Atemberaubender Fernblick belohnt fleißige Wanderer

Der atemberaubende Ausblick vom Herzbergturm ist Belohnung für die Wanderung. Foto: gd

Hochtaunus (gd). Müssen es wirklich immer Strand und Meer, Berge und Schluchten sein? Ferien zu Hause können mindestens ebenso spannend und aufregend, erholsam und entspannend oder beeindruckend und bildend sein wie weite Reisen in ferne Länder. Wer diese Erfahrung nicht schon längst gemacht hat, wird vielleicht von Corona dazu genötigt, die nähere Umgebung zu entdecken – und wird überrascht sein, was die Heimat alles zu bieten hat. In einer kleinen Serie wollen wir beleuchten, was „Mein schönster Ferientag“ sein könnte. Im letzten Teil wird auf den Bad Homburger Herzberg gewandert.

Eine kindgerechte, abwechslungsreiche und spaßige Wanderung mit der ganzen Familie wird gesucht? Dann ist das Römerkastell Saalburg in Bad Homburg bester Ausgangspunkt. Hier beginnt der Wanderweg hinauf zum Herzberg. Die Tour durch den gemütlichen Mischwald bietet mit ihrer moderaten Steigung eine attraktive Wanderroute für Jung und Alt. Bei Eltern, die mit der Natur vereint leben und ihre Kinder naturgebunden aufziehen, ist der Wanderweg schon lange ein Klassiker und erfreut sich großer Beliebtheit. Gerade in Zeiten von Corona, in der viele Aktivitäten für Kinder nicht möglich sind, bietet die Strecke von der Saalburg zum Herzberg eine abwechslungsreiche Alternative.

Parkplatz Saalburg: Der fahrbare Untersatz kann bequem auf einem der vielen Parkplätze rund um die Saalburg abgestellt werden. Ab hier heißt es dann für etwa die nächste Dreiviertelstunde: wandern. Noch bevor die ersten Meter gelaufen wurden, sieht man Kinder, wie sie über die Ruinen des Römerkastells toben und ihrer Fantasie freien Lauf lassen. So wird aus einem Stock schnell mal ein gefährlicher Römerdolch oder aus dem steinernen Grundriss eines Römerhauses die Burg des fünfjährigen Tim. Er ist mit seiner Familie gerade erst nach Oberursel gezogen und kommt aus Bayern. Seine Mutter sagt: „Der Kleine hat so viel Energie, der tobt sich hier aus und ist immer noch fit genug für die Wanderung auf den Herzberg. Diese haben wir direkt für uns entdeckt. Perfekt für die ganze Familie.“ Wer eine längere Anfahrt hatte oder nicht so viel Energie hat wie Tim, der kann sich im Landgasthof Saalburg – täglich geöffnet von 12 bis 22 Uhr – vor der Wanderung stärken. Besonders beliebt bei Groß und Klein: warmer Apfelstrudel mit Vanillesoße.

Dann kann es losgehen. Gut ausgezeichnet mit großen Schildern findet sich der Anfang des Weges relativ einfach. Zum Anfang beginnt die Steigung moderat. Der Weg schlängelt sich durch ein Waldstück, bevor man anschließend auf einen etwas freieren Bereich des Wegs gelangt. Nach einigen hundert Metern stoßen die Wanderer auf den sogenannten Wanderparkplatz Silberküppel. Wem die komplette Wanderung zu anstrengend ist, der kann hier sein Auto abstellen und sich am zweiten, etwas längeren Teil des Wegs versuchen. Vom Parkplatz aus führt ein Schotterweg weiter. Wieder taucht man in den Schatten von Nadelbäumen ein, bevor der Kirdorfer Bach erreicht wird. Außer Wanderern sind auch einige Fahrradfahrer unterwegs.

Eine von ihnen ist die 32-jährige Nina. Sie fährt jedes Wochenende mit dem Fahrrad durch den Taunus. „Früher habe ich in Frankfurt gelebt. Jetzt wohne ich in Bad Homburg und habe die Natur direkt vor meiner Haustür. Es wäre dumm, das nicht auszunutzen“, sagt sie. „Die Strecke aus Bad Homburg zur Saalburg und weiter auf den Herzberg ist herrlich. Ich lerne hier auch immer neue Leute kennen. Manche auf dem Fahrrad, andere auf dem E-Bike. Für fast alle von uns ist der Weg das Ziel.“

Nach einer guten halben Stunde folgt ein etwas steilerer Wegabschnitt. Bevor die Motivation kleinerer Kindern nachlässt, sollte der Berggasthof auf dem Herzberg erwähnt werden. Der Gedanke an ein kühles Getränk, eine Portion Pommes und der Blick auf den majestätischen Herzbergturm in absehbarer Nähe lässt so manches Kind für die letzte Viertelstunde noch einmal so richtig aufblühen. Schließlich biegen die Ausflügler auf die Zielgerade ein – vor Augen den knapp 25 Meter hohen Herzbergturm, von dessen Aussichtsplattform man einen atemberaubenden Blick über Frankfurt bis in den Odenwald hat. Doch bevor die 48 Stufen zur Plattform erklommen werden, wird sich so mancher nach der Wanderung mit Speis und Trank verwöhnen wollen.

Im Berggasthof Herzberg wird jeder hungrige Radfahrer oder Wanderer von Dienstag bis Samstag zwischen 11 und 20 Uhr sowie am Sonn- oder Feiertag zwischen 11 und 18 Uhr mit rustikalen Spezialitäten bewirtet. Von einem hauseigenem Linseneintopf über Jägerschnitzel bis hin zu Wildklassikern ist für jeden etwas dabei. Gestärkt nach dem Essen steht dem Erklimmen des Herzbergturms nichts mehr im Wege. 50 Cent kostet das Betreten des Turms pro Person. Oben angekommen, hat man einen spektakulären Ausblick auf das Umland, der eine verdiente Belohnung für die Wanderung über ungefähr 173 Höhenmeter darstellt. Metalltafeln weisen die Blickrichtung zu prägnanten Orten wie beispielsweise den Frankfurt Flughafen. Wer die Aussicht etwas länger genießen will, kann es sich auf den Bänken auf der Plattform gemütlich machen. Die junge Auszubildende Josefine genießt mit ihrem Freund Max und Mutter Daniela den Blick heute zum ersten Mal: „Wir sind beide Azubis in Frankfurt und wollten die Umgebung erkunden. Der Besuch meiner Mutter ist der Anlass für diesen Ausflug. Den Wanderweg haben wir von Freunden empfohlen bekommen. Mit Wanderschuhen und einem Stock in der Hand ist das so ein richtiges Wandergefühl. Fast schon wie auf der Schwäbischen Alb, wo ich herkomme“, lacht sie.

Für Geübte, die jetzt noch nicht müde sind, bietet es sich an, weiter über den Sandplacken zum Feldberg zu wandern.

Der Rückweg geht bergab etwas schneller, und schon bald steht man wieder vor dem Auto. Fazit: Die Wanderung von der Saalburg auf den Herzberg ist mit einer Dauer von etwa 45 Minuten eine kinderfreundliche Strecke, die mit einer tollen Aussicht auf Frankfurt und die Umgebung belohnt wird. Für das leibliche Wohl ist dank der zwei Gasthöfe ebenfalls bestens gesorgt. Für das Betreten der Restaurants wird ein Mund-Nasen-Schutz benötigt.

Weitere Artikelbilder



X