Oberursel (gt). Am kommenden Sonntag feiert die Ortsvereinigung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ihr 125-jähriges Jubiläum. Die Gründung des Vereins war damals Chefsache, denn kein Geringerer als Bürgermeister Josef Füller berief die Versammlung für den 27. Februar 1899 zur Gründung einer Sanitätskolonne ein. Es ist festgehalten worden, dass außer dem Bürgermeister auch Dr. Neuroth, acht Mitglieder des Kriegsvereins „Allemania“, fünf Mitglieder vom Turnverein 1861, vier Mitglieder der Turngesellschaft, fünf Mitglieder von der Freiwilligen Feuerwehr und sechs Männer ohne Vereinszugehörigkeit an der Versammlung im damaligen Rathaus teilgenommen haben. Sie gründeten an diesem Abend die Bereitschaft vom Roten Kreuz Oberursel, allerdings nur für männliche Mitglieder. Es dauerte noch bis zum 1. Dezember 1904, bis für die Orscheler Frauen ein eigener Frauenverein vom Roten Kreuz gegründet wurde.
Die „Unterrichtsstunde“ der Bereitschaft fand im ersten Jahr freitags statt, gleich im März 1899 startete der erste Ausbildungskurs, und im Dezember fand eine größere Übung in der Öffentlichkeit statt. In den ersten Jahren wurde eine öffentliche Sanitätswache eingerichtet, um an Sonn- und Feiertagen Hilfe bei Unfällen anbieten zu können, allerdings ohne eigene Räume. Diese erhielten die Helfer erst am Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Einweihung des neuen Spritzenhauses für die Feuerwehr, wo das Rote Kreuz zwei Räume hatte. Krankentransporte wurden mit einer fahrbaren Krankentrage durchgeführt. Als 1909 die Anzahl der Krankentransporte auf über 200 gestiegen war, beantragte das Rote Kreuz beim Magistrat der Stadt Oberursel einen Krankenwagen, der von Pferden bespannt werden sollte. Ähnlich wie bei heutigen Projekten dauerte es einige Zeit, bis die notwendigen Mittel durch die Stadt und Spenden aus der Bevölkerung zusammenkamen, und so wurde 1927 in Oberursel der erste Krankenwagen im gesamten Kreisgebiet angeschafft.
1929 wurde die Bereitschaft im Vereinsregister als „Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz e.V. Oberursel“ eingetragen, und im gleichen Jahr startete ein „Wintersports-Rettungsdienst“ mit Ski- und Fußpatrouillen zur Hilfeleistung und Bergung von Skifahrern und Wanderern im Taunus. Ein Jahr zuvor wurde auch eine Jugendgruppe gegründet. Ein zweiter Krankenwagen wurde zwar im Jahr 1937 angeschafft, jedoch musste der Verein sein gesamtes Vermögen in den Kriegsjahren abgeben. Dennoch wurde in dieser Zeit am Bahnhof eine Verbands- und Krankenerfrischungsstelle eingerichtet.
Ein Oberurseler Krankenwagen wurde nach Kriegsende in Bad Vilbel gefunden und mithilde des amerikanischen Roten Kreuzes wieder instandgesetzt. Damals bekam der Verein Räume von der Stadt zur Verfügung gestellt und zwar im ehemaligen Arbeitsamt in der Schulstraße 22b. Größere Aufgaben gab es in den 1950er-Jahren in Gestalt der Betreuung des Flüchtlingslagers Hohenwald, der Sammlung von Kleidung und Ausrüstung für Ungarn und der Unterstützung bei der Hamburger Flutkatastrophe.
Seit den 1970er-Jahren ist die Bereitschaft des Ortsvereins in der Marxstraße zu Hause, zusammen mit dem Rettungsdienst. Das Gebäude diente beim Bau des heutigen Rathauses vorher als provisorisches Ausweichquartier für städtische Abteilungen. Als das Rathaus fertiggestellt war, wurde das Gebäude für das DRK ausgebaut, und nun steht das Provisorium seit 50 Jahren. Die Ortsvereinigung umfasst inzwischen etwa 70 aktive Mitglieder, die sich mittwochs um 19.30 Uhr treffen, sowie mehr als 2000 Fördermitglieder. Die Jugendgruppe, das Jugendrotkreuz (JRK) für Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren, trifft sich montags um 17 Uhr.
Auch heute noch wird Kleidung gesammelt, bei der Flutkatastrophe im Ahrtal waren DRKler aus Oberursel im Einsatz, und außer bei Einsätzen in Oberursel, etwa bei der Personensuche oder wie letztens beim Dachstuhlbrand in Oberstedten mit einer Verpflegungsstelle für die Feuerwehr, sieht man sie immer wieder bei ihren Sanitätsdiensten am Brunnenfest, bei den Reitturnieren und anderen Veranstaltungen in der Stadt. Jahrelang begleiteten sie auch die Vorstellungen des Theaters im Park. Blutspendetermine finden jeden Monat in der Taunushalle statt, besonders beliebt ist auch der Blutspendetermin am zweiten Weihnachtsfeiertag in der Feuerwehrwache in Weißkirchen. Auch beim Taunus-Karnevalszug sind Sanitätsteams sowohl zu Fuß im Zug unterwegs als auch an verschiedenen Stellen wie am Marktplatz und am Epinay-Platz anzutreffen.
Zum 125-jährigen Bestehen findet am kommenden Sonntag ein Tag der offenen Tür von 11 bis 18 Uhr auf dem Gelände des DRK in der Marxstraße 28 und auf der angrenzenden Rolls-Royce-Wiese statt. Besucher erwartet ein abwechslungsreiches Programm für die ganze Familie. Kinder können sich auf ein vielfältiges Unterhaltungsangebot freuen, das für Spaß und Spannung sorgt. Es gibt eine Auswahl an Speisen und Getränken, die zum Genießen und Verweilen einladen. Ein besonderes Highlight wird die Ausstellung der Einsatzfahrzeuge des DRK sein. Interessierte haben die Möglichkeit, die Fahrzeuge aus nächster Nähe zu betrachten und mehr über die vielseitige Arbeit des Roten Kreuzes zu erfahren. Zudem wird es spannende Erste-Hilfe-Übungen geben, bei denen die Teilnehmer ihr Wissen auffrischen und praktische Tipps für den Ernstfall erhalten können. Der Eintritt ist frei. Es wird eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln (U3-Station Lahnstraße), per Fahrrad oder zu Fuß empfohlen.