Mit der Windrose kommt buntes Leben in die Stadt

ow-Mit der Windrose

Oberursel (bg). Der älteste Integrationsverein Deutschlands hat ein schwieriges Jahr hinter sich gebracht, sich neu aufgestellt und blickt nun optimistisch in die noch ungewisse Zukunft. Zum ersten Mal hatte der Internationale Verein Windrose zum Neujahrsempfang nicht in das Vereinslokal in der Neutorallee eingeladen, sondern in die Brasserie der Stadthalle, und konnte sich über ein volles Haus freuen. Die Windrose braucht dringend ein neues Dach über dem Kopf und möchte aus den Räumen in der Stadthalle einen kulturellen Treffpunkt machen.

Mit frischem Schwung und kreativen Ideen will der Verein die Brasserie im Herzen der Stadt neu beleben und legte dazu ein spannendes Konzept vor. Die derzeit leerstehenden Räume möchte die Windrose nach den Erläuterungen von Michael Behrent tagsüber als Cafe-Bistro nutzen, abends sollen mit einer großen Programmvielfalt Besucher angezogen werden. Für die Donnerstage stehen Salon-Abende auf dem Programm wie kürzlich die Veranstaltung „Inside AfD“ mit Franziska Schreiber, freitags After-Work-Partys, samstags Kleinkunst und Musikkabarett und an den Sonntagen würde der Verein Küchengäste einladen. Für den Tag des Brexit, den 30. März, möchte er eine Magic-Mistery-Brexit-Show organisieren und stößt damit auf gute Resonanz. Natürlich würde der Verein die Räumlichkeiten auch weiteren Kooperationspartnern wie dem Kunstgriff, Kirchengemeinden oder Vereinen für Veranstaltungen zur Verfügung stellen. Alles hängt jetzt davon ab, ob es gelingt, sich vertraglich mit den Stadtwerken zu einigen. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke hat erst am 23. Januar getagt, Michael Behrent hat die zahlreichen Gäste aus der Kommunalpolitik beim Neujahrsempfang um Unterstützung gebeten.

Bürgermeister Hans-Georg Brum stellte klar, dass der Verein so lange im Vereinslokal in der Neutorallee bleiben kann, bis er eine neue Unterkunft gefunden hat. Dem Verein sei es gelungen, sich wieder ganz neu aufzustellen und die großen Herausforderungen beherzt anzupacken, lobte er und bedankte sich im Namen der Stadt für die herausragende Arbeit, die alle ehrenamtlichen Kräfte des Vereins bei der Integration von Flüchtlingen leisteten.

Erfolgreiche Neuaufstellung

„Wenn die Not am größten ist, ist die Hilfe am nächsten“, so umriss der Vorsitzende die aktuelle Lage. Im letzten Jahr habe er manche schlaflose Nacht gehabt, bekannte Reinhard Dunger, der schon sechs Jahre lang die Geschicke des Vereins leitet und zuvor lange im Vorstand mitgearbeitet hat. Die Ausgangslage im vergangenen Jahr war dramatisch. Jetzt konnte er gute Nachrichten präsentieren. Unter schwierigen Bedingungen – die Finanzlage mehr als angespannt, die Tage des Vereinslokals gezählt – war es ihm gelungen, neue Kräfte zu gewinnen, die sich für die Vereinsarbeit zur Verfügung stellten und bei der Jahreshauptversammlung in den Vorstand gewählt wurden.

An erster Stelle sein Vize, Michael Behrent, der sich bereit erklärt hat, im nächsten Jahr die Nachfolge von Reinhard Dunger anzutreten. Steuerberater Wolfgang Dörnbach steht dem Verein als Schatzmeister zur Verfügung und der junge Schriftführer Payam Milani fungiert auch als Ansprechpartner für junge Leute. Besonders freute sich Reinhard Dunger, dass Fundraiser Wolfgang Michler sich für den Verein einsetzen wird, denn die Projekte und Aktivitäten verschlingen viel Geld und müssen jedes Jahr aufgebracht werden. „Von der Stadt werden wir immer nach Kräften unterstützt, aber auch viele private Leute unterstützen uns mit Spenden“, führte er aus.

Bemerkenswerte Erfolgsgeschichten

Über das seit Jahren erfolgreiche Schulprojekt des Vereins an der Integrierten Gesamtschule Stierstadt (IGS) berichtete Lehrerin Vildam Milani, die sechs Sprachen spricht. 20 Schüler werden im Unterricht „Deutsch als Fremdsprache“ fit gemacht, um dem Regelunterricht folgen zu können, 40 Kinder unterschiedlicher Nationen gehen zur Schülerhilfe.

Das Projekt Flüchtlingsintegration durch Patenschaften (FLIP) ist ausgelaufen. Drei Jahre lang war es durch die „Aktion Mensch“ mit gefördert worden. Die Arbeit kann jetzt weitergeführt werden durch das Projekt Förderung von Integration und gesellschaftliche Teilhabe (FIT). In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Bund (IB) ist es gelungen, Fördermittel aus den Töpfen der Fernsehlotterie zu bekommen. Thomas Sozhor vom IB für Sozialarbeit hatte die Förderanträge gestellt und konnte berichten, das die Förderung über drei Jahre laufen wird und bereits im Januar gestartet ist. Die Arbeit dafür wird Sozialarbeiter Harald Schuster übernehmen.

Im Schnelldurchlauf, der durch die große Anzahl von Projekten doch viel Zeit in Anspruch nahm, berichtete Sabine Lecher von der Arbeit der Flüchtlingsfamilienhilfe Oberursel (FFHO). Sie bedankte sich bei den 33 Helfern, die sich zum Teil schon viele Jahre in den Projekten engagieren, Familien unterstützen und mitarbeiten, im offenen Treff Cafe-Caos, bei der ehrenamtlichen Hausaufgaben- und Lernhilfe, bei Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche, beim Deutschkurs mit Kinderbetreuung, bei der Informationsvermittlung für Geflüchtete und Ehrenamtliche und bei der Erfolgsgeschichte „Flickwerk“. Bislang konnten 260 gespendete Fahrräder in der Werkstatt in der Oberen Hainstraße wieder hergerichtet, auch unter Mithilfe von geflüchteten Neu-Oberurselern. Ein dickes Dankeschön gab es für die Initiatorin Maren Brösamle, die sich nach ihrem jahrelangen Engagement im „Flickwerk“ von der Arbeit zurück- und nach Frankfurt umziehen wird.

Eine weitere Erfolgsgeschichte ist ein Farsi-Kurs, den Behnaz Madhizadeh anbietet. Sie ist im Jahre 1985 aus dem Iran geflohen, hat sofort Deutsch gelernt, weil sie studieren wollte und wohnt in Oberursel. Die Kinder kommen mit großer Begeisterung und vor allem regelmäßig, erzählte sie.



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