Schulabgänger an der Schwelle zur Zukunft

Die jungen Vertreter des Polizeipräsidiums Westhessen stellen sich den Schülermassen, die sich für einen Polizeiberuf interessieren. Foto: mr

Von Maximilian Rogalski

Oberursel. Rappelvoll war es in der Hochtaunusschule, als am Freitag, Schüler der weiterführenden Schulen sich an den Ständen von über 40 ausstellenden Unternehmen im Foyer und Forum quetschten. Große Namen wie Continental und DRK, aber auch mittelstndische Firmen, wie CMF, die Metallmanufaktur Velte oder das Parkhotel am Taunus, dazu die Ketteler-La Roche-Schule und das Polizeipräsidium Westhessen waren gekommen, um sich den künftigen Auszubildenden und Studenten im Rahmen der Ausbildungstour zu präsentieren.

Dabei waren die Aussteller nicht ganz uneigennützig, wie der Meister in der Konstruktionstechnik, Tim Fischer, von der Metallmanufaktur Velte verriet: „Wir sind unglaublich nah an der Zukunft.“ Um sich einen Vorteil gegenüber anderen Unternehmen zu sichern, hatte sich die Metallmanufaktur etwas besonderes für die Ausbildungstour ausgedacht. Die Schüler konnten aus dem harten Metall Rosen zurechtbiegen, deren Schönheit sich mit der zierlicher, echter Rosen messen konnte. Das schnell angefertigte, handwerkliche Kunstwerk durften die Schüler zusammen mit einer echten Rose der Gärtnerei Krammich mit nach Hause nehmen. Für viele Besucher sei das laut Fischer der „erste Kontakt mit dem Werkstoff Metall.“ Das handwerkliche Kunstwerk vermittle den Schülern einen Eindruck davon, wie die Arbeit als Metallgestalter aussehen könnte. Azubi Janosch Hollich will Metallgestalter werden. Schon früh hat er sich an der hauseigenen Schmiede am Metall probiert. Seine Ausbildung hat er im September vergangenen Jahres gestartet. Wenn alles gut läuft, schließt er sie im Februar 2025 ab.

Die 17-jährige Realschülerin der Erich Kästner-Schule Naima Kober aus der 10R3 fand es „megacool, dass viele Stände Angebote zum Mitmachen haben.“ Sie mag es, sich auszuprobieren, abwechslungsreiche Aufgaben mit den Händen zu meistern. Die Ausbildungstour hat ihr einen Einblickt in die vielfältigen Berufe ermöglicht. Prinzipiell kann Naima sich vorstellen, alle Berufe auszuüben, nachdem sie ihren Abschluss an der Saalburgschule in Usingen absolviert hat. Vielleicht wird sie sogar Polizistin.

Schutz- und Kriminalpolizei bieten vielfältige Teamberufe, einen sicheren Arbeitsplatz, und ein dafür nötiges duales Studium ist nah an der Praxis, so die Polizeikommisaranwärterin (PKA), hinterm Tresen des Polizeipräsidiums Westhessen. Kein Wunder also, dass es sich vor dem Polizeistand staute. Normalerweise scheuten sich viele Jugendliche, sich bei der Polizei wegen einer Ausbildung oder einem Studium zu melden. Die Hemmschwelle sei groß, erzählt Anita Pfeiler, die Einstellungsberaterin in der Nachwuchsgewinnung Hochtaunus. Daher freute es sie, dass sich ein Schüler für ein duales Studium zum gehobenen Dienst beworben hatte. Durch den persönlichen Kontakt gab es keinen Grund mehr zur Zurückhaltung.

Das könnte daran gelegen haben, dass ihm zwei sympathische, junge Nachwuchspolizisten für Fragen zur Verfügung standen. Derzeit absolvieren sie ein duales Studium, sind daher noch Anwärter. Der Kriminalkommisaranwärter (KKA) hatte nach dem Abitur spontan die Idee, Polizist zu werden. Sein Vater arbeitet ebenfalls im öffentlichen Dienst, und nach einer Internetrecherche entschloss er sich, an einem Eignungstest teilzunehmen, den er bestand. Die PKA kam durch ihren Ex-Freund zur Polizei. Nachdem sie ebenfalls Internetrecherche betrieben hatte, bewarb sie sich über das Internetportal der Polizei Hessen bei der Schutzpolizei.

Lena Müller (18) aus der 11bg5 der Feldbergschule interessierte sich dagegen für die Kriminalpolizei. Zusammen mit ihrer gleichaltrigen Freundin Charlotte Hohmann, die in die selbe Klasse geht, fragten sie die angehenden Polizisten aus. Hohmann wollte von den Anwärtern wissen, wie die Arbeit beim Zoll ist und ob es so interessant sei wie sie es beim Flughafen-Zoll im Rahmen des Girls Days erlebt hatte. Ihre Freundin Lena überzeugte das Konzept der Ausbildungstour: „Ich finde es gut, dass Leute aus dem Beruf dir von dem Beruf erzählen können“. Ihrer Meinung nach waren aber einige Berufe zu wenig vertreten, etwa Medizin und Architektur. Beide zeigten sich aber generell mit dem vielfältigen Angebot zufrieden.

Dazu gehörte der Stand vom Parkhotel am Taunus, den die Auszubildende als Köchin Anna Röhs (19) und die angehende Hotelfachfrau Lena Keller (17) besetzten. Lena war bislang als Schülerin auf der Ausbildungstour, in diesem Jahr feierte sie als Ausstellerin Premiere. „Auf dieser Seite zu stehen, ist auch ein tolles Erlebnis“, fasste sie den bisherigen Tag zusammen. Viele Interessenten waren gekommen, vor allem für den Kochberuf. Dafür interessierte sich auch Anna. Vor zwei Jahren fing sie in Niedersachsen mit der Ausbildung zur Köchin an. Im vergangenen August wechselte sie zum Parkhotel, Anna überzeugten die Bilder vom Hotel. Außerdem fand sie den familiären Umgang im Hotel gut. „Man wird nicht als Nummer gesehen, sondern als Person“, berichtete sie. Weil es keine große Kette ist, sei die Arbeit entspannter, bestätigte Lena. Sie könne ohne Druck richtig und ordentlich lernen. Seit ihrem Ausbildungsbeginn im vergangenen August arbeitete sie im Service, an der Rezeption und in der Küche. Ihr Ziel sei es, eines Tages den Betrieb der Eltern zu übernehmen.

Für all diejenigen, die sich zwischen Ausbildung und Studium nicht entscheiden können, bot Volunta, ein Tochterunternehmen des Deutschen Roten Kreuzes, ein Freiwilliges soziales Jahr (FSJ) an. Michelle Opolony, Programmberaterin bei Volunta, verriet, dass dafür kein Schulabschluss notwendig ist, auch die Noten sind egal. Alle zwischen 15 und 27 Jahren können ein FSJ in einer sozialen, ökologischen oder kulturellen Einrichtung absolvieren, sogar ein FSJ im Ausland ist möglich, so Opolony. Das FSJ sei ein Jahr Auszeit, biete die Möglichkeit, aus der Komfortzone herauszukommen sowie erste Einblicke in die Arbeitswelt zu bekommen.

„Es ist sehr gut, dass jungen Leuten Perspektiven aufgezeigt werden“, befand der ehemalige FSJ-ler und Botschafter für Volunta, Marek Löcker. Zum ersten Mal hörte der 21-Jährige durch seinen Lehrer von Volunta. Im Internet guckte er genauer nach und bewarb sich. Von 2019 bis 2020 absolvierte er sein FSJ an der Helen-Keller-Schule. Nach dem Jahr Auszeit entschloss er sich, Theaterwissenschaften an der Uni Mainz zu studieren.

Durch ein FSJ im Kindergarten der Ketteler-La Roche-Schule kam Kevin Luppert 2017 in Kontakt mit der Fachschule für Sozalwesen und Sozialpädagogik. Kollegen hatten ihn auf die Ausbildung zum Sozialassistenten aufmerksam gemacht. Nachdem er seinen Realschulabschluss nachgeholt hatte, fing er 2020 mit der Ausbildung zum Sozialassistenten an, die er 2022 erfolgreich abschloss. Jetzt arbeitet er als Sozialassistent in der Oberstufe der Schule.

In der Unterstufe ist Hannah Dobberan als Erzieherin tätig. Durch ein Praktikum in der achten Klasse wurde sie auf den Erzieherberuf aufmerksam. An der Ketteler-La Roche-Schule hatte sie viele Bekannte, ihre Ausbildung zur Erzieherin dort anzufangen, lag also nahe. Die 2021 begonnene Ausbildung schließt sie voraussichtlich im Juli ab.

Ein besonderes Angebot der Ausbildungstour war der Shuttleservice, der die Schüler direkt zu den Unternehmen brachte. Eines dieser Unternehmen war CMF. Die Werbeagentur ist neu nach Oberursel gezogen und präsentierte sich bei der Ausbildungsmesse zum ersten Mal am neuen Standort. Für die Schüler gewährte Sven Fajfar, Social Media Manager bei CMF, einen Blick hinter die Social Media Posts. Der ausgebildete Mediengestalter in Digital und Print, Kevin Kowalczyk weihte die Schüler in die Kunst des 3D Motion Designs ein.

Sich mit dem 3D Motion Design auseinanderzusetzen war schon vor seiner Arbeit als Junior Art Director bei CMF das Hobby von Kowalczyk. Bei seiner Internetrecherche nach einem Ausbildungsplatz entdeckte er, dass CMF das selbe 3D-Programm benutzte wie er. Als er ein Werbevideo der Azubis von der Marketingabteilung des Unternehmens gesehen hatte, entschloss er sich, bei CMF eine Ausbildung zum Mediengestalter zu beginnen. Chantal Hoffmann ist ebenfalls Junior Art Director bei CMF und ausgebildete Mediengestalterin. Wie bei vielen gelangte sie über die Internetrecherche und das Lesen von Blogartikeln ehemaliger Azubis zu ihrem Ausbildungsplatz. Die Junior Account Managerin Lea Rhen achtete bei ihrer Auswahl eines Ausbildungsplatzes auf etwas besonderes. „Mir war wichtig, für welche Marken ich arbeite“. Da hatten sie die Kunden von CMF überzeugt. Die Schüler waren von CMF ebenfalls angetan, viele fragten nach einem Praktikum. Und wer ein Praktikum bei CMF absolviere, bleibe oft für eine Ausbildung, war zu hören.

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