Die Kunst, die schwere Krankheit ins Positive zu drehen

Andrea Bous hat gegen den Krebs gekämpft und ihn besiegt. Foto: Bous

Hochtaunus (how). Vor wenigen Tagen hat die Bad Homburgerin Andrea Bous ihr „Zehnjähriges“ gefeiert. 2010 war Andrea Bous 47 Jahre alt und erhielt die Diagnose Brustkrebs. Heute, zehn Jahre nach der erfolgreichen Operation sowie einer Chemo- und Strahlentherapie an den Hochtaunus-Kliniken, sagt die Geschäftsführerin des gleichnamigen Dessous-Geschäfts: „Der Krebs war das Beste, was mir passieren konnte.“ Was sie damit meint, wie die Erkrankung ihr Leben verändert hat, und weshalb sie die Arbeit des „Fördervereins Onkologie der Hochtaunus-Kliniken – Die Lebensqualität im Fokus“ so wichtig findet, erläutert Andrea Bous im Interview mit Christine Sieberhagen, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an den Hochtaunus-Kliniken.

Frau Bous, wie war das, als Sie die Diagnose Brustkrebs erhalten haben?

Andrea Bous: Es war natürlich ein Schock. Gleichwohl war ich nicht völlig überrascht. Ich wusste, dass ich die familiäre Disposition habe, es gab schwerere Krebserkrankungen in meiner Familie. Zum anderen war mein Immunsystem damals total am Boden.

Weshalb?

Bous: Ein Jahr zuvor ging es mir sehr schlecht. Ich bin in einer Unfallklinik am Knie operiert worden und habe eine Blutvergiftung bekommen, die einen sehr schlimmen Verlauf nahm. Ich fühlte mich völlig allein gelassen. Letztlich habe ich das Krankenhaus auf eigenen Wunsch verlassen und bin dann zu einem Spezialisten, der mir sehr nüchtern sagte, dass eine Amputation des Unterschenkels denkbar sei. Es war schon ein Unterschied, als ich ein Jahr später die Diagnose Brustkrebs bekam.

Inwiefern?

Bous: Dagmar Giesecke, die Leitende Oberärztin der Gynäkologie an den Hochtaunus-Kliniken, hat mir den Befund auf feinfühlige Art mitgeteilt und detailliert mit mir über den Verlauf der anstehenden Therapie gesprochen. Ich hatte von Anfang wunderbare Ärzte und eine gute psychoonkologische Begleitung.

Wie sah dies aus?

Bous: Meine psychoonkologische Betreuerin Sigrid Deussen hat mich psychologisch auf die Strahlen- und Chemotherapie vorbereitet. Sie stand mir auch zur Seite, als ich die Haare durch die Chemo verloren habe. Ich konnte sie jederzeit ansprechen und ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Und das sollte man auf jeden Fall tun. Ich habe viele Mitpatientinnen erlebt, die nicht darüber reden mochten und auf diese Weise versucht haben, die Krankheit zu verdrängen.

Wie sind Sie stattdessen daran gegangen?

Bous: Ich bin von Anfang an offen damit umgegangen. Ich habe mich nicht versteckt und war bis auf wenige Tage regelmäßig im Geschäft. Das hat mir unglaublich gutgetan. Außerdem habe ich mein Leben ein bisschen aufgeräumt.

Was meinen Sie damit?

Bous: Nun, wenn man die Diagnose Krebs bekommt, wird einem natürlich sehr bewusst, wie endlich das Leben ist. Man überlegt sich, was ist noch wichtig für mich, was nicht. Ich habe mich schließlich von Dingen, aber auch von Beziehungen frei gemacht, die mir nicht gutgetan haben. Und ich habe sehr viel für meinen Körper getan, habe angefangen Sport zu treiben und abgenommen. Ich muss allerdings auch dazu sagen, dass ich einen Partner habe, der mir während der ganzen Zeit zur Seite stand und starken Halt gegeben hat. Deshalb sage ich heute, dass der Krebs das Beste war, was mir passieren konnte. Aus diesem Grund weiß ich eben auch, wie wichtig und wertvoll die Arbeit des Fördervereins Onkologie ist, den ich natürlich gerne unterstütze.



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