Stadtführung über Frauen für Frauen

Marion Unger übergibt im Deschauer Park einen 840 Euro schweren Scheck an Carla Horstkamp vom Verein „Frauen helfen Frauen“. Foto: bg

Oberursel (ow). Sie trafen sich im Deschauer Park zur Spendenübergabe: Stadtführerin Marion Unger und Carla Horstkamp vom Verein „Frauen helfen Frauen“. Bei ihren insgesamt sechs Führungen zum Thema „Starke Frauen in Oberursel“ konnte Marion Unger für die Arbeit des Vereins insgesamt 840 Euro einsammeln. 250 Euro davon spendet allein der Frauenring, der eine Führung für seine Mitgliederinnen gebucht hatte.

Das Interesse an den starken Persönlichkeiten der Oberurseler Stadtgeschichte ist sehr groß. Marion Unger stellt sehr unterschiedliche Frauen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Kunst aus der Taunusstadt vor. Stadtgeschichte, Menschen und Orte werden dabei lebendig. Den Deschauer Park mit dem schönen Spielplatz verdankt die Stadt zum Beispiel einem Lottogewinn. Dem von Anna Maria Müller aus Oberursel, die mit Anton Deschauer verheiratet war. Davon kauften sie das mehr als 6000 Quadratmeter große Grundstück und errichten die Villa, in der heute die Volkshochschule (VHS) ihr Domizil hat.

Ganz bewusst hatte sich Marion Unger diesen Ort für die Scheckübergabe ihrer eingesammelten Spendengelder ausgesucht. Bei ihren Rundgängen berichtet sie außer dieser ungewöhnlichen Geschichte über die Lebenswege weiterer Oberurseler Frauen, die trotz widriger Zeiten und Umstände ihre Ziele nie aus den Augen verloren haben. Angefangen bei der Stadtpatronin St. Ursula über Margarethe Hager und Friederike Bröll, die als erste Frauen in das Oberurseler Stadtparlament einziehen konnten, Gerda Jo Werner, die Frau auf dem 50-Pfennig-Stück, die eine bedeutende Malerin war und die einige Altorschler noch als Kunstlehrerin erlebten, bis hin zu Gerda Hopf und ihr großes, unter Naturschutz stehendes Anwesen mit Villa am Borkenberg, die Forscherin Else Kröner, deren gesamtes Privatvermögen in die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung floss, oder die als Orschler Orginal bekannte „Trauthe Anna“, um die sich zahlreiche Geschichten ranken, um nur einige zu nennen. Der Stoff geht ihr nicht aus, sie bereitet inzwischen „Teil 2“ des Rundgangs vor und will auch zukünftig die Einnahmen daraus dem Verein „Frauen helfen Frauen“ zur Verfügung stellen.

„Jeder Euro zählt“, sagte Carla Horstkamp bei der Scheckübergabe und freut sich aufrichtig über die unerwartete Spende der Stadtführerin. Seit vielen Jahren ist der Verein „Frauen helfen Frauen“ in Oberursel eine wichtige Institution. Das Frauenhaus, in dem Frauen und ihre Kinder, die von häuslicher Gewalt bedroht sind, Schutz finden, gibt es seit 1985. Und gerade in Lockdown-Zeiten befürchten viele Experten eine Zunahme an häuslicher Gewalt. In der Beratungsstelle des Vereins arbeiten drei Mitarbeiterinnen, im Frauenhaus sind vier Mitarbeiterinnen für die Bewohnerinnen im Einsatz. Grundstein für die Arbeit ist die finanzielle Unterstützung des Vereins durch das Land, den Hochtaunuskreis, die Stadt Oberursel und Kommunen im Landkreis. Einen Teil der Kosten aber muss der Verein selbst aufbringen, dafür sorgt unter anderem eine Fundraising-Gruppe mit sehr kreativen Ideen. „Wir sind für jede finanzielle Unterstützung sehr dankbar“, sagt Carla Horstkamp, „denn gerade im Corona-Jahr sind uns viele wichtige Einnahmequellen weggebrochen“.

Und sie zählt auf: Die von vielen Frauen geschätzte Taschenbörse – abgesagt, ebenso wie der Weihnachtsmarkt mit dem Kunst- und Handwerkermarkt im Rathaus. Damit entfällt die beliebte Tombola des Vereins, die regelmäßig durch zahlreiche Oberurseler Firmen tatkräftig unterstützt wird. Oder Veranstaltungen, die reihenweise abgesagt wurden, wo regelmäßig Kaffee und Kuchen verkauft wurde zugunsten des Frauenhaues. Wir hoffen sehr auf private Spenden und Unterstützung, um diese Einbußen irgendwie ausgleichen zu können, so Carla Horstkamp.



X