DRK-Bereitschaften haben 4.500 Corona-Abstriche genommen

V.l.n.r.: Stellvertretender Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes Dr. Sapoutzis, Uwe Riehl, Jörg Libbert, Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr, Patrick Böhnke, Landrat Ulrich Krebs. Foto: DRK

Hochtaunus (mw) – Alten- und Pflegeeinrichtungen, aber auch Schulen gelten als Orte, an denen sich das Covid-19-Virus potenziell besonders schnell verbreiten kann. Vor allem Seniorenheime sind gefährdet. Nur unter strengsten Hygieneregeln und durch prophylaktische Testungen lässt sich die Gefahr verringern, dass sich ein Hotspot mit womöglich tödlichen Folgen entwickelt. Seit Mitte Oktober führen die Bereitschaften des DRK Kreisverbandes Hochtaunus im Auftrag des Kreis-Gesundheitsamtes, Reihen-PCR-Testungen durch. In Summe sind es bis zu 350 Tests am Tag verteilt auf Pflegeeinrichtungen, Schulen, in der Corona-Praxis im Gluckensteinweg in Bad Homburg, aber auch dezentral mobil in enger Kooperation mit den Pflegediensten. „Stand Anfang Dezember haben wir bereits 4.500 Abstriche gemacht, viele in Alten- und Pflegeeinrichtungen, aber auch in Schulen“, sagt Mark Henning, Kreisbereitschaftsleiter. Und ein Ende ist offenbar nicht abzusehen. Trotz Impfbeginn muss natürlich bei Verdachtsfällen weiter getestet werden. Die rund 50, von einem achtköpfigen Einsatzstab geleiteten, ehrenamtlichen DRK-Helfer sind meistens an den Wochentagen zwischen 18 und 21 Uhr sowie an den Wochenenden zwischen 10 und 18 Uhr in Dreierteams unterwegs. „Wer im Urlaub, in Kurzarbeit oder im Freizeitausgleich ist, steht auch tagsüber zur Verfügung, manchmal geht es auch nur tagsüber“, sagt Riehl. Gruppentestungen, beispielsweise in Schulen, sollten so zügig wie möglich erfolgen.

Das DRK sei bei der Bewältigung dieser Herkulesaufgabe fachlich, aber auch personell recht gut aufgestellt, zeigt sich Kreisbereitschaftsleiter Henning optimistisch. Auch wenn noch der normale ehrenamtliche Rettungsdiensthintergrund, Alarm-Einsätze, etc. normal weiterlaufen. Grundsätzlich sei man zwar für jede helfende Hand sehr dankbar, für das Durchführen der Abstriche benötige man allerdings medizinisch vorgebildete Kräfte mit mehrjähriger Erfahrung im Sanitäts-, Pflege- oder Rettungsdienst. Henning und Riehl selbst haben zur Vorbereitung auf die Zusammenarbeit tageweise im Gesundheitsamt hospitiert, um die Verfahrensabläufe kennenzulernen.

Alle 50 Helfer sowie die Führungskräfte der Bereitschaft, wurden zudem vom stellvertretenden Fachbereichsleiter Dr. Nikolaos Sapoutzis, vom Gesundheitsamt des Hochtaunuskreises, in einer intensiven Schulung auf die Aufgabe vorbereitet. Das Abstreichen im Bereich des hinteren Rachens oder der Nasenhöhle ist, das wissen die DRK-Helfer teils aus eigener Erfahrung, für den Probanden in der Regel unangenehm, vor allem im Bereich des Zäpfchens. Laut Robert-Koch-Institut soll der Abstrich zunächst im Rachen erfolgen, wenn das nicht funktioniere, auch in der Nase. „Häufig bekommen wir es aber hin, dass die Testpersonen es erst merken, wenn es schon fast vorbei ist. Etwas Übung ist dafür aber schon nötig“, sagt Henning. Mit dem reinen händischen Arbeiten und der Fachkompetenz sei es aber nicht getan, die menschliche Komponente sei ebenso wichtig. So gelte es die Probanden einzuschätzen, nicht alle verhielten sich kooperativ. „Vor allem ältere, womöglich demente Patienten verstehen oft nicht, was wir da machen. Anderen, die keinerlei Symptome haben, fehlt es häufig an der nötigen Einsicht, sich einem solchen Test zu unterziehen, da ist dann Überzeugungsarbeit zu leisten“, berichtet Riehl aus der beinahe täglichen Praxis. Ohne ein gewisses Maß an Empathie und Einfühlungsvermögen gehe es einfach nicht. Dazu kämen dann auch noch gelegentlich Sprachbarrieren.

Die Teams sind in der Regel zu dritt unterwegs, wobei der Test selbst unter Vollschutzkleidung durchgeführt wird. Ein zweiter, mit Maske und Face-Shield geschützter Helfer, dokumentiert den Vorgang. Ein dritter sorgt für die notwendige Logistik, vor allem auch dafür, dass die Abstriche möglichst zeitnah ins Labor gelangen. Meist wird hier das Institut für Transfusionsmedizin beim Blutspendedienst Hessen in Frankfurt angefahren. Aufgabe der „Logistiker“ im Team ist ferner die organisatorische Nachbereitung des Einsatzes. Auch sorgen sie dafür, dass die eingesetzten Fahrzeuge stets mit dem erforderlichen Material, insbesondere auch der Schutzkleidung, beladen sind.

Henning und Riehl sprechen zwar von einer sehr hohen Belastung, die seit Wochen und sicherlich noch eine ganze Weile von den DRK-Helfern gestemmt werden muss. Sie wissen aber auch aus vielen Einsatzbesprechungen bei allgemein sehr guter und lockerer Stimmung, „dass die Arbeit trotz allem sehr motiviert. Hier können sie trotz Shutdown endlich wieder das tun, was DRK-Arbeit für sie ausmacht – anderen Menschen helfen“, sagt Henning. Zu diesem guten Klima und dem guten Gefühl, etwas Sinnvolles für die Gesellschaft zu tun, trage aber auch bei, dass diese Arbeit, auch wenn sie für viele Menschen sehr unangenehm ist, im Allgemeinen wertgeschätzt wird. „Das motiviert die Helfer schon ungemein“, freut sich Riehl.



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