Weit nach Mitternacht geht das letzte Licht im Rathaus aus

Das Team „BAZW 14“ bei der Arbeit: Johanna Leister am PC, Wahlleiter Frank Weil, Birgit Murugalla und Elvira Bräutigam (v. l.).Foto: js

Oberursel (js). Um kurz vor 2 Uhr am Montagmorgen hat Frank Weil die Letzten nach Hause geschickt. Irgendwann muss Schluss sein, in der Frühe soll es schließlich weitergehen mit dem Auszählen. Das wird dann tatsächlich etwas später als vorgesehen, aber Ruhezeit muss es auch geben. Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin im Rathaus, alle sind extrem gefordert, am Wahlsonntag und vor allem an den Tagen danach. Publikumsverkehr ist nahezu ausgeschlossen, fast alle sind dienstverpflichtet, die ersten Kommunalwahlen unter Corona-Bedingungen zu einem guten, korrekten Ende zu bringen. „Es ist ein Wahnsinn, eine echte Herausforderung“, sagt Wahlleiter Frank Weil, der eine Aufgabe zu erfüllen hat, aber auch seinen Stab schützen muss. Und deswegen auch am Montagmorgen als Erster wieder da ist, „gucken, ob noch alle gesund sind, und neu motivieren“.

Die Bürgermeisterwahl ist einigermaßen schnell durch, wenn sich die Technik auf das System eingestellt hat. Das war am Sonntagabend noch relativ leicht, weil nur jeweils ein Kreuz auf dem Stimmzettel zu zählen war. Hat nur so lange gedauert, weil es angesichts der Corona-Umstände Unmengen an Briefwählern gab. In großen Blechcontainern wurden die Stimmzettelberge im Rathaus angekarrt, auch in der Stadthalle wurde da gearbeitet. Die Sisyphusarbeit folgt mit der Auszählung der Stimmen bei der Wahl der Stadtverordneten, der Ortsbeiräte und der Kreistagskandidaten. Kumulieren und Panaschieren können da auch mal zu ungeliebten Wörtern werden. Noch am Dienstagnachmittag ist die Hölle los im Rathaus. Und trotzdem Stille, Konzentration und Genauigkeit sind die ersten Gebote, damit es im Nachgang keine Unstimmigkeiten gibt. Ist da überhaupt jemand im Rathaus? Oh ja, in einigen Notdiensten, etwa im Standesamt, wo Sterbefälle beurkundet werden müssen, und in vielen Büros, in denen die Menschen sonst mit ganz anderen Themen beschäftigt sind. Insgesamt 22 Doppel-Teams mit je sechs Leuten sind laut Frank Weil im Einsatz, immer drei zusammen bilden eine Schnittstelle.

In Zimmer 107 im ersten Stock, Gebäude A, arbeiten Birgit Murugalla, Elvira Bräutigam und Johanna Leister zusammen, zuständig für den Bereich BAZW 14. In der Mitte von zwei Schreibtischen eine Plexiglaswand, auf der einen Seite liest Elvira Bräutigam vor, wieviel Stimmen etwa Kandidat 103 auf der Liste der Partei X bekommen hat, Birgit Murugalla kontrolliert jede Ansage, die Kollegin auf der anderen Seite notiert die Ansage im Computer, die wiederum auf dem zweiten Bildschirm gegenüber nachverfolgt werden kann. Ein Puzzleteil im Gesamtkunstwerk Wahlauszählung, Frank Weil muss alle Niederschriften der einzelnen Wahlvorstände kontrollieren und bestätigen. Und die Ergebnisse am morgigen Freitag dem Wahlausschuss präsentieren, der dann das amtliche Endergebnis bestätigen wird, sofern alles ordnungsgemäß vorliegt.

Erst nach der Sitzung am Freitagabend kann Weil das Licht ausmachen für das Wochenende. Fertig ist er da trotzdem noch nicht, denn die Vorbereitung der Bürgermeister-Stichwahl läuft schon auf Hochtouren. Antje Runge (SPD) oder Carsten Trumpp (CDU), das ist hier die Frage. Hopp oder Dopp, ein Kreuz nur ist erlaubt am Wahlsonntag, 28. März. Die Auszählung danach, „ein Witz im Vergleich zu dem, was wir gerade hier haben“, sagt Frank Weil am frühen Dienstagnachmittag. Inzwischen steht das Ergebnis der Stadtverordnetenwahl fest, langsam wird der Puls ruhiger. Die noch folgende Stichwahl in zehn Tagen ist für das Team um Frank Weil bloß noch Kür.



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