Fotografien erinnern an 50 Jahre Hochtaunuskreis

Die Ausstellung „50 Jahre Hochtaunuskreis 1972 – 2022“ führt in einem Bilderbogen rund um die Rotunde des Landratsamts in Bad Homburg durch die Geschichte des Kreises, hier erläutert von Kreisarchivar Peter Maresch (l.). Foto: a.ber

Hochtaunus (a.ber). Woher kamen die Rohlinge für die neuen Cent-Münzen bei der Währungsreform 2002 für die bundesdeutsche Gelddruckpresse? Wo gab Fußball-Legende Franz Beckenbauer in den 1980er-Jahren jede Menge Autogramme? Und wo stand eine der winzigsten Synagogen in Deutschland? Wer darauf nicht die Antworten „In Steinbach, in Weilrod und in Schmitten“ geben kann, sollte die Ausstellung „50 Jahre Hochtaunuskreis 1972 – 2022. Fotografische Impressionen“ besuchen. Das Team des Kreisarchivs und des Kreis-Kulturamts haben in der Rotunde des Landratsamts in Bad Homburg eine Vielzahl von großformatigen Informationstafeln zu 50 Jahren Geschichte des Hochtaunuskreises und zu den 13 zugehörigen Städten und Gemeinden aufgestellt. Sie sind bis Dezember bei einem Rundgang um das Ludwig-Erhard-Forum zu sehen – innen hinter den Glasscheiben aufgestellt, von außen zu betrachten und so jederzeit zugänglich. Der Bilderbogen mit erläuternden Texten erinnert an Ereignisse und Personen der Kreis-Geschichte und Besonderheiten der einzelnen Kreis-Gemeinden und zeigt auf, wie vielfältig das Leben im Hochtaunuskreis ist.

Die Schlaglichter auf 50 Jahre Hochtaunuskreis mit vielen interessanten Fotos vor allem aus den Jahren 1970 bis 1990 sind eine lebendige Geschichtsstunde für alle Bürger. Peter Maresch, seit zehn Jahren Kreisarchivar, eröffnete die Ausstellung im Rahmen des 12. Geschichtstages für Taunus und Main und führte teilnehmende Heimat- und Geschichtsforscher an den Schautafeln entlang.

Goldmünzen als Erinnerung

Der Betrachter erfährt, dass der 1867 eingerichtete Obertaunuskreis seinen Verwaltungssitz erst im Homburger Schloss und später im ehemaligen Hotel „Prince of Wales“ hatte und der Kreis Usingen 1886 aus dem Obertaunuskreis herausgelöst worden war. Als die beiden Kreise am 1. August 1972 wieder fusionierten, gab es keinen großen Festakt, sondern „einen bescheidenen Empfang im Café Eisvogel in Neu-Anspach“. Immerhin ließ der Usinger Bürgermeister damals Abschieds-Goldmünzen drucken als Erinnerung für die Usinger Bürger an die jahrzehntelange Selbstständigkeit des Städtchens.

Werner Herr hieß der erste Hochtaunuskreis-Landrat, gefolgt von Henning von Storch, Klaus-Peter Jürgens, Jürgen Banzer und Ulrich Krebs. Zwei Tafeln führen die genuinen Aufgaben des Kreises vor Augen, angefangen vom Brand- und Katastrophenschutz und dem Betrieb der Kliniken über die Schulträgerschaft und den Betrieb der Oberurseler Werkstätten für Menschen mit Behinderungen bis zur Förderung der Kultur durch den Saalburgpreis oder der Musik durch das Jugend-Sinfonie-Orchester und den Jugendchor Hochtaunus. Auch der Verkehrsverband Hochtaunus ist Aufgabe des Kreises.

Der eigentliche Schatz des Kreises aber sind seine 13 Städte und Gemeinden: Dazu gibt es für jeden Ort eine eigene Tafel. Auf der sind die Stadtentwicklungs-Höhepunkte der vergangenen 50 Jahre – spätmittelalterliche Bausubstanz musste sich vielfach mit Beton- und Hochhausbauten der 1970er-Jahre und modernen, das Ortsbild prägenden Neubauten arrangieren – dokumentiert. Wer weiß schon, dass Neu-Anspach die am schnellsten gewachsene Gemeinde im Kreis ist seit der Aufnahme Asylsuchender in den 1990er-Jahren? Oder dass der alte Dorfkern von Steinbach schon ab 1960 Konkurrenz durch Wohnhochhäuser bekam? Mit der Einwohnerzahl im Kreis wuchs auch das Freizeitangebot: Schwimmbäder, Freizeitparks und Sporteinrichtungen wurden ausgebaut und neu gebaut. Auf der Usinger Tafel sieht man Erholungssuchende am Hattsteinweiher, auf der Weilroder Tafel den Fußballer Franz Beckenbauer, der wie viele Spitzensportler in den 80er-Jahren Quartier in der Erbismühle nahm, beim Autogramm-Schreiben von Bürgern umringt.

Auf der Tafel „Großer Feldberg“ wird augenfällig, dass es an schneereichen Tagen schon 1996 übervolle Autoparkplätze gab und halb Frankfurt sich scheinbar im Taunus erholte. Berührend ist das Schwarz-Weiß-Foto der winzigen jüdischen Synagoge in Schmitten, untergebracht in einem kleinen unscheinbaren Dorfhaus; sie wurde 1995 abgerissen, informiert die Tafel. Auch manche christliche Kirche in den Orten und Städten des Hochtaunuskreises ist abgebildet, so die 1990 neu erbaute evangelische Kirche in Wehrheim-Obernhain. Wer an den Schautafeln der Ausstellung im Hof des Landratsamts entlanggeht, wird manches sehen, was ihm vertraut vorkommt und merken: Der Hochtaunuskreis ist bunt und lebendig und ein Zuhause für mehr als 230 000 Menschen.

!Die Ausstellung „50 Jahre Hochtaunuskreis 1972 – 2022. Fotografische Impressionen“ ist bis Dezember im Hof des Landratsamts, Ludwig-Erhard-Anlage 1-5 (Rundgang um die Rotunde), bei freiem Eintritt jederzeit zu besichtigen.



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