Verlegung zweier weiterer Stolpersteine gegen das Vergessen

Oberursel (ow) Am Mittwoch, 26. März, lädt die Stadt alle Interessierte ab 13 Uhr zur Verlegung von Stolpersteinen in Gedenken an Zerline Rohrbach (Start: Im Wingert 5) und Marjanna Mikolajczyk (Bleichstraße 16) ein. Die Stolpersteine erinnern vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz an die beiden Frauen, die durch den NS-Staat zu Tode kamen und an die Schicksale der Familienmitglieder. Initiiert wurde das Projekt „Stolpersteine“ in Oberursel von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Hochtaunus und der Feldbergschule. Weitere Unterstützung fand das Vorhaben bei der Stadt und der Initiative Opferdenkmal. „Dank der Zusammenarbeit und des Engagements aller Beteiligten machen ab dem 26. März bereits 18 Stolpersteine in Oberursel auf die Schicksale durch Verfolgung und Ermordung in der NS-Zeit aufmerksam“, erläutert Bürgermeisterin Antje Runge.

Die Verlegung weiterer Stolpersteine sei Teil der Erinnerungskultur unserer Stadt. Den Opfern solle ein Gesicht gegeben werden und sie damit aus der Anonymität geholt werden. „Das Engagement der Schülerschaft der Feldbergschule hält das Bewusstsein auch in Zukunft wach, damit sich die Geschichte nicht wiederholt. Dies ist heute angesichts vieler besorgniserregender Entwicklungen, wie der Zunahme antisemitischer Vorfälle, wichtiger denn je“, betont Runge.

Zerline Rohrbach, geb. Löwenstein, gehörte zu der Gruppe der jüdischen „Mischehepartner“, die Opfer der Shoa wurden. Sie erhielt Mitte Mai 1943 ein Schreiben der Gestapo, das sie aufforderte, am 24. Mai 1943 „zur Erörterung“ in der Lindenstraße in Frankfurt zu erscheinen. In ihrer Verzweiflung setzte sie einen Tag vor dieser Vorladung ihrem Leben ein Ende.

Marjanna Mikolajczyk wurde am 14. Mai 1940 verhaftet und nach Ravensbrück gebracht. Von der Gedenkstätte wird sie mit dem Namen Steiner geführt – zu einem bislang nicht bekannten Zeitpunkt war sie mit Heinrich Steiner verheiratet, der sie damit möglicherweise schützen wollte. Es ist nicht bekannt, unter welchen Umständen und wann Marjanna Mikolajczyk zu Tode gekommen ist. Sie gilt als „verschollen“.

Bürgermeisterin Antje Runge eröffnet die Verlegung mit einleitenden Worten. Anschließend stellt Angelika Rieber, Historikerin und Mitglied der GCJZ Hochtaunus, die Lebenswege der Opfer und ihre Familiengeschichten vor. In den Biographien werden die Menschen und deren Lebensgeschichten in den Mittelpunkt gestellt. Neben weiteren Beiträgen von Schülerinnen und Schülern der „Stolperstein-AG“ der Feldbergschule sind Grußworte von Paten der Stolpersteine vorgesehen. Musikalisch begleitet wird die Verlegung vom Gymnasium Oberursel. Während und nach den Verlegungen besteht die Gelegenheit zum Gespräch und zum Austausch.

Informationsabend am 25. März

Am Vorabend, 25. März, gibt es um 18 Uhr einen Informationsabend mit Vortrag von Angelika Rieber im Kulturcafé Windrose, Strackgasse 6, zu den „Stolpersteinen“ und dem Thema „Schicksale jüdischer Mischehepartner“.

Das Projekt „Stolpersteine“ versteht sich als Kunstprojekt des Künstlers Gunter Demnig für Europa. Vertiefende Informationen zu diesem Projekt finden Interessierte unter www.stolpersteine.eu. Die ersten Verlegungen von Stolpersteinen fanden in Oberursel am 3. März 2022 unter Mitwirkung des Künstlers und Initiators des Projekts „Stolpersteine“ statt. Weitere Steine wurden am 9. November 2022 sowie am 1. November 2023 verlegt –immer mit Unterstützung durch die Schülerinnen und Schüler der Feldbergschule in Zusammenarbeit mit dem Bau und Service Oberursel (BSO). Weitere Informationen über die bisherigen Verlegungen in Oberursel gibt es im Internet auf www.oberursel.de/erinnerungskultur.

„Möglich war und ist das Projekt im Besonderen auch durch das Engagement der Bürgerschaft, die mit ihren Spenden die Finanzierung der Stolpersteine inklusive der Verlegung ermöglicht. Vielen Dank für diese großzügige Unterstützung“, bedankt sich Bürgermeisterin Antje Runge bei allen Spenderinnen und Spendern.



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