Oberursel (js). Mehr als 1000 Veranstaltungen waren zu organisieren und in knapp zehn Tagen zu stemmen, ein Millionen-Publikum wurde erwartet und kam nach „Orschel“. Es war wohl die größte infrastrukturelle Herausforderung für die Stadt in ihrer Geschichte, der „Hessentag 2011“, dessen Eröffnung am 10. Juni 2011 sich am Donnerstag kommender Woche zum zehnten Mal jährt. Die größte Party, die jemals auf ihren Plätzen und Flächen und in ihren Straßen stattgefunden hat. Nicht zu schaffen ohne den Tag-und-Nacht-Einsatz unzähliger Helfer, viele davon ehrenamtliche, freiwillige Unterstützer des Projekts Hessentag. Die Mitarbeiter des Rathauses waren in der heißen Phase der Vorbereitung und der Durchführung fast alle dauerhaft eingebunden.
Die „Aufbauorganisation“ liest sich wie das Organigramm eines großen Unternehmens. Mit „Lenkungsausschuss“ an der Spitze, in dem natürlich die Dezernenten und Geschäftsbereichsleiter saßen. Mit dem offiziellen „Hessentag-Beauftragten“ Eduard Wolczak als direkten Kontaktmann zur Landesregierung, dem „Hessentag-Büro“, in dem KSfO-Geschäftsführer Udo Keidel-George der starke Mann war, sieben Projektgruppen PG 1 bis PG 7 mit zahlreichen Untergruppen unter sich. Und dazu unzählige am Gelingen der großen Sause mitarbeitenden Menschen aus Vereinen, Schulen, Kirchen, von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten, Firmen, Sponsoren und Institutionen, private und öffentliche Kooperationspartner. „Es war eine unglaubliche Identifikation aller und der Stolz dabei zu sein, war riesig“, erinnert sich Klaus-Peter Hieronymi, damals noch in Diensten der Stadt.
Die PG 6 etwa mit Danny Franklin und Gaby Wölki als Leitungsteam war für das Landesprogramm zuständig. Offizieller Veranstalter des Hessentags, das muss man wissen, ist das Land Hessen, die jeweilige Stadt fungiert als „Ausrichter“. Für ungefähr 70 Prozent der Veranstaltungen gibt es Vorgaben des Landes. Das muss angeboten werden, der Rest obliegt der freien Gestaltung der Hessentags-Kommune. Die 51. seit der Premiere war Oberursel. Ungeachtet der Verteilung werden Erfolg oder Misserfolg des größten Hessenfests auf dem Konto der Ausrichter verbucht. Ihre Vorbereitung und Ausführung ist Maß aller Bewertung, auf einer Zehn-Punkte-Skala dürfte Oberursel im Juni 2011 weit oben eingeordnet worden sein.
Nahezu perfekte Organisation, Super-Infrastruktur, Rekord-Besucherzahl, das Team unter dem übergeordneten „HT-Büro“ hat saubere Arbeit geleistet. Von der Administration (PG 1) über Marketing und Kommunikation (PG 2), Flächen und Infrastruktur (PG 3), die PG Sicherheit und Verkehr, diejenige für die politisch wichtigen Tagungen und Empfänge, und natürlich die Projektgruppen für Publikumsveranstaltungen im Programm Stadt (PG 5) und Programm Land (PG 6) haben sich die Note „sehr gut“ verdient. „Es war ein absolutes Highlight in der Stadtgeschichte, einfach gigantisch“, bilanziert „KP“ Hieronymi, wie er genannt wird. Eine Einschätzung, die „von oben bis unten“ von allen Beteiligten geteilt wird. Auch von Udo Keidel-George, der zum Lenkungsausschuss gehörte und bei jedem „Morgen-Briefing“ mit wichtigen Entscheidern in der Reithalle Bommersheim dabei war.
Für das Hessenvolk ist allemal das Programm entscheidend, das bleibt im kollektiven Gedächtnis hängen, sicher auch die perfekte In-frastruktur mit Tag-und-Nacht-Service. Zum Pflichtprogramm gehören die Landesausstellung und der Platz für die Bundeswehr, Weindorf und Festzelt, die Trachtenfeste, Natur auf der Spur, der HR-Treff des wichtigsten Kooperationspartners, der Hessen-Palace und natürlich die große Open-Air-Arena, in der sie bei der Just-White-Party angesichts drohender Überfüllung alle den Atem angehalten haben. Für jedes Thema hatte die PG 6 verantwortliche Projektleiter ernannt, die sich wiederum Zusatzkräfte ins Boot holen konnten. „KP“ Hieronymi aus der PG 6 war als Leiter seiner Unterprojektgruppe unter anderem für den großen Festzug am Abschlusstag verantwortlich, live übertragen im Hessischen Fernsehen, also vor den Augen der versammelten Hessen-Welt, die ihre politische Prominenz nach Oberursel auf die Ehrentribüne auf der Bleiche schickte. Der Festzug ist stets medialer Höhepunkt und Abschluss des Hessenfests, da darf nichts schiefgehen.
„Im Tunnel“ hat sich „KP“ am Ende gefühlt, aber auch „im Flow“ trotz Albträumen, die zwischendrin nicht ausblieben. Ein immenser Druck lastete auf den Projektleitern, „Mister Hessentag“ Heinrich Kaletsch aus Wiesbaden galt in allen Fragen als Perfektionist. Eine „ganz andere Nummer als der Fastnachtszug war das“, so Hieronymi. Auch hier klare Vorgaben des Landes und vor allem die Forderung einer minutiösen Orchestrierung des Vorspiels vor dem großen Höhepunkt. Am Ende standen 168 Zugnummern auf der Liste, beginnend traditionell mit der Reiterstaffel der Hessischen Polizei, dem Hessischen Polizeiorchester, der Kutsche des Hessentag-Paars und je 15 Zugnummern der ausrichtenden Stadt und ihres Heimatkreises.
Spielorte für den Zugverantwortlichen waren vor, während und nach dem Festumzug eigentlich überall. Verbunden mit den Kollegen über Walkie Talkies. An den Aufstellungsorten Altkönigstraße bis hinauf zum Schwimmbad und entlang der gesperrten Königsteiner Straße bis weit in den Wald mit zentimetergenau markierten Grenzen für die einzelnen Gespanne, am Parkplatz im Wald, wo das Technische Hilfswerk (THW) für die pedantisch durchgeführte technische Abnahme aller Fahrzeuge zuständig war, an deren Ende entweder die grüne oder rote Karte stand, in den Straßen, durch die der Zug führen sollte, auf dem Gelände, wo heute das Unternehmen „Mauk“ residiert, damals Standort für eine absolut professionell gesteuerte „Riesen-Logistik“. Und natürlich auf der Bleiche, wo alles in einem fulminanten Finale vor versammelter Prominenz kulminieren sollte. „Rotz und Wasser“ hat „KP“ da geheult, bekennt er aufrichtig. Als die letzte Nummer durch war und der Adrenalinspiegel nach ersten positiven Rückmeldungen von verantwortlichen Stellen ruckartig absinken konnte. Schon vergessen war da der Moment, als dem „Herrn Kaletsch“ plötzlich auffiel, dass der Zielraum auf der Bleiche von allerhand Pferdeäppeln geschmückt war, die durchaus eine olfaktorische Belästigung des hochrangigen Publikums auf der Tribüne hätten sein können. Das Problemchen hatte „KP“ tatsächlich nicht auf dem Schirm, wurde aber schnell zur Zufriedenheit von „Mr. Hessentag“ beseitigt. Ende gut, alles gut.