschen Grün“ vor dem Haus jene der Hochhäuser in der unteren Dornbachstraße.
„Wir werden ja völlig zugebaut“, klagt ein Paar aus der Dornbachstraße, vermutet wird außerdem ein erheblicher Wertverlust bei den Eigentumswohnungen. „Nie hätte ich da vor sechs Jahren gekauft, wenn ich das gewusst hätte“, sagt die Frau, andere nicken still dazu. Ein anderer Bewohner des Wohnkomplexes kritisiert die „schleichende Entwicklung“ im Umfeld. Die zusätzliche Verkehrs- und Lärmbelastung durch die neue Hans-Thoma-Schule am Ende der Mainstraße, den Dampfbahn-Club mit der gleichen Anfahrt und nun noch die Feuerwehr. „Wir müssen uns mit fertigen Konzepten abfinden, ich fühle mich nicht abgeholt bei dieser Art von Bürgerbeteiligung“, sagt der gleiche Mann und bekommt dafür den meisten Beifall des Abends aus dem unzufriedenen Publikum.
„Gibt es keinen alternativen Standort? Warum kann nicht am alten Standort neu gebaut werden? Gibt es einen Plan B?“ Fragen, die schnell beantwortet sind. Die Zehn-Minuten-Frist für den Hilfseinsatz im Ernstfall gibt einen engen Rahmen vor, die vielfältigen Anforderungen an ein zeitgemäßes Gefahrenabwehrzentrum ebenfalls. Die so genannte KHD-Wiese zwischen Marx- und Hohemarkstraße, die Rolls Royce gehört und als Parkplatz genutzt wird und einst auch als Standort im Gespräch war, ist für die Stadt nicht zu haben, zum aktuellen Standort fallen dem Feuerwehrchef im Rathaus spontan ein halbes Dutzend Hinderungsgründe ein. Von der Gas-Pipeline unter einem Querweg auf dem fraglichen Gelände, die nicht überbaut werden darf, über die Hochwasser-Gefahr am Urselbach, der die Feuerwehrkeller immer wieder unter Wasser setzt, den nötigen kompletten Abriss des Altbestandes bis hin zum Höhenunterschied auf dem Gelände an der Marxstraße, der ein barrierefreies Bauen nicht ermögliche.