Vorbei an Mammutbäumen und Yucca-Palmen die Grenze entlang

36 Teilnehmer an der Grenzwanderung gehen durch Wald und Flur immer hart an der Gemarkungsgrenze zu Bad Homburg, Frankfurt und Oberursel. Foto: Niesel-Heinrichs

Oberursel (ow). Die zweite Oberstedter Grenzwanderung des Geschichts- und Kulturkreises Oberstedten fand großen Zuspruch. 36 Teilnehmer trafen sich am Forellengut und ließen sich vom Vorsitzenden Horst Eufinger zunächst dem Kalten Wasser folgend über den historischen Metzgerpfad an den Mammutbäumen entlang zum Kreistierheim führen. Von dort ging es an der Gemarkungsgrenze entlang über das Camp King und den Grenzweg zum Frohsinn und dann über das Oberstedter Feld zum Turnverein Oberstedten, wo der Rundgang von über sechs Kilometern mit einem Umtrunk endete.

Ab dem Grenzstein, bei dem der Bach zum Forellengut abgeleitet wird heißt das Kalte Wasser seit Anfang des 19. Jahrhunderts „Dornbach“. Beim Stein, der hier die Grenze zwischen Oberstedten und Bad Homburg markiert, wurde das Ritual des „Uffdotzens“ mit „Schelle“ vollzogen, mit dem Unholde eindringlich daran erinnert werden, auch ja die Gemarkungsgrenzen einzuhalten. Nach einem kurzen Anstieg wurde bald darauf der Metzgerpfad erreicht, ein alter Handelsweg, der bis zum Stahlnhainer Grund in den Hintertaunus führt. Von dort nutzten Mitte des 19. Jahrhunderts viele Menschen den Pfad, um zur Arbeit in der Spinnerei am Urselbach zu kommen. Auch bildete er die schnellste Route für die Metzger aus dem Taunus auf die Märkte. Seit den 1950er-Jahren zog er am Wochenende die Stedter zum Essen in die Talmühle und die Anspacher in umgekehrter Richtung zur „Tante Anna“.

Auf dem Weg zu den Mammutbäumen am Frankfurter Forsthaus sichtete die Gruppe einige Quer-Furchen, die der BSO am Metzgerpfad gezogen hat, um im Hochwasserfall die Ableitung des Bachwassers in den Wald zu ermöglichen. Die beiden 50 Meter hohen, in den USA beheimateten Sequoia-Bäume wurden vermutlich 1848 gepflanzt und können 1000 Jahre und älter werden. Der Name sei auf den Stamm der Cherokee zurückzuführen, berichtete Horst Eufinger. Der Baum solle die Menschen mahnen, ihr Leben zu ändern, und sie zu guten Taten auffordern.

Hier wie beim Tierheim des Hochtaunuskreises befindet man sich quasi im „Dreiländereck“ zwischen Oberstedter, Frankfurter und Oberurseler Gemarkung. Mitten durch das Gelände des Tierheims gehe die Grenze zwischen Oberstedter und Oberurseler Gemarkung. Gleich nach dem Tierheim links abbiegend, erreichte die Gruppe am Rande des Rosengärtchens den Dornbachnebengraben, auch „Klaaner Dornbach“ genannt, der unterhalb der Goldgrube entspringt. Von hier aus fließt er zur Linde im Mittelstedter Feld und dann in Bad Homburg beim Automuseum mit dem Dornbach zusammen.

Der Siedlungslehrhof und große Teile des Camp Kings gehören zu Oberstedter Gemarkung, erfuhren die Teilnehmer des Grenzgangs, auch wenn die Gebiete vor Kurzem dem Wahlbezirk Nord zugeschlagen wurden.

Verständlich, dass das vielen alten Stedtern gegen den Strich ging. Horst Eufinger gab Erläuterungen zu den Muster-Häusern für das in der NS-Zeit geplante Siedlungswesen im Osten und die Mountain Lodge, ursprünglich Gemeinschaftshaus und nach dem Zweiten Weltkrieg Offizierskasino der US-Besatzer. Da das Gelände oberhalb des Grenzwegs zu Oberstedten gehört, wurde eine dortige Straße nach dem Oberstedter Bürgermeister Jean Sauer benannt.

Über den Grenzweg, der seinen Namen zu Recht trägt, den Heckenweg und am Frohsinn vorbei ging es danach in Richtung Kieskauten. In der Nähe des Hunde- und Kleintierzuchtvereins, beim „Stedter Berg“ („Großhöchst“) gab es wohl einst eine Kiesgrube, wie Vereinsmitglied und Anwohner Alexander Gross anhand von Berichten und Luftaufnahmen untermauerte. Gross war es auch, der auf den „Sechs-Kirchen-Blick“ aufmerksam machte. Von dort, wo der Weg von den Kieskauten auf den Querweg trifft, kann man St. Hedwig, St. Ursula, die Evangelische Kirche Oberstedten, die Kirdorfer Kirche und in Bad Homburg St. Marien und die Erlöserkirche sehen. Blickt man in Richtung Oberstedten, verläuft die Gemarkungsgrenze mitten durchs Feld. Nur wenige wissen, dass auf diesem Feld in den 30er-Jahren Forschung mit Yucca-Palmen betrieben wurde. Der Besitzer des Gutshofs Berz auf dem Gelände des jetzigen Altenheimes sei allerdings mit seinen Plänen schon bald gescheitert, berichtete Eufinger, vor allem weil die Pflanzen wegen der fehlenden Insekten händisch bestäubt werden mussten. Noch heute finde man allerdings an mehreren Stellen in Oberstedten Yucca-Pflanzen. Auf dem Acker wurden und werden hin und wieder immer noch Werkzeuge aus der Steinzeit gefunden, wie einige Fundstücke belegten.

Über die Hans-Mess-Straße, benannt nach dem Bürgermeister, ging es zum Umtrunk beim TVO. Hier kündigte Eufinger an, dass die dritte Etappe im nächsten Jahr deutlich steiler den Taunushang hinaufführen wird.

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