Klinik für Psychosomatik nimmt ab Februar Patienten auf

Dr. Thorsten Bracher studierte Medizin an der Frankfurter Goethe-Universität. Im Februar übernimmt er die Leitung der Klinik für Psychosomatik in Bad Homburg. Fotos: Vitos

Hochtaunus (how). Abgesagte Familienfeste, Einsamkeit, die Angst vor Infektionen – die Corona-Pandemie hat das Leben verändert. Verunsicherung oder sogar Angst machen sich bei vielen Menschen breit. Zusammen mit der dunklen Jahreszeit steigt das Bedürfnis nach psychotherapeutischer Hilfe bei vielen Menschen an. Nicht wenige sind psychisch so belastet, dass sie seelische und körperliche Beschwerden entwickeln. Für diese Menschen gibt es ab Februar ein neues Angebot in Bad Homburg: Vitos eröffnet eine neue Klinik für psychosomatische Medizin, in der Zeppelinstraße auf dem Gesundheitscampus. In einem Interview äußern sich die beiden leitenden Ärzte, Dr. Roland Stolte und Dr. Thorsten Bracher, über die neue Klinik und deren Angebot.

Herr Dr. Bracher, Herr Dr. Stolte, wann geht es los und wann können die ersten Patienten aufgenommen werden?

Dr. Bracher: Wir starten im Februar mit der Aufnahme der ersten Patienten. Ab dann ist unsere Klinik sieben Tage die Woche für 24 Stunden geöffnet und ist dann auch für akut Hilfesuchende da. Wir rechnen mit einer relativ großen Nachfrage, da die psychische Belastung vieler Menschen in der jetzigen Zeit sehr hoch ist. Nicht nur wegen der Corona-Einschränkungen. Traditionell sind die die Wintermonate eine Zeit, in der viele Menschen vermehrt an psychischen oder psychosomatischen Beschwerden leiden und Hilfe suchen.

Welche Patienten sind in der Klinik für Psychosomatik in Bad Homburg gut aufgehoben?

Dr. Bracher: Grundsätzlich behandeln wir Menschen mit den unterschiedlichsten psychosomatischen Erkrankungen. Aber auch Menschen, die in Folge einer Krebserkrankung oder eines Herzinfarkts psychische Probleme entwickelt haben. Für viele Menschen ist die Wohnortnähe relevant, deshalb erwarten wir in Bad Homburg hauptsächlich Patienten aus der Region.

Was zeichnet die neue Klinik aus?

Dr. Bracher: Die zukünftigen Patienten dürfen sich auf ein schönes, neues Gebäude freuen. Die Räume sind hell, freundlich und komfortabel. Wir freuen uns, eine Versorgungslücke in der Region schließen zu können. Ein großer Pluspunkt ist die Lage: Die Klinik ist in den Gesundheitscampus der Stadt Bad Homburg eingebettet und befindet sich somit in unmittelbarer Nähe der Hochtaunus-Klinik. Dadurch bieten wir direkt am Ort somatische Untersuchungs- und Mitbehandlungsmöglichkeiten, die man in vielen psychosomatischen Kliniken so nicht findet.

Dr. Stolte: Die Nähe zur Stadt hat einen weiteren Vorteil: Die Patienten können das so genannte Exponieren üben: Wie ist es für mich, wenn ich das Klinikgelände verlasse und mich unter die Menschen mische, einkaufen gehe, den Bus benutze? Das ist für die Menschen schon einmal eine kleine Belastungsprobe, die sie auf den Alltag nach dem Klinikaufenthalt vorbereitet. In die Klinik ist außerdem eine Tagesklinik integriert. Patienten, die zunächst stationär bei uns waren, haben dann die Möglichkeit, in die Tagesklinik zu wechseln, bevor sie dann ganz in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren.

Herr Dr. Stolte, haben Sie ein Steckenpferd?

Dr. Stolte: Ich arbeite sehr gerne mit Traumapatienten. Auch Menschen, die unter körperlichen Beschwerden und Symptomen leiden, die hauptsächlich seelisch verursacht werden, liegen mir sehr am Herzen. Ich finde die Verknüpfung von Körper und Seele spannend.

Welche Spezialtherapien kommen in Bad Homburg zum Einsatz?

Dr. Bracher: Es gibt drei große Bereiche: die Musiktherapie, die Kunsttherapie und die Körper- und Bewegungstherapie. Natürlich gliedern wir diese drei großen Bereiche noch auf, zum Beispiel in Achtsamkeits- und Entspannungsverfahren, Yoga und konzentrative Bewegungstherapie (KBT).

Und mit welchen psychotherapeutischen Verfahren arbeiten Sie?

Dr. Bracher: Als Psychosomatiker sind wir tiefenpsychologisch geprägt. Deshalb kommen tiefenpsychologische Verfahren zum Einsatz – aber nicht allein. Hinzu kommen Elemente aus der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und der Systemischen Therapie.

Dr. Stolte: Je nach Krankheitsbild gibt es Spezialsettings und Spezialgruppen. Nehmen wir zum Beispiel Patienten mit einer Angststörung. Sie werden in Expositionen, also in der Auseinandersetzung mit für sie belastenden Situationen, geschult. Das ist ein klassisches Feld der Verhaltenstherapie.

Dr. Bracher: Im Team haben wir deshalb sowohl tiefenpsychologisch als auch verhaltenstherapeutisch ausgebildete Kollegen, die sich untereinander dann zu den Patienten austauschen. So gewährleisten wir ein integratives Behandlungsprogramm.

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