Top-Spender aus Weißkirchen ruft zur Blutspende auf

Gerhard Vogt hat bereits 175 Mal Blut gespendet. Foto: fch

Oberursel (fch). Blutspender werden dringend gesucht. Aufgrund der Corona-Pandemie, der Urlaubszeit und der Flutkatastrophe in den Hochwassergebieten hat sich nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums der Bestand an Blutkonserven stark verringert. Vor allem durch die Flutkatastrophe werden zusätzlich mehr Blutkonserven benötigt. Aus diesem Grund haben Bundesgeundheitsminister Jens Spahn und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die Bürger zum Blutspenden aufgerufen. „Jede Spende hilft, die Versorgung zu sichern“, sagte Spahn. Eine Blutspende ist auch nach einer Impfung gegen das Coronavirus möglich, informierte das BZgA. Der Impferfolg werde durch die Spende nicht eingeschränkt.

Aufmerksam gelesen hat diesen in den Medien veröffentlichten Aufruf Gerhard Vogt. Der 67-Jährige gehört zu den Top-Spendern unter den Blutspendern in Hessen. Am 11. Juni spendete der Weißkirchner bereits zum 175. Mal freiwillig und unentgeltlich Blut. Dafür bedankte sich bei ihm der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen im Namen von Schwerkranken und Verletzten mit einer Urkunde und einer großen Blutspende-Ehrennadel in Gold mit goldenem Lorbeerkranz und eingravierter Spendenzahl „175“. Bereits am 4. März 2017 hatte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier den Oberurseler gemeinsam mit anderen langjährigen Spendern mit einem Empfang in Wiesbaden geehrt.

„Da hat ein Leukämiekranker einen Vortrag gehalten, wie wichtig Blutspenden sind. Aus ihnen werden unter anderem Medikamente für Krebskranke gewonnen. Die Informationen des Mannes haben alle Teilnehmer darin bestätigt, so lange es geht, Blut zu spenden. Ich habe zum ersten Mal als 19-Jähriger am 5. Januar 1972 Blut in der Grundschule von Weißkirchen gespendet. Von da an bin ich zwei Mal im Jahr zur Blutspende gegangen. Entweder in Weißkirchen oder bei der Bundeswehr. Die ersten drei Jahre musste mein Vater noch eine Einwilligung unterschreiben, da man damals erst mit 21 Jahren volljährig war“, informiert Vogt, der die Blutgruppe Null positiv hat. Und fügt hinzu: „Später wurden die Bestimmungen geändert. Männer können sechsmal im Jahr Blut spenden. Das nehme ich bis heute wahr. Als Altspender darf ich bis zu meinem 72. Lebensjahr anstelle des sonst üblichen 65. Lebensjahres Blut spenden. Zum letzten Mal kann ich am 14. August 2025 Blut spenden. Mein Ziel ist es, 200 Mal Blut zu spenden.“

87,5 Liter Blut gespendet

Anfangs habe er bei jeder Spende einen einseitigen Fragebogen ausgefüllt. Heute sind es drei Seiten plus einer Abfrage, ob sein Blut sofort als Frischblut verwendet werden kann. Bei jeder Blutspende werden 500 Milliliter Blut für die Spende und ein Teströhrchen voller Blut für die Untersuchung im Labor entnommen. In Zahlen ausgedrückt heißt dies: Gerhard Vogt hat bei 175 Blutspenden bisher 87,5 Liter Blut gespendet. Das entspricht acht Zehnliter-Eimern plus einem Fünfliter-Eimer Blut für die Teströhrchen. Vogt appelliert an junge Leute: „Geht zur Blutspende. Es tut nicht weh, ist gut für eure Gesundheit und ihr rettet mit jeder Spende Leben!“ Mit Sorge beobachtet der Oberurseler, dass während der Pandemie nicht nur die Zahl der Erstspender, sondern auch der regelmäßigen Spender „allein durch das Online-Anmeldeverfahren“ zurückgegangen ist.

Der Oberurseler Vogt ist zwar im Krankenhaus in Bad Homburg geboren, aber in Weißkirchen aufgewachsen, wo er auch die Grundschule besuchte. Nach der Mittleren Reife an der Realschule in Stierstadt, absolvierte er bei Siemens in Frankfurt eine Ausbildung zum Elektromechaniker. Danach leistete er bei der Luftwaffe 15 Monate lang seinen Grundwehrdienst. Er studierte vier Semester an der Georg-Kerschensteiner-Schule in Bad Homburg, die er als staatlich geprüfter Techniker für Informationselektronik verließ. Nebenbei erwarb er den Führerschein als Berufskraftfahrer und den Personenbeförderungsschein. „Ich habe mir mein Studium als Taxifahrer finanziert.“ Anschließend arbeitete er bei verschiedenen Unternehmen, unter anderem im Rechenzentrum der Deutschen Bank. Von 1986 bis zu seiner Pensionierung 2018 war Vogt beim Hessischen Rundfunk (HR) beschäftigt.

„Angefangen habe ich als Tonassistent, dann habe ich an Fortbildungen teilgenommen und ein internes Studium an der Schule für Rundfunktechnik (SRT) in Nürnberg gemacht. Danach habe ich beim HR als Tontechniker im Außendienst, in einem Übertragungswagen gearbeitet. Jeder Ü-Wagen ist mit der notwendigen Technik eines Rundfunk- oder Fernsehstudios ausgestattetes Fahrzeug und ein Unikat. Die Fahrer müssen körperlich und geistig fit sein.“ An seine Zeit beim HR denkt Vogt gern zurück. „Es war alles interessant, mein Beruf war absolute Spitze und der HR eine große Familie. Ich habe viele Künstler, Politiker, Wirtschaftsbosse, Sportler und Trainier kennengelernt.“ Mit dem Ü-Wagen waren er und seine Kollegen auf vielen Hessentagen – auch in Oberursel – vertreten, haben Bilanz- und andere Konferenzen, Sportereignisse, Konzerte für HR3, HR4 und You FM übertragen. In 35 Jahren beim Rundfunk lernte er viele Eintracht-Trainer und -spieler kennen. „Ich habe beim HR eine tolle Zeit erlebt, mit vielen Leuten in verschiedenen Gewerken zusammengearbeitet.“ Fit hält sich der Oberurseler, der am liebsten in der Natur unterwegs ist, mit Sport wie Yoga, Geräte-, Fitness- und Wirbelsäulentraining. Trotz all seiner Hobbies vergisst er nie, zur Blutspende zu gehen.

!Die nächsten Blutspendetermine – Achtung, nur mit Terminreservierung – sind in Oberursel in der Taunushalle Obersteden, Landwehr 6, am Freitag, 13. August, und am Freitag, 10. September, jeweils von 14 bis 19 Uhr. sowie in Bad Homburg im Kurhaus, Louisenstraße 58, am Montag, 16. August, und Dienstag, 17. August, jeweils von 14 bis 19.30 Uhr.



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