Hochtaunus/Bad Soden (mk/bs) – Am Montagnachmittag der vergangenen Woche heulten die Sirenen, Warnmeldungen gingen gegen 15.15 Uhr auf den Smartphones ein und die Feuerwehren waren ab diesem Zeitpunkt im Dauereinsatz. Ein Feuer war im Wald zwischen Kronberg und Königstein ausgebrochen. Ein Hubschrauber umkreiste das betroffene Gebiet im Bereich Altkönig und Fuchstanz. Die Polizei teilte mit, die Fliegerstaffel unterstütze aus der Luft.
Rund 700 Rettungskräfte im Einsatz
Der Hattsteinweiher bei Usingen sollte geräumt werden, um Löschwasser daraus zu entnehmen. Da die Rauchsäule auch in Bad Soden zu sehen war, kamen dank der Leitstelle außer den Feuerwehren aus Königstein, Kronberg und anderen Kommunen des Hochtaunuskreises weitere Einsatzkräfte hinzu. In die Löschmaßnahmen wurden rasch die Freiwillige Feuerwehr Bad Soden, die Feuerwehr der Stadt Kelkheim sowie die Freiwilligen Feuerwehren Idstein, Niedernhausen, Bad Homburg, Eschborn und Frankfurt und im Verlauf weitere aus dem Main-Taunus-Kreis einbezogen. Ebenso waren die Polizei, das Deutsche Rote Kreuz und das Technische Hilfswerk an der Einsatzstelle. Die L3004 Oberursel-Sandplacken wurde für die Einsatzkräfte voll gesperrt.
„Um die Wasserversorgung in dem weitläufigen Waldgebiet zu sichern, kamen zunächst Großtanklöschfahrzeuge aus Bad Soden, Eschborn und Frankfurt zum Einsatz“, berichtet Marc Bauer, Pressesprecher der Feiwilligen Feuerwehr Bad Soden. Vier Großtanklöschfahrzeuge wurden von der Feuerwehr Frankfurt in das Brandgebiet geschickt. „Unser Fahrzeug“, so Bauer, „wurde dem Einsatzabschnitt ‚Wasserversorgung‘ zugeordnet. Mit einem Pendelverkehr – wir tankten Löschwasser an der Feuerwache in Königstein – wurde das komplette Fassungsvermögen von jeweils 5.000 Liter an die Einsatzstelle verbracht und dort weitergeleitet. Da schnell erkannt wurde, dass der Einsatz über einen längeren Zeitraum andauern wird, wurde im Hintergrund bereits ein Schichtdienst geplant, damit die Einsatzkräfte bei den hochsommerlichen Temperaturen zeitnah abgelöst werden konnten. So erfolgte alle sechs bis acht Stunden jeweils ein Tausch der Fahrzeugbesatzung, um einen Rund-um-die-Uhr Betrieb zu ermöglichen.“
In einer Meldung gegen 17 Uhr hieß es, die Lage sei unübersichtlich und die Flammen würden über den Altkönig Richtung West- Südwest „wandern“. Durch die starke Rauchentwicklung war der Brand weithin sichtbar. Polizei und Hochtaunuskreis riefen auf, das betroffene Gebiet zu meiden und Zugangswege freizuhalten. Nach Angaben des Landkreises breiteten sich die Flammen – angefacht durch den Wind – vom 798 Meter hohen Altkönig in Richtung des beliebten Ausflugzieles Fuchstanz aus. Die Leitstelle forderte deshalb alle Wanderer und Radfahrer auf, das Gebiet unverzüglich zu verlassen. Gegen 19.40 Uhr gab es die Meldung, dass der Brand 700 Meter vom Fuchstanz entfernt sei, die Gefahrenzone werde aber durch Einsatzkräfte gesichert. Die Steillage des Hanges machte es den Einsatzkräften am Boden sehr schwer, daher wurde auch ein Lösch-Hubschrauber eingesetzt.
Fünf Feuerwehrleute verletzt
Bei dem Großeinsatz wurden nach Angaben des Hochtaunuskreises fünf Feuerwehrleute verletzt. Unterstützung kam von weiteren Feuerwehren, so aus Wiesbaden, Groß-Gerau, Hanau-Steinheim und Maintal. Auch Mitarbeiter von HessenForst waren im Einsatz, die mit Rückefahrzeugen Totholzflächen räumten, um so dem Feuer die Nahrung zu entziehen. Der Hubschrauber IBIS 2 der Polizei-Fliegerstaffel Egelsbach brachte immer wieder 800 Liter Löschwasser aus einer Wasserentnahmestelle am Sportplatz Königstein zum Brandort und ließ es dort abregnen.
Das Bad Sodener Fahrzeug war eines der zahlreichen Tanklöschfahrzeugen im Einsatz, mit denen der immense Wasserbedarf gedeckt wurde.
„Nach rund 29 Stunden ehrenamtlicher Arbeit“, so Bauer weiter, „wurde unser Fahrzeug schließlich aus dem Einsatz herausgelöst. Mit zwanzig Fahrten und somit rund 100.000 Litern Löschwasser konnten wir die Einsatzkräfte an den Strahlrohren gut unterstützen.“ Im Einsatzverlauf hatte sich der Brand auf rund 50.000 Quadratmeter ausgedehnt und es waren rund 700 Rettungskräfte aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet im Einsatz.
Brand „nicht natürlich“ entstanden
Am frühen Dienstagmorgen war der Brand zwar weitgehend unter Kontrolle, doch die Nachlöscharbeiten dauerten noch zwei weitere Tage an: „Feuer aus am Altkönig“ hieß es am Donnerstagvormittag.
Zunächst war die Brandursache unklar. Da es in dem Gebiet aber immer wieder einmal Waldbrände gegeben hat, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Brandstiftung gehandelt haben könnte. Kreisbrandinspektor Carsten Lauer vom Kreisfeuerwehrverband Hochtaunus äußerte sich dazu, dass der Brand „nicht natürlich“ entstanden sei. Ulrich Krebs, der Landrat des Hochtaunuskreises, der zur Brandstelle gekommen war, um sich zu informieren und die Lage zu besprechen, sagte, dass im Zuge des Einsatzes viele illegale Feuerstellen gefunden worden seien.
Warum immer wieder Waldbrände?
Der Klimawandel spielt eine Rolle, denn es kommt zu langen Dürrephasen, es gibt kaum Feuchtigkeit im Waldboden, durch Trockenheit kommt es zu Windbruch an den Ästen, die zu Boden fallen. Dies erhöht die Waldbrandgefahr, doch Waldbrände wie aktuell dieser werden fast immer unmittelbar durch menschliches Verhalten verursacht: rücksichtslos geparkte Autos am Waldrand, die durch die Unterwärme am trockenen Rasen Brände entfachen können, unachtsam weggeworfene Zigaretten und Müll, unerlaubtes Grillen in Wald und Wiesen – oder gezielte Brandstiftung. Durch Blitzschlag entfachte Waldbrände sind eher selten.