Oberursel (bg). Alle Jahre lädt die VHS, genauer der Trägerverein „Pro Volkshochschule – Bildung und Kultur Hochtaunus“ zu Kunststücken ein, als Dankeschön für seine Mitglieder. Genau am Nikolaustag ist ihm dabei diesmal ein Kunststück der besonderen Art gelungen, durch den Auftritt des Vokal-Quartetts Allegria. Dieser Name ist Programm, er steht für heiter, lebhaft, fröhlich.
In der evangelischen Kreuzkirche in Bommersheim wies Vereinsvorsitzende Gabriele Sies bei der Begrüßung darauf hin und freute sich über ein vollbesetztes Haus. Das Vokalensemble Allegria ist in Oberursel gut bekannt und hat eine große Fangemeinde. Warum, das stellten die vier Damen an diesem Abend eindrucksvoll unter Beweis. Der große Kirchsaal war dabei der stimmungsvolle Rahmen für ihren Auftritt. Vor dem Altar war ein Lichtermeer entzündet. Die vier Sängerinnen schwebten in ihrem glitzernden hellen Outfit engelsgleich auf die kleine Bühne. Mit ihren leuchtenden Harmonien brachten sie Licht in die dunkle Jahreszeit und entführten das Publikum mit ihren einzigartigen Stimmen in den hohen Norden, in eine mystische Winter-Weihnachtswelt.
Kennengelernt hat sich die Frauen A-capella-Band beim gemeinsamen Studium an Dr. Hochs Konservatorium in Frankfurt. Musik trägt alle vier durch das Leben, einige ihrer Texte stammen aus der Feder von Christina Bär. Sie unterrichtet zudem Gesang und Musikpädagogik an der Bergischen Musikschule in Wuppertal. Julia Hofmann steuert Arrangements und Eigenkompositionen für das Quartett bei. Mit ihrem warmen Mezzo-Sopran und klarem Sound sorgt sie für vollen Klang bei Allegria. Diana Nagel ist in Oberursel zu Hause, arbeitet als Gesangslehrerin an der Musikschule und steht mit auch mit einer Rockband auf der Bühne. Christina Schmid verzaubert die Menschen mit ihrer samtweichen, glockenhellen Stimme, die sich bei der Musik von Mozart und Bach besonders wohl fühlt und oft bei Kirchenkonzerten zu hören ist.
Mit ihren vieren Stimmen und sonst nichts schlugen die Sängerinnen das andächtige lauschende Publikum mit anmutig schwebenden Tönen sofort in ihren Bann. A capella zu singen ist die schwierigste Form des gesanglichen Vortrags. Allegria beherrschte sie in Perfektion. Jedes Solo wurde perfekt rhythmisch ausdrucksstark unterlegt und begleitet.
Zum Hochgenuß für die Ohren kamen anspruchsvolle, berührende Texte hinzu. Das Weihnachtsprogramm „Light“ steckte voller poetischer Bilder, Fantasien märchenhaften Assoziationen über den blauen Planeten und verschneiten Winterwäldern im hohen Norden. Es war eine Auswahl von skandinavischen Vokalwerken, darunter das wirkliche strahlende schwedische Weihnachtslied „Jul, Jul, strolande Jul“ von Gustaf Nordqvist oder das mit herrlichen Naturbildern spielende „The Snow Will Smell, When The Winds Begin To Sing“. Und einem interessanten Mix aus alt und neu.
Das Lied „Lieb Nachtigall, wach auf“, aus dem Bamberger Gesangbuch von 1670 hatte sein Pendant mit dem fröhlichen über 500 Jahre alten, aus Frankreich stammenden „Noel Nouevlet“. Aus der Feder von Wolfgang Amadeus stammt der bekannte Kanon „Dona nobis Pacem“, mit der inständige Bitte um Frieden für die Welt, heute wichtiger denn je.
Die Interpretation des Quartetts war besonders herzergreifend. Mit der Filmmusik von „Interstellar“ gab es einen Ausflug in die Weiten des Weltalls und die bedrohte Zukunft unseres Planten. Geschrieben von Hans Zimmer, dem berühmten bedeutendsten Komponisten dieses Genres, der mehrfach für seine Werke ausgezeichnet wurde. Es folgten weitere Filmmusiken aus „Herr der Ringe“ und der populären „Eiskönigin“.
Das Weihnachtsprogramm „Light“ hatte so gar nichts mit dem üblichen kitschigen Weihnachtsgedudel gemein sondern stellte die Sinnfrage: Worum geht es an Weihnachten wirklich. Mit ihren samten, geschmeidigen und schönen Stimmen bis in die höchste Töne entfalteten die gut auf einander eingespielten Sängerinnen eine unglaubliche Sogwirkung, regten mit ihrer Liedauswahl zum Nachdenken an und brachten durch einzigartige Klangteppiche eine Idee von Unendlichkeit in den Raum. Sie wurden begeistert gefeiert.