Tanja Sacher, neue Pfarrerin der Heilig-Geist-Gemeinde

Pfarrerin Tanja Sacher möchte frischen Wind in die Evangelische Heilig-Geist-Gemeinde bringen. Foto: pit

Oberursel (pit). Auf den ersten Blick wirkt die zierliche junge Frau in dem Kirchenraum der Evangelischen Heilig-Geist-Gemeinde ein bisschen verloren. Doch das ist lediglich der erste Eindruck. Tatsächlich scheint Tanja Sacher beim Herumlaufen vielmehr die Atmosphäre des Raumes in sich aufzunehmen, ihn zu erkunden, um mit ihm immer vertrauter zu werden. Etwas, das sich auch im Gespräch mit ihr in gewissem Maße bestätigt: „Hier findet auch der Konfirmanden-Unterricht statt und ich möchte, dass die jungen Menschen ebenso durch den Raum und um den Altar herum streifen, damit sie ihre Scheu vor dem liturgischen Bereich ablegen.“ Um genügend Platz zu schaffen, hat sie schon ein Stehpult entfernt und möchte am liebsten noch die Stühle vorne links wegstellen: „Die sind eigentlich für die Konfis gedacht, damit die Gemeinde sie während des Gottesdienstes im Auge behalten kann.“ Die dürfen bei ihr allerdings zwischen den anderen Gemeindegliedern sitzen.

Angekommen, Fakten geschaffen

Tanja Sacher ist also angekommen, hat die Arbeit in der Heilig-Geist-Gemeinde bereits angepackt und gleich ein paar Fakten geschaffen. Im Juni hat sie die halbe Pfarrstelle angetreten, die schon länger vakant war und bis Ende 2022 bestehen wird. Damit ist also die Lücke der vollen Pfarrstelle, die 30 Jahre von Pfarrerin Cornelia Synek versehen wurde, die im Oktober des vergangenen Jahres in den Ruhestand ging, bei weitem nicht ausgefüllt: „Ich werde nur jeden dritten Gottesdienst halten und die Bestattungen im Gemeindegebiet in jeder dritten Woche begleiten können.“ Darüber hinaus liegt die Konfirmanden-Arbeit in ihren Händen, genau wie der Religionsunterricht in der Grundschule am Eichwäldchen und sie steht für Seelsorgegespräche bereit. Daher freut sich Tanja Sacher, dass die Zusammenarbeit innerhalb der eigenen sowie mit den benachbarten Kirchengemeinden prima funktioniert: „Unterstützung bekomme ich bei der Arbeit in Heilig-Geist durch das tolle Gemeinde-Team hier vor Ort sowie im Wechsel durch die Kollegen der Nachbargemeinden.“

Dass sie selbst einmal Pfarrerin werden würde, ist Tanja Sacher nicht in die Wiege gelegt worden. Geboren in Nowosibirsk, verbrachte sie die ersten neun Jahre dort. 1995 zog die russlanddeutsche Familie nach Baden, und erst dort kam das Kind etwas später das erste Mal mit der Kirche in Kontakt: „Meine Freunde hatten sich zum Konfirmandenunterricht angemeldet und sagten zu mir, ich solle das auch machen, dann gebe es eine Party und tolle Geschenke“, erinnert sich die 33-Jährige lachend. Dabei habe sie das Gemeindeleben kennengelernt: „Wir Konfirmanden mussten beim Gottesdienst immer in den ersten Reihen sitzen, und als ich den Gesang von hinten hörte, spürte ich das erste Mal, wie bestärkend es ist, eine Gemeinde im Rücken zu haben und in einer Gemeinschaft aufgenommen zu sein.“ So habe sie sich auch nach der Konfirmation weiter in der Gemeinde engagiert, insbesondere in der Jugendarbeit, war im Organisationsteam von größeren Jugendgottesdiensten und die Vorstellung, in diesem Kontext später weiterzuarbeiten, wurde immer realer. Zumal sie der Jugendleiter und der Pfarrer der Gemeinde bei der Überlegung eines Theologie-Studiums bestärkten.

Sinnsuche

Doch auch das Studium nahm sie noch nicht mit dem Ziel in Angriff, Pfarrerin zu werden: „Damals wusste ich noch nicht einmal was von Landeskirchen und -listen.“ Es seien vielmehr Interesse und die ständige Suche nach neuen Fragen gewesen, weshalb sie sich im Fach Theologie an der Humboldt-Universität in Berlin einschrieb und sich in dessen Verlauf erst allmählich ihr Berufswunsch herauskristallisierte. 2010 wechselte sie nach Heidelberg, um dort ihr letztes Semester vor dem ersten Examen in Angriff zu nehmen: „Da man sein Vikariat üblicherweise in den Landeskirchen wahrnimmt, auf deren Gebiet man sein Abitur gemacht hat, war es sinnvoll schon mal dorthin zu gehen, um die Professoren kennenzulernen, die im ersten Examen prüfen.“ Das war die Zeit, in der sie ihren jetzigen Ehemann kennenlernte, der ebenfalls Theologie studierte und aus Königstein stammt. „Er ist ein richtiges EKHN-Kind“, lächelt Tanja Sacher. Die beiden fanden schnell heraus, dass sie heiraten wollten, und so bewarb sie sich ebenfalls um eine Vikariatsstelle bei der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau. Nachdem Ende 2013 ihr erster Sohn das Licht der Welt erblickt hatte, kam Tanja Sacher Anfang 2014 nach Hofheim-Lorsbach. 2015 folgte der zweite Sohn und nach dem zweiten Examen 2016 machte sie ein halbjähriges Spezialpraktikum bei einer Möbelschreinerei in Kelkheim: „Das war harte Arbeit.“ Für ihre erste Pfarrstelle schließlich wurde sie gleich anschließend nach Heusenstamm gesandt, wo sie auch ordiniert wurde. Innerhalb dieser Zeit des Wirkens im Landkreis Offenbach kam ihre Tochter zur Welt.

Nun, seit Mitte Juni, wirkt Tanja Sacher in Oberursels Norden und ihr Einführungsgottesdienst steht bevor. Am kommenden Sonntag, 8. September, um 9.30 Uhr, wird Dekan Michael Tönges-Braungart sie in einem Festgottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche, Dornbachstraße 45, offiziell in ihr Amt einführen. Die neue Pfarrerin selbst wird zum Thema „Amen im Gottesdienst“ predigen wird. Beim anschließenden Empfang bietet sich die Möglichkeit für persönliche Gespräche.



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