Oberursel. Der diesjährige Stierstädter Adventsmarkt lockte wieder sowohl Jung und Alt als auch einheimische und zugezogene Menschen an. Auch das eher bescheidene Wetter am Samstag hielt die Stierstädter nicht von einem Besuch im schönen Ortskern ab.
Einen einfachen Start hatte der Adventsmarkt jedenfalls nicht. Zum einen spielte die Frankfurter Eintracht im Waldstadion parallel gegen die Bayern (und gewann sensationell mit 5:1), und zum anderen fing es kurz vor der offiziellen Eröffnung am Samstagabend um 17 Uhr an zu regnen. „Das traditionelle Konzert des Turnvereins unter der Linde vor der Kirche muss leider ausfallen“, hieß es in der kurzen gemeinsamen Eröffnungsrede von Ortsvorsteher Thomas Gerecht und dem Vorsitzenden des Vereinsrings Stierstadt, Mirko Becker: „Doch auch das missliche Wetter hält uns Stierstädter nicht vom Feiern ab.“ Der traditionelle Adventsmarkt am zweiten Advent habe einen „großen Stellenwert unter der Stierstädter Bevölkerung“, betonte Gerecht.
Und ja, nach und nach füllten sich der Platz vor der Kirche, die kleinen Ecken der Gartenstraße sowie der Heinrich-Geibel-Platz bei der Feuerwehr. Weihnachtliche Musik, die aus den extra angebrachten Lautsprechern erklang, und der Duft von Glühwein und Burgern rundeten den besonderen Flair in Stierstadts altem Ortskern ab. Einzig das Wetter spielte nicht mit, und so hatte nahezu jeder Besucher einen Regenschirm bei sich.
Der Stimmung wollte dies jedoch keinen allzu großen Dämpfer verleihen. Regelmäßig konnte man Kinder, die zum „Crepês-Stand“ oder zur „Kakaobude“ wollten, hören, alte Bekannte wurden wieder getroffen, und der Weihnachtsmann zog auch seine Runden. Gemeinsam suchte man dann Schutz unter den zahlreich aufgestellten Pavillons und Zelten. Diese wurden zusammen mit 25 Hütten tags zuvor von vielen fleißigen Helfern, darunter auch einige Schüler, aufgebaut. „Wir tun das hier für die Allgemeinheit“, erklärte Hauptorganisator Becker, der viel Wert auf die Gemeinschaft legt: „Es ist ein großes Miteinander. Man geht zusammen von Stand zu Stand und verbringt eine schöne Zeit.“ Das Miteinander sehe man auch an den vielfältigen Angeboten der Stände, woran sich erstmals auch drei Schulen beteiligten. „Jeder Stand macht etwas Eigenes, jeder findet seine Nische. Wir haben hier keinen kommerziellen Stand“, fasste Becker zusammen. Von klassischer Bratwurst über Schupfnudeln bis hin zum Hirschburger konnte jeder Besucher beim Essen fündig werden.
Doch auch darüber hinaus war das Angebot wie gewohnt vielfältig. Am Stand der evangelischen Versöhungsgemeinde, der schon immer an derselben Stelle steht, wurden selbstgebackene Plätzchen und Marmeladen verkauft. „Am Besten gehen die Bethmännchen“, sagte Manuela Merzyn: „Aber wir haben auch Wollsachen und Schnaps.“ Das eingenommene Geld wird übrigens an zwei soziale Projekte im Umkreis gespendet. Nur ein paar Schritte weiter konnten Lichterschmuck und kleine liebevoll dekorierte Wichtel gekauft werden.
Ein beliebter „Zufluchtsort“, jedenfalls an diesem verregneten Samstagabend, war ein Innenhof direkt neben der Linde. Dieser bot ausreichend trockene Plätze und punktete ebenfalls mit weihnachtlicher Deko und bekannten Liedern. Dort war auch der Stand der Stierstädter Heimatstube, die ihr neu erschienenes Heft über die Geschichte Stierstadts von 1910 bis 2022 anbot und generell für jegliche Geschichtsfragen offen war. „Ich bin vor vier Jahren nach Stierstadt gezogen und finde die Geschichte einfach spannend“, erklärte Lena Lütjens: „Und der Weihnachtsmarkt ist ein besonderer Ort, hier erfährt man viel und sieht einfach jeden.“ Dies möchte sie auch gerne an die Kinder weitergeben. Ähnlich sieht es auch Becker. „Wir haben hier eine breite Basis und glücklicherweise ein gutes Verhältnis zur Feuerwehr.“ Dies erleichtere die Vorbereitungen um einiges.
Welchen Stellenwert der Weihnachtsmarkt wirklich hat, zeigt sich an Becker selbst sehr gut. Der „echte Stierstädter“ ist Eintracht-Fan durch und durch. Normalerweise steht er in der Nordwestkurve, keine Reise ist ihm zu weit. Doch am zweiten Advent gibt es keine Diskussion. „Es ist nur ein Spiel im Jahr, da geht Stierstadt vor.“ Denn „das Ambiente hier, gerade mit den Holzhütten und der Linde und der Kirche, ist unvergleichlich.“ Da kann auch Regen nichts ändern.