Fenster, Luken und Schuppentüren für die Schmetterlinge öffnen

Brennesseln locken den Kleinen Fuchs in den Garten (Foto: Nabu/Helge May)

Hessen (red ) – Die warmen Temperaturen locken bereits zahlreiche Tiere aus ihren Winterverstecken hervor. Zu den auffälligsten Frühlingsboten gehören die frühen Schmetterlinge, die als Falter überwintert haben und nun zeitig im Frühjahr wieder auf Futtersuche gehen. Genau diese Falter sollen bei der Mitmach-Aktion „Frühe Falter in Hessen“ vom Nabu Hessen und der Naturbeobachtungsplattform Nabu-Naturgucker.de gemeldet werden. „Wir rufen dazu auf, sechs leicht zu erkennende Schmetterlingsarten zu melden, um so zu erfahren, wie viele von ihnen noch durch Hessen flattern“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des Nabu Hessen.

Die heimischen Schmetterlinge seien in jedem Stadium ihrer Entwicklung an häufig sehr spezifische Umweltbedingungen gebunden: Für die Eiablage und als Nahrungsquelle für die Raupen ist beispielsweise das Vorkommen bestimmter Pflanzenarten unabdingbar. Schmetterlinge werden vor diesem Hintergrund als herausragende Bioindikatoren angesehen. Sie signalisieren aufgrund ihrer Empfindlichkeit die Veränderung der Qualität ihrer Lebensraumbedingungen. Je nach Falterart und Stabilität der Bestände können dadurch Erkenntnisse im Hinblick auf das Funktionieren bzw. die Beeinträchtigung relevanter Ökosysteme und deren Vernetzung gewonnen werden, teilt der Nabu mit. „Bei den eigentlich weit verbreiteten Arten, für die wir uns hier interessieren, wirkt sich vor allem der Lebensraumverlust durch die intensive, menschliche Nutzung aus. Und zwar sowohl in der Agrarlandschaft als auch auf städtischen Grünflächen oder im heimischen Garten. Ein Feld also, dass uns alle betrifft und auf das wir alle einen Einfluss haben“, so Eppler.

„Um die ersten Schmetterlinge zu entdecken, lohnt es sich übrigens auch, noch kurz einen Blick in den eigenen Schuppen, den Dachboden oder die Garage zu werfen. Dort könnte Ihnen noch ein Wintergast begegnen. Denn einige Schmetterlingsarten wie das Tagpfauenauge oder der Kleine Fuchs überwintern gern in trockenen, nicht zu kalten Quartieren. Dort fallen sie als ausgewachsene Tiere in ihre Winterstarre“, sagt der Biologe Eppler. Manche dieser Tiere seien noch in ihren Winterquartieren gefangen und warten sehnsüchtig auf baldige Befreiung. Für die Schmetterlinge ist es jetzt überlebenswichtig, dass sie ausfliegen können, denn ihre ‚Lebenssäfte‘ sind mit den warmen Temperaturen wieder auf Hochtouren gekommen. „Deshalb sollten wir jetzt wenigstens zeitweilig Dachluken, Fenster, Schuppentüren und ähnliches öffnen, damit die bunten Gaukler der Sonne entgegenfliegen können!“, appelliert der Naturschützer. An der Aktion „Frühe Falter in Hessen“ kann sich jeder beteiligen, auch ohne Vorwissen. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Auftreten von den leicht zu erkennenden Schmetterlingsarten Tagpfauenauge, Zitronenfalter, Aurorafalter, Kleiner Fuchs, Admiral und Trauermantel. Selbstverständlich können aber auch weitere Arten gemeldet werden. Je mehr Meldungen eingehen, desto genauer kann die aktuelle Situation der Falterbestände eingeschätzt werden. Im ersten Aktionsjahr 2020 wurden dem Nabu zufolge aus Hessen 2.287 gesichtete Schmetterlinge der sechs gesuchten Arten gemeldet. Im Jahr 2019, ohne Aufruf, waren es 1.091. Im Aktionszeitraum wurde am häufigsten der Zitronenfalter beobachtet, gefolgt vom Aurorafalter. Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs wurden ebenfalls häufig beobachtet, während sich der Admiral noch rarmachte. Trauermäntel findet man vor allem in Laubwäldern, aber auch in Obstgärten und Alleen, daher wurden sie eher selten gemeldet. Die Schmetterlingssichtungen können ab dem ersten Auftreten bis zum 15. Mai ganz einfach über ein bebildertes Meldeformular auf Nabu-Naturgucker.de gemeldet werden. Das Formular ist über die Projektseite auf der Website des Nabu Hessen zu erreichen.

Wer gerne mehr Schmetterlinge im Garten hätte, der kann mit einfachen Mitteln viel für die flatternden Schönheiten tun. „Naturnahes Gärtnern mit heimischen Pflanzen, ein paar wilden Ecken und ohne Gift, das sorgt für einen vielfältigen Garten, der zum Beobachten einlädt“, sagt Eppler. Sommerflieder, Zinnie, Phlox oder Kapuzinerkresse heißen einige der Nektar-Anbieter mit exotischem Flair. Daneben gibt es noch die heimischen Nektarlieferanten, darunter Taubenskabiose, Nachtkerze, Wiesenflockenblume, Johanniskraut und Rote Lichtnelke. Im Gegensatz zu den Exoten bieten die heimischen Pflanzen den Faltern eine Kinderstube - und ohne Raupen keine Schmetterlinge. Deshalb rät der Natuschutzbund, bei Schatten spendenden Gartenbäumen, schützenden Hecken und Stauden auf heimische Arten wie den Weißdorn zurückgreifen. Wildkräuter wie Disteln, Brennnesseln, Sauerampfer und Weidenröschen locken Tagpfauenauge, Kleinen Fuchs und Distelfalter in den Gerten.

Auch mit dem eigenen Einkaufskorb lässt sich Schmetterlingsvielfalt unterstützen. Wer regionale, naturverträglich erzeugte Lebensmittel kauft, der unterstützt eine umweltverträgliche Landwirtschaft, die artenreiche und lebendige Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen schafft.



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