Strahlendes neues Außenkleid für den alten Wasserturm

Das Gebälk an der Turmspitze hat fast 80 Jahre überstanden, das Dach ist dicht. Unter der kunstvollen Konstruktion öffnet sich der Blick durch die Glasfront in alle Himmelsrichtungen.

Oberursel (js). Das Wahrzeichen des Ortsteils Weißkirchen soll wieder in neuem Glanz erstrahlen. Von Frankfurt aus ist es über die noch unbebauten Felder hinweg sichtbar, tausende Pendler sehen den Wasserturm in seiner runden, schlanken Gestalt jeden Tag bei der Vorbeifahrt mit der S5 Richtung Frankfurt oder zurück in den Taunus. Noch ist er nicht bis ganz nach oben eingerüstet, aber es ist schon deutlich zu sehen, dass ihm Handwerksvolk zu Leibe rücken wird, um ihn aufzuhübschen. Und um ihn für die Nachwelt zu erhalten. Dem Denkmalschutz sei Dank, er hält die Eigentümer an, das als „Technisches Denkmal“ eingestufte Kleinod am Ortsrand von Weißkirchen zu sanieren.

„Der Erhalt des Turms liegt uns am Herzen“, sagt Steffen Röck-Saxenberger, Personalleiter im europäischen Mazda Forschungs- und Entwicklungszentrum an der Hiroshimastraße, auf dessen Grundstück der alte Turm steht. Mehr als 600 000 Euro investiert die Mazda Motor Europe GmbH in dessen Sanierung, die Anfang Juni abgeschlossen sein soll. Der Zahn der Zeit und die Witterungseinflüsse in fast freier Landschaft haben in Jahrzehnten ihre Spuren hinterlassen. Auch wenn der Turm von Mazda nicht genutzt wird, soll und muss er weiter erhalten bleiben“, so Röck-Saxenberger, der auch für das Gebäude-Management auf dem 70 000 Quadratmeter großen Mazda-Gelände in Nachbarschaft der S-Bahn-Station Weißkirchen-Steinbach zuständig ist.

Eine spezielle Schutzschicht an der Betonaußenhülle soll dafür sorgen, dass der Turm weitere 25 Jahre durch alle Wetter kommt. Eine von Mazda beauftragte Spezialfirma hat bei einer Untersuchung alle Schäden protokolliert und in Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde einen Sanierungsplan entwickelt. Die Erneuerung betrifft vor allem den Außenring des Turms. Der Stahlbetonmantel ist an vielen Stellen bröckelig, der Stahl darin korrodiert. Der umlaufende Balkon aus Holz in Höhe der ersten Tür auf etwa 15 Meter Höhe muss komplett erneuert werden. „Zum Glück“, so Röck-Saxenberger, sei der Innenring noch in Ordnung. Im runden Turm mit seinen etwa acht Metern Durchmesser erstreckt sich ein zweiter zylinderförmiger Innenturm bis zum Rundum-Wasserbehälter auf etwa 40 Meter Höhe des Turms, der offiziell 42 Meter misst. Dort verlaufen die alten Pumpröhren mit rostiger Verschraubung, das darf erst mal so bleiben. Das komplette System zu restaurieren, würde horrende Summen verschlingen. Die Holztreppe, die sich eckig nach oben wendelt, ist stabil.

Was für eine Aussicht vom höchsten betretbaren Punkt des Wasserturms. Mit seinem wunderbaren Rundumblick durch die Front der alten Holzfenster im „Salon“, wie sie es hier nennen. Im Westen der Blick über Steinbach, nach Süden und bis in den tiefen Osten die Metropole Frankfurt mit all ihren Auswüchsen, dazwischen die Feldgemarkung Richtung Oberursel und im Hintergrund Bad Homburg mit dem Weißen Turm und der Taunuskamm. Bei passendem Wetter bietet sich ein grandioses Panorama. Leider nur für Auserwählte, die das Glück haben, bis zum höchsten Punkt auf dem Mazda-Gelände geführt zu werden, von wo der zweite Turm aus roten Ziegeln mit dem schlichten Mazda-Signet schon klein wirkt.

Zum Jubiläum nach oben

Es wird wohl so bleiben, öffentlich zugänglich soll der alte Wasserturm auch nach seiner Sanierung nicht sein. Nicht nur, weil man sich bei Mazda nur ungern von oben auf die Reißbretter schauen lässt. Steffen Röck-Saxenberger weiß um die Attraktivität der besonderen, fast exotischen Immobilie mit Salon. Es gab Anfragen von potenziellen Investoren, das bestätigt er. Die Vision von einem Restaurant mit feiner Aussicht, auch ein Tagungsraum für spezielle Mazda-Gäste wäre attraktiv. Was auch immer, es würde einen kompletten Um- und Neubau kosten, allein der geforderte Brandschutz und ein zweiter nötiger Zugang würde immense Kosten verursachen. Ein kleines Hintertürchen möchte der Mazda-Personalchef offen halten. Etwa bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen des Forschungs- und Entwicklungszentrums im kommenden Jahr könnte die Tür für ein paar Stunden geöffnet werden. Bei einem im wahren Wortsinn „Tag der offenen Tür“ zum Geburtstag. Damit die Weißkirchener bei geführten Touren mal wieder auf ihren alten Turm können, um den Rundblick über ihren Ort zu genießen.

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