Vom TiP zum TaP mit Ideen und „PUBerlapapp“

Sie haben sich den Ponto-Brunnen auf dem Rathausplatz schon als Kulisse unter den Nagel gerissen (v. l.): Christian Kerkhoff, Susanne Anders, Bianca Stillger, Louise Oppenländer und Julian Gröger. Foto: bg

Oberursel (bg). Das Theater im Park (TiP)muss sich neu erfinden, der Kostendruck ist für die Spielstätte im Park der Klinik Hohe Mark zu groß. Die angespannte Finanzlage im Rathaus bedeutet für die Saison 2023 das Aus des alten Standorts. Wie man aus der der Not eine Tugend macht, stellten jetzt die Theatermacher vom Kultur- und Sportförderverein Oberursl (KSfO) mit Martin Krebs an der Spitze vor und landeten einen Überraschungscoup. Statt klassischem Theater im Park wird im Rahmen des Orscheler Sommers eine Musical-Komödie aufgeführt auf dem Rathausplatz unter dem Motto „Kultur für Alle – Eintritt frei“. Das „Theater im Park“ wird so zum „Theater aufm Platz“ (TaP).

„PUBerlapapp“ – Der Ton macht die Musik“ heißt das Stück. Es wurde von Regisseurin Louise Oppenländer für das Theaterhaus Stein’s Tivoli in Rodenbach geschrieben. Dort sorgte es acht Wochen lang für ein ausverkauftes Haus. Die Komödie spielt in einem irischen Pub. Das Geschäft läuft nicht gut, Wirt Micha plagen Schulden, sein Laden steht vor dem Aus. Plötzlich tauchen im Pub eine Sängerin, die sich vorstellen will, und der Alleinunterhalter Lenny auf. Doch warum kommen sie in das Lokal? Micha hat keine Jobs zu vergeben, im Gegenteil. Ihm sitzt eine wütende Gläubigerin, genannt „Krake“ im Nacken. Als die auch noch plötzlich vor der Tür steht, droht die Sache zu eskalieren. Aber dann greift Hilde ein. Die Reinigungskraft des Pubs hat das Herz auf dem rechten Fleck und ist obendrein zufälligerweise die Mutter von „Krake“. Mit dem Auftreten des Töchterleins ist sie überhaupt nicht einverstanden. Das unmißverständlich klarzustellen, ist eine Paraderolle für Judith Beier, einer Schauspielerin mit Herz und Leidenschaft und komödiantischem Talent. Diese Musical-Komödie ist eine knallbunte Mischung urkomischer und gefühlvoller Momente, untermalt mit vielen Songs, querbeet durch viele Jahrzehnte und Genres. Darunter „Irgendwo auf der Welt“, „Die kleine Kneipe“, „Show Must Go On“ oder „Sag mir quando“.

Da ist Musik drin, und eine Kostprobe gab es gratis bei der Pressekonferenz des KSfO im kleinen Rathaus-Sitzungssaal. Das fröhliche Ensemble um Oppenländer stimmte das populäre Shanty vom „Wellermann“ an und sorgte mit dieser fetzigen A-cappella-Einlage vom Feinsten für gute Stimmung. Die wollen sie auch bei ihren Auftritten auf dem Rathausplatz in Oberursel verbreiten. Denn – Überraschung – die Taunusstadt kennen sie gut und fühlen sich ihr verbunden. Bianca Stillger, Julian Gröger und Susanne Anders haben ihre Ausbildung an der Academy of Stage Art in Oberursel absolviert. Die Ensemblemitglieder können alle eine klassische Ausbildung zum Musicaldarsteller vorweisen.

In Frankfurt geboren, trat Louise Oppenländer schon als Kind bei der Volksbühne Bad Homburg auf und kennt Oberursel fast wie ihre Westentasche. 2006 stand sie für das TiP auf der Bühne. Von der einmaligen Atmosphäre der alten Spielfläche im Park an der Königsteiner Straße, damals noch im Besitz des DGB als Haus der Gewerkschaftsjugend, schwärmt sie heute noch. Dort spielte sie unter der Leitung von Andreas Walther-Schroth im „Tartuffe“ als Marianne mit. Seit fast 15 Jahren ist sie in der professionellen Theaterwelt zu Hause, gehört zum festen Ensemble des Steins Tivoli Theater in Rodenbach und ist seit 2023 dessen künstlerische Leiterin. Schauspielerin zu sein ist für sie kein Beruf, sondern eine Diagnose – unheilbar!

Bianca Stillger - ein echtes Multitalent vielbeschäftigt als Musicaldarstellerin, Rock-Popsängerin und Schauspielerin, tritt in „PUBerlapapp“ als Sängerin Daisy Lamour auf. Durch Zufall geraten sie und auch ein Alleinunterhalter in das Irish Pub. Christian Kerkhoff in der Rolle des Lenny, der nicht nur singen sondern auch „alles Andere“ kann, hat seine Ausbildung an der Stage School in Hamburg absolviert. Nach erfolgreicher Abschlussprüfung war er Ensemblemitglied bei der Premierenbesetzung von „Der Schuh des Manitu“ im Theater des Westens in Berlin. Als Wirt des Irish Pub agiert Julian Gröger. Schon während seiner Ausbildung stand er bei etlichen Galas und Konzerten auf der Bühne und spielte unter anderem am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Als „geldgierige Krake“ agiert Susanne Anders in dem Musical. Sie ist im Hochtaunus aufgewachsen, hat außer der Ausbildung zur Musical-Darstellerin auch eine Tanz- und Ballettschule absolviert, steht außer dem Theater auch für Film und Fernsehen vor der Kamera und arbeitet als Sprecherin.

Im Herbst hatte Louise Oppenländer den Kontakt zum KSfO gesucht, und nachdem eine Abordnung aus dem Rathaus sich nach Rodenbach auf den Weg gemacht hatte, war man sich schnell einig geworden, im Sommer das Stück „PUBerlapapp“ in Oberursel zu präsentieren. „Durch den Genre-Wechsel vom klassischen Theater zu einer Musical-Komödie können wir in dieser Saison mal was ganz Neues anbieten, freut sich Martin Krebs und versichert, der Spaß ist garantiert“.

Auf der Suche nach einem alternativen, kostengünstigen Standort für das TiP hatte sich der „Theater im Park“-Ausschuss des KSfO wieder für den Rathausplatz entschieden. Der war in Corona-Zeiten bereits bespielt worden. Theater in Oberursels Stadtmitte, das war bei der Aufführung von „König Ödipus“ gut angekommen. Die Regisseurin ist von dem Aufführungsort unter freiem Himmel sehr angetan und wird ihr Werk an die örtlichen Gegebenheiten anpassen. „Uns war es wichtig, auch in dieser Saison in Oberursel wieder Theateraufführungen anzubieten“, stellte Klaus-Peter Hieronymi klar und wies auf die Vorteile hin: Durch den Weinsommer ist die benötigte Infrastruktur für die Besucher wie Bierzeltgarnituren und Catering-Service auf dem Platz bereits vorhanden. Die Technik-Crew um Sven Hochwitz, Thomas Bingenheimer und Ralf Müller ist ebenfalls mit den örtlichen Bedingungen gut vertraut.

!Das Stück dauert etwa zweimal 50 Minuten, unterbrochen von einer Pause. Im Weindorf gibt es Platz für rund 250 Zuschauer. Für zufällige Zaungäste gibt es auch noch Stehplätze rund um das Areal zwischen Rathaus und Stadthalle. Premiere ist am 19. Juli, gespielt wird an vier Terminen, immer wenn der Weinsommer eine Pause macht, und zwar am Sonntag, 23. Juli, um 11 Uhr, am Mittwoch, 26. Juli, um 20 Uhr und am Sonntag, 30. Juli, um 11 Uhr bei freiem Eintritt.



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