Trauer um Ehrenbürger Manfred Kopp

Oberursel (ow). Der Verein für Geschichte und Heimatkunde Oberursel trauert um ein langjähriges und verdientes Mitglied. Seit dem 26. März 1964 war Manfred Kopp nicht nur Vereinsmitglied, sondern unterstützte auch den Vorstand für einige Zeit. Ein besonderes Augenmerk richtete er auf die akribische und hartnäckige Recherche zur Stadtgeschichte während der Reformationszeit als auch zu den drei Epochen des unter dem heutigen Namen „Camp King“ bekannten Areals. Kopp entstammte einer seit Generationen in Oberursel verwurzelten Familie, die unter anderem seit 1813 den Schützenhof in der Au betrieb, das „erste Haus am Platze“.

Nach seiner theologischen Ausbildung unterrichtete er zunächst an berufsbildenden Schulen. Von 1969 an war er Landesjugendpfarrer und Leiter des Amtes für Jugendarbeit in der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau. 1980 wechselte er als Dozent für Religionspädagogik an das Evangelische Studienzentrum in Schönberg.

Die Stadtgeschichte von Oberursel und hier besonders die Geschichte der Urseler Druckereien und deren Erzeugnisse beschäftigten ihn seit 1962. Seine Forschungsergebnisse legte er 1964, 1991 und 2020 in drei Buchveröffentlichungen vor und etablierte sich damit weltweit als die Instanz auf diesem Spezialgebiet. Vertiefende Forschungen zur Stadtgeschichte und insbesondere deren Vermittlung an Kinder und Jugendliche waren seine Anliegen. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass 2004 eine Gruppe von Stadtführern ausgebildet wurde, die sowohl Altstadttouren als auch Themenführungen anbieten. Seit 2007 arbeitete er am „Erinnerungsort der Zeitgeschichte – Das Camp King 1933 –1993“. Hierzu veröffentlichte er mehrere Beiträge in den Jahrbüchern des Hochtaunuskreises.

Kopp engagierte sich auch initiativ bei der Sanierung der Oberurseler Altstadt. Er kaufte 1985 selbst ein Fachwerkhaus in der St. Ursula-Gasse, sanierte es mit viel persönlichem Einsatz, arbeitete und wohnte hier mit seiner Gattin Brigitte. Beide konnten 2021 das Fest der Diamantenen Hochzeit feiern.

Im Jahr 2008 erhielt Kopp den Saalburgpreis des Hochtaunuskreises. Die Stadt Oberursel verlieh ihm 2012 die Bürgermedaille und 2017 die Ehrenbürgerwürde. Er betreute den Nachlass der Fotografin Erika Wachsmann und damit die Bildrechte an ihren wertvollen Fotos aus den 1950er Jahren.

Manfred Kopp war ein Heimatforscher, dem es weniger darum ging, Erkenntnisse für die Schublade zu sammeln. Ihm lag daran, besonders in den heranwachsenden Generationen die Faszination für unsere lokale Geschichte und deren Erinnerungsorte zu vermitteln und diese so vor dem Vergessen zu bewahren.

Auch die Stadt zeigte sich tief betroffen. „Für Oberursel ist der Tod von Manfred Kopp ein großer Verlust. Mehr als sechs Jahrzehnte erforschte der passionierte Lokalhistoriker die Oberurseler Stadtgeschichte und wir verdanken ihm durch seine Forschungsarbeit tiefe Einsichten, beispielsweise in das Druckereiwesen Oberursels im 16. und 17. Jahrhundert“, erklärte Bürgermeisterin Antje Runge: „Wir verlieren eine Persönlichkeit, die mit unermüdlichem Einsatz im wahrsten Sinne des Wortes für Oberursel ‚Geschichte geschrieben hat‘ und der stets die wissenschaftlichen Ansprüche mit dem Erregen der positiven Aufmerksamkeit für Oberursel verbunden hat.“

Kopp verstarb am 5. September im Alter von 90 Jahren.



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