Hochtaunus (js). Nach drei Wochen 2023 hat sich die Hochtaunus-FDP am Samstag auf das neue politische Jahr mit dem Höhepunkt Landtagswahl im Herbst eingestimmt. Ohne Schmalzbrote und Suppe wie in früheren Tagen beim traditionellen Neujahrsempfang im Landgasthof Saalburg, dafür mit feinen Schnittchen und guten Tröpfchen. Klares Ziel sei der Regierungseintritt in Wiesbaden, sagte der Kreisvorsitzende Philipp Herbold. Denn „wir sind eine Gestaltungspartei“. Erstmals tritt der 39-Jährige als Direktkandidat seiner Partei bei der Wahl an und gibt sich dezent selbstbewusst. „Die Landespolitik muss besser werden, ich will dabei sein. Ich kann es besser.“
In der „guten Stube der FDP Hochtaunus“ war noch reichlich Platz, als Philipp Herbold, Kandidat für den Wahlkreis Hochtaunus I, beim Empfang der Hochtaunus-Liberalen die Gäste von der schlichten Bühne mit sparsamer Parteiwerbung im Rücken begrüßte. Die gute Stube ist seit vielen Jahren der Feiersaal im Landgasthof Saalburg, „schön, dass wir uns nach zwei Jahren Corona endlich wieder persönlich treffen können“, so der Kreisvorsitzende. In der halben Stunde zuvor, beim Einstimmen mit Sekt, Wasser und Wein auf das neue Jahr, konnte Herbold die Ehrengäste alle persönlich begrüßen und die Vertreter der Parteibasis auch. Die Bundestagsabgeordneten aus dem Taunus Katja Adler (FDP) und Markus Koob (CDU) etwa, die früheren Frontleute aus der eigenen Partei, Ex-Ministerin Dorothea Henzler und Stefan Ruppert, den früheren Landesvorsitzenden und Mann in Berlin, den treuen Gast in all den Jahren auf der Saalburg Jürgen Banzer (CDU), dessen politische Vita hier jeder im Saal kennt. Der aktuelle Landrat Ulrich Krebs (CDU) war nicht unter den Besuchern, von den Bürgermeistern der Kreis-Kommunen fehlten die meisten, es war schon voller und enger und lauter in früheren Jahren bei diesem stets offenen Treffpunkt der politischen Kreisgesellschaft.
Stefan Naas, der Hoffnungsträger der FDP aus Steinbach bei der Wahl, Direktkandidat im Wahlkreis Hochtaunus II, wurde von Herbold als „Festredner“ angekündigt. Wohin die politische Reise gehen soll, hat Naas schon bei seiner Kür zum Spitzenkandidaten der FDP beim Landesparteitag im Dezember formuliert. „Hessen geht’s nicht gut“, so Naas, es gehe darum, „Wirtschaft und Infrastruktur in Hessen wieder den Stellenwert zu geben, den sie verdient“ habe. Durch eine klare marktwirtschaftliche Ausrichtung, bei der vor allem der Mittelstand verstärkt im Fokus stehen soll. Sein Mantra, das er nun auf Neujahrsempfängen verkündet: „Der Titel Meister ist wertvoller als Master“. Zuvor hat er aufgezählt, dass in Hessen zuletzt nur 350 Dachdecker, 220 Maurer und 107 Bäcker Abschlüsse gemacht hätten, gleichzeitig aber 900 Juristen und 4500 BWLer. Man müsse sich das vorstellen: „45 BWLer auf einen Bäcker“. Naas fordert: „Wir brauchen eine handwerkliche Initiative, eine Fachkräfte-Offensive, die Meisterprüfung, die immer noch kostet, muss umsonst sein.“
Der Landesregierung attestiert der frühere Steinbacher Bürgermeister „Erosion“ mit Blick auf den angekündigten Rückzug von gleich vier Ministern nach der Landtagswahl. „Die große schwarz-grüne Liebe ist vorbei.“ Die Ministerialbürokratie sei trotz 950 neuer Stellen gescheitert, nun müsse die Politik des Maßhaltens bei gleichzeitiger Stärkung der Marktwirtschaft die neue Zeit bestimmen. Die FDP sei „die Option für eine neue Mitte“, Naas spricht inzwischen gerne von seiner FDP als „radikale Mitte“.
2023 ein Jahr für Gestaltung
Über freiheitliche Werte, über „Mut, Stärke, Unabhängigkeit und Verantwortung“ in Politik und Gesellschaft auf allen Ebenen im bundespolitischen und weltpolitischen Kontext hatte zuvor die Oberurseler Bundestagsabgeordnete Katja Adler gesprochen. Das Jahr 2023 müsse wieder ein Jahr für Gestaltung werden, Liberalität sei „die einzige Antwort“ auf alle Fragen in diesem Zusammenhang. Adler warb für den Gedanken der individuellen Mobilität, in dem es keine Verurteilung der Verbrenner-Motoren geben dürfe, für variable Energien, für ein „Sowohl-Als-Auch“ als Ausdruck von Liberalität. Die Stimmung unter den knapp 100 Besuchern blieb bis zum Finale mit Kaltgetränken und Häppchen verhalten.