Kreis gibt Jubiläumsband des Jahrbuchs heraus

Landrat Ulrich Krebs (4. v. l.) präsentiert zusammen mit FFH-Moderator Daniel Fischer (r.) und Autoren das Jahrbuch 2022 des Hochtaunuskreises. Foto: Ehmler

Hochtaunus (eh). Der Hochtaunuskreis feiert im Jahr 2022 sein 50-jähriges Bestehen. Der dicht besiedelte hessische Landkreis, der 1972 aus einer Neugestaltung und Gebietsreform entstanden ist, blickt mit dem Jubiläumsband seines Jahrbuchs im 30. Jahrgang auf eine erfolgreiche Geschichte zurück. Die Autoren versammeln Beiträge zur politischen und kulturellen Organisation des Kreises, zur Geschichte, zu herausragenden Persönlichkeiten, Architektur und Verkehr, zu politischen Affären, Sport, Wirtschaft, Bildung, Kirche und Adel sowie zum Naturpark.

Die Zusammenlegung des Obertaunuskreises mit dem Kreis Usingen und weiterer Gemeinden zum Hochtaunuskreis war auch mit der Fusionierung von Städten und Gemeinden verbunden. Diese letzteren Neuregelungen waren um einiges konfliktbeladener und riefen mancherorts erbitterten Widerstand hervor. Da über die Gräben von damals mittlerweile Gras gewachsen ist, bleiben die Anekdoten und Geschichten, das „Hochtaunusgefühl“ und die Erkenntnis, in einer landschaftlich und kulturell schönen Region Deutschlands zu leben.

Präsentiert wurde das Jahrbuch dieses Mal nicht wie sonst auf der Saalburg, sondern im ehemaligen Landratsamt, in dem sich heute das „La Vie“, früher Louisen-Center, befindet. Im Modekaufhaus Sinn begrüßte FFH-Moderator Daniel Fischer Landrat Ulrich Krebs, Thorsten Schorr und Katrin Hechler sowie die Autoren und zahlreiche Besucher. „In dem Jahrbuch lernt man das Eine oder Andere über den Hochtaunuskreis kennen“, verriet der Landrat.

Für Daniel Fischer aber stand im Mittelpunkt die Frage, ob die Bürger des Hochtaunuskreises diesen auch als Heimat empfinden. Um diese Frage zu beantworten, holte er einige Autoren, darunter Professorin Barbara Dölemeyer, auf die Bühne. Sie ist in Österreich geboren, aber im Hochtaunuskreis zu Hause. „Landschaft zum Beispiel kann ein Heimatgefühl entwickeln“, sagte sie. Andere meinten, dass viele Neubürger kommen. Da stellte sich die Frage, ab wann sich das Heimatgefühl einstellt. Auch wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Landräte früher von Berlin als „Statthalter“ eingesetzt wurden. Heute sei das anders, weil die Bevölkerung den Landrat wählt. „Daher wird Landrat Ulrich Krebs oftmals heute noch als Landgraf angesprochen“, so Professorin Barbara Dölemeyer.

Auch Radsportler John Degenkolb stand auf der Bühne. Der gebürtige Geraer wohnt heute in Oberursel. Der Gewinner des ehemaligen Radrennens „Rund um den Henningerturm“ hat in Frankfurt seine Frau kennengelernt. Er stellte jedoch schnell fest, dass er dort nicht leben könne. Heute jedoch hat er im Hochtaunuskreis seinen Platz gefunden.

Anlass für die bewusst essayistisch angelegten Überlegungen bietet die 50. Wiederkehr der Bildung des Hochtaunuskreises im Zuge der hessischen Gebietsreform. Diesem Verwaltungsakt am 1. August 1972 waren jahre-, wenn nicht jahrzehntelange Planungen vorangegangen. Zu der neuen Gebietskörperschaft traten der Obertaunuskreis, der Landkreis Usingen, die Gemeinden Ober-Erlenbach, Ober-Eschbach und Burgholzhausen vor der Höhe aus dem Landkreis Friedberg, die Gemeinden Glashütten, Reifenberg und Schloßborn aus dem Main-Taunus-Kreis sowie die Gemeinde Hasselbach aus dem Landkreis Limburg bei. Die damals ebenfalls stattfindenden, teilweise durchaus kontrovers geführten Diskussionen, die diese Verwaltungsreform begleiteten, ließen den einen oder anderen Zeitgenossen an der Sinnhaftigkeit und am Bestand dieses Konstrukts zweifeln. Beispiele wie die „Stadt Lahn“, also der Zusammenschluss von Gießen und Wetzlar, der auf massiven Druck der Bevölkerung nach 31 Monaten am 1. August 1979 rückgängig gemacht wurde, und der gleichzeitige Neuzuschnitt des Lahn-Dill-Kreises sowie die Schaffung eines neuen Landkreises Gießen zeigten, dass solche Szenarien durchaus denkbar waren.

Der Hochtaunuskreis blieb von diesem Schicksal verschont. Weder der bundesweit für Aufsehen sorgende Korruptionsskandal im Zusammenhang mit Bauaufträgen des Kreises und einzelner Kommunen Anfang der 1990er-Jahre noch die 2004 vom damaligen Landrat Jürgen Banzer angestoßenen Diskussionen um eine Zusammenlegung mit dem Main-Taunus-Kreis stellten den Fortbestand des Hochtaunuskreises ernsthaft in Frage.

!Das Jahrbuch hat 288 Seiten und kostet 15 Euro. Es ist in allen Buchhandlungen und auch online verfügbar.

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