Stehende Ovationen beim Schwimmbaddebüt der Tenöre

Holen die schönsten Arien ins Taunabad: Die Tenöre Jeffrey Hartmann, Marco Antonio Rivera, Shahram Yasdani und Marius Turtoi (v. l.). Foto: fch

Oberursel (fch). Vier Tage lang hatte sich das Taunabad dank der Stadtwerke, des Kultur- und Sportfördervereins Oberursel (KSfO) und des Vereins „Kunstgriff“ in eine der schönsten Open-Air-Bühnen der Region verwandelt. Auf der Bühne gaben sich so unterschiedliche Ensembles und Bands wie die Musicaltruppe „Voice:Ten“, die Kultband „Rodgau Monotones“, die Techno Raver „Tiefe Klänge“ und zum Finale „L’Opera Piccola“ die Ehre. Vier tolle Tage mit vier tollen Konzerten und vielen Hits unterschiedlicher Genres ließen fast keine Musikwünsche offen.

So strömten die Besucher nicht nur am Finaltag des Stadtwerke-Sommers ins Grüne. Da ging es, abgesehen von dem Genuss bekannter und beliebter Klassik-Melodien am Abend, bereits tagsüber im Taunabad hoch her. Auf der Wiese und in den Becken ließ es der Nachwuchs beim vom Verein „Kunstgriff“ und dem Familientreff Oberursel organisierten „Familientag“ so richtig krachen. Zum Toben und Spaßhaben standen außer den Becken auch zwei Hüpfburgen bereit. Kinderschminken und weitere Unterhaltungsangebote wie eine große Tombola sorgten für Kurzweil.

Temperamentvoll ging es abends auf der Bühne weiter. Da gaben sich beim Konzert mit klassischer Musik von L’Opera Piccola vier klassisch ausgebildete Tenöre ein Stelldichein. Für die vier Sänger Jeffrey Hartmann, Marco Antonio Rivera, Shahram Yasdani und Marius Turtoi war es wie für Pianist Alexander Schawgulisde und Moderator Michael Vaccaro eine Premiere. „Die Sänger und Musiker der in Bad Schwalbach beheimateten L’Opera Piccola sind mit ihren Inszenierungen bereits in 14 Ländern aufgetreten, aber in Oberursel zum ersten Mal in einem Schwimmbad“, stellte Michael Vaccaro vergnügt fest. Auch das Outfit von einem der Tenöre stach heraus. Hatte er doch Anzug, Frack, weißes Hemd und Fliege gegen schwarze Jeans und einen knapp sitzenden Pulli eingetauscht. Des Rätsels Lösung: Tenor Marius Turtoi war erst am Abend zuvor spontan bei einer anderen Veranstaltung engagiert worden, um einen kurzfristig verhinderten Kollegen zu ersetzen. Begeistert von der Aussicht, auf der Open-Air-Bühne eines Schwimmbads zu singen, hatte er prompt zu Hause sein „klassisches Outfit“ vergessen. Die Farbe der Jeans passte, der Pulli war, wie unschwer zu erkennen, die Leihgabe eines schlankeren KSfO-Mitglieds. Dem Gesang und dem Spaß, den alle Künstler gemeinsam und mit dem Publikum hatten, tat dies keinen Abbruch. Der Titel des Programms „Von Mailand nach Hollywood“ signalisierte die große musikalische Bandbreite. Und wenn es um klassische Melodien geht, dann sollte immer ein Zwischenstopp in Wien eingelegt werden, was auch geschah. Interpretiert wurden im Solo, Duett oder als Quartett bekannte Ohrwürmer und Arien.

Eröffnet wurde das Konzert mit dem 1904 für Enrico Caruso komponierten Lied „Mattinata“ von Ruggero Leoncavallo. In Oberursel sang es Marco Antonio Rivera, der sich der sportlichen Herausforderung stellte und das Lied mit dem Caruso berühmt wurde, sang. Mit „Amor ti vieta“ aus der Oper „Fedora“ gab Tenor Jeffrey Hartmann sein gelungenes Schwimmbadbühnendebüt. In die Rolle des ägyptischen Feldherrn Radamès, der von zwei Frauen begehrt wird, schlüpfte Shahram Yasdani. Er gab den jugendlichen Heldentenor mit der Arie „Celeste Aida“, in welcher der Tenor mit markanten Spitzentönen einen Kriegsherrn und einen Liebenden verkörpern muss. Überflüssig war die Bitte „Non ti scordar di me“ („Vergiß‘ mein nicht“) von Marius Turtoi. Allein schon aufgrund seiner Kleidung und seiner klangvollen, ausdrucksstarken wie warmen Stimme wird er dem Orscheler Publikum in bester Erinnerung bleiben. Immer wieder interpretierte einer der Tenöre eine bekannte Arie und setzte so die musikalische Reise vom alten Europa in die neue Welt fort. Gemeinsam sangen die vier Tenöre den sehnsuchtsvollen neapolitanischen Klassiker „O sole mio“ (Meine Sonne), die Tiefkühlpizzenliebhabern und Fußballfans bekannte Kanzone des Herzogs von Mantua aus dem dritten Akt von Giuseppe Verdis Oper Rigoletto „La donna è mobile“ („O wie so trügerisch“) und mit „Nessun dorma“. eine der bekanntesten Arien Giacomo Puccinis aus seiner letzten Oper „Turandot“. Auch diese gesungene Aufforderung „Niemand schläft! Niemand schläft!“ wäre nicht nötig gewesen. Das Publikum klatschte begeistert den Takt der Musik mit, rief immer wieder Bravo und forderte mit stehenden Ovationen stürmisch Zugaben, die von den strahlenden Künstlern gern gegeben wurden.

!Die nächste Veranstaltung des KSfO ist die Musical-Komödie „PUBerlapapp – Der Ton macht die Musik“ von Louise Oppenländer. Sie kann bei freiem Eintritt auf dem Rathausplatz gesehen werden. Premiere ist am Mittwoch, 19. Juli, um 20 Uhr, weiter geht es am Sonntag, 23. Juli, um 11 Uhr, am Mittwoch, 26. Juli, um 20 Uhr und am Sonntag, 30. Juli, um 11 Uhr.



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