Gepardenbaby-Sextett entzückt als neue Stars im Opel-Zoo

Darf ich vorstellen, meine sechs munteren Racker! Fotos: S. Puck

Kronberg/Königstein (kw/pu) – Über mangelnden tierischen Nachwuchs kann der Opel-Zoo mitnichten klagen, bekanntlich vergeht kaum eine Woche ohne diesbezügliche Nachrichten.

Eine der jüngsten Geburten sticht allerdings gleich aus mehreren Gründen aus der Masse heraus, weshalb das Forschungsgehege dieser Tage kurzerhand die Medien zusammentrommelte. Dem Ruf von Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels folgten prompt eine ganze Reihe Vertreter von TV, Rundfunk und Printmedien, die sich alle in gespannter Erwartung an einer Scheibe die Nase platt drückten in der Hoffnung, das am 23. Juni von der frisch gebackenen erstmaligen Gepardenmama Jamari zur Welt gebrachte Nachwuchssextett vor die Linse zu bekommen.

„Sie sehen, dass Sie nichts sehen“

Doch zunächst blieb an der Box im Außengehege alles ruhig, vom ersten Nachwuchs dieser vom Aussterben bedrohten Tierart im Opel-Zoo, dem ersten in Hessen in der Aufzucht, war zunächst keine Spur. „Die klassische Situation, Sie sehen, dass Sie nichts sehen“, frotzelte der Zoodirektor. „Sie können ja noch einmal frühmorgens oder spätabends vorbeikommen und einen Blick in die Kinderspielstube werfen“, setzte er schmunzelnd noch einen drauf. So lange musste der erwartungsfrohe Tross dann aber doch nicht warten.

Angelockt von Revierleiterin Désirée Studt und ihren Tierpfleger-Kollegen, deren Alltag durch das außergewöhnliche Sextett neuerdings noch ein wenig aufregender geworden ist, lugte Jamari die Lage prüfend endlich aus der Box, bevor das Raubtier in voller Anmut und Schönheit zögerlich nach draußen schritt und dann einen kurzen Scheinangriff unternahm. Prompt nahm das Klicken der Kameras an Intensität zu und endlich tapste der erste Welpe in die Sonne hinaus, dem es seine Geschwister nach und nach gleichtaten. Angesichts dieser zuckersüßen Szenerie war die Reaktion der Wartenden programmiert: „Sind die süüüüüüüüüüüß!“

Proper und gut drauf

In der Tat! Die sechs, vier Wochen alten, putzmunteren neuen Opel-Zoo-Stars haben sich gut entwickelt. Am siebten Tag nach der Geburt öffneten sie die Augen, begannen mit 14 Tagen, sich in der Wurfhöhle fortzubewegen. Mit drei Wochen mussten sie ihren ersten Tierarztbesuch überstehen: „Ich habe sie untersucht, gewogen, entwurmt und das Geschlecht bestimmt – es sind fünf männliche und ein weibliches Tier“, informierte die Zootierärztin Dr. Uta Westerhüs. Sie ist sehr zufrieden mit dem Gesundheitszustand des Wurfs und auch mit dem Ernährungsstatus, wogen die Kleinen zu diesem Zeitpunkt doch alle bereits circa 1,2 Kilogramm. Mit etwa vier Wochen beginnen sie, sich für feste Nahrung zu interessieren. Die Mutter bringt ihnen Fleisch, das sie zunächst ablecken, dann nach und nach anknabbern, um sich über kurz oder lang darum zu streiten und mit ihren Geschwistern darum rangeln. Erst kürzlich erfolgte der Umzug von der Wurfhöhle im Stall in die Box im Außengehege. Damit hat Mama Jamari dem zunehmenden Bewegungsdrang der Kleinen Rechnung getragen. Mit jedem Tag werden sie mutiger und trauen sich auf die Außenanlage, wo man sie nunmehr gut beobachten kann. Nach Katzenart erkunden sie neugierig ihre Umgebung, tollen umher, raufen heftig miteinander und bereiten sich so spielerisch darauf vor, dass sie eines Tages ohne ihre Mutter und ihre Fürsorge auskommen müssen. Und wie in jeder anderen Großfamilie mit Kindern, werden allzu unternehmungslustige Racker, die einfach nicht auf die Mutter hören wollen, zur Räson gerufen – in dem Fall liebevoll am Genick gepackt und wieder zum Rest der Familie gebracht.

Bis diese Szenen Realität werden konnten, wurde die Geduld des Zoo-Teams allerdings auf eine harte Probe gestellt. Denn mit dem vierjährigen Tebo ist zwar durchaus ein paarungswilliger Geparden-Kater in Kronberg vorhanden, allerdings funkte es trotz aller Bemühungen nicht zwischen den Beiden. Aus diesem Grund zog die vor etwa einem Jahr aus dem Lissaboner Zoo in den Taunus gekommene Jamari für sechs Wochen nach Münster und kehrte tatsächlich trächtig zurück.

Von Standards scheint sie wenig zu halten, denn statt der in der Literatur beschriebenen „eins bis fünf“ Welpen brachte sie im Juni innerhalb einer Stunde „eins plus fünf“ Gepardenbabys zur Welt. „Sie ist eine Bilderbuch-Mama“, schwärmte „Großmama“ Désirée Studt, die ein besonderes Augenmerk auf ihre Schützlinge hat.

Weltweit gibt es schätzungsweise noch 7.000 Geparde im Freiland. Im südlichen Afrika ist der Bestand gefährdet, im Nordwesten des Kontinents stark gefährdet und in Asien gilt die Population bereits als vom Aussterben bedroht. Mit etwa eineinhalb Jahren werden die Jungtiere im Rahmen des Europäischen Ex situ Programms (EEP) Kronberg verlassen und in andere Zoos vermittelt, um sich selbst zu vermehren und den Bestand dieser vom Aussterben bedrohten Tierart zu erhalten.

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