Mähsaison hat begonnen – Verhalten während der Brut- und Setzzeit

Bei den Mäharbeiten Foto: HTK

Hochtaunuskreis. Wer derzeit durch Feld und Flur wandert, hat sie möglicherweise bereits erblickt: Plastiksäcke flattern in den verschiedensten Farben an Stäben in Feldern und Wiesen. Hierbei handelt es sich nicht etwa um Vogelscheuchen – vielmehr ist es eine Maßnahme von Landwirten und Jägern, um in der bevorstehenden Heumahd einen Beitrag zum Schutz des Wildnachwuchses vor den landwirtschaftlichen Maschinen zu gewährleisten.

Das für die Wildtiere ungewohnte Flattern und Knistern der Kunststoffbeutel soll insbesondere Rehe und andere Wildtiere vertreiben. So soll verhindert werden, dass diese ihre jungen Kitze im hohen Gras der Wiesen verstecken, wo sie bei Mäharbeiten – für den Landwirt kaum zu entdecken – einer tödlichen Gefahr ausgesetzt sind. Landwirtschaftliche Flächen sollten vor der eigentlichen Mahd daher unbedingt nach Junghasen, Rehkitzen oder auch Rebhuhngelegen abgesucht werden.

Durch den Einsatz von Hunden bzw. die Verwendung von Drohnen mit Wärmebildkameras ist die Suche besonders effizient. Darüber hinaus können aber auch angepasste Mähtechniken dazu beitragen, die Gefährdung von Wildtieren zu reduzieren. „Dabei wird das Mähen einer Wiese stets vom Inneren der Fläche nach außen vorgenommen. Hierdurch verbessern sich insbesondere für ausgewachsene Tiere die Fluchtmöglichkeiten in angrenzende Flächen“, so Thorsten Schorr, Umweltdezernent des Hochtaunuskreises. „Dieses Vorgehen sollte ebenfalls im heimischen Garten angewendet werden, um dort beispielsweise Kleinsäuger, Amphibien und Reptilien zu schützen“, so Schorr weiter.

Gerichtet ist dieser Appell somit an alle Privatpersonen, denn nicht nur Landwirte und Jäger sind gefragt, um unsere heimischen Wildarten in der entbehrungsreichen Aufzuchtzeit zu unterstützen. „Einen positiven Beitrag kann praktisch jeder leisten, der sich in Feld und Flur bewegt. Tierhalter und Naturliebhaber sind ebenfalls zu erhöhter Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme gebeten“, erinnert Dr. Dr. Selzer, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Hochtaunuskreises.

Zu dieser Rücksichtnahme gehört auch, ausgewiesene Wege nicht zu verlassen. Denn gerade jetzt sind Rehe, Feldhasen, Rebhühner, Feldlerchen und Co. besonders sensibel für Störungen. Auch wenn freilaufende Hunde sich friedlich verhalten und keine Tiere hetzen, so ist die Gefahr des Verschreckens von Elterntieren hoch. Nicht selten werden Gelege und Jungtiere nach einer Störung nur verzögert wieder aufgesucht, sodass diese für ihre natürlichen Fressfeinde leichte Beute darstellen. „Eine weitere Gefahr droht durch Auskühlen der Gelege insbesondere der seltenen Bodenbrüter wie der Feldlerche und dem Rebhuhn, wodurch die Brut häufig genug vollständig verloren geht“, so der Wildbiologe Selzer. Aus diesem Grund sollten Störungen der Wildtiere bereits im Vorfeld durch rücksichtsvolles Verhalten minimiert werden. Hierzu gehört auch, Hunde während der Brut- und Setzzeit konsequent an der Leine zu führen oder aber mindestens darauf zu achten, dass sie sich stets im Einwirkbereich ihrer Halterin oder des Halters befinden.

Nicht nur Wildtiere profitieren von der Rücksichtnahme, sondern auch die Landwirte sind dankbar. Die Mahd kann nämlich durch plattgetretenes Gras, Äste oder verlorenes Spielzeug erheblich behindert werden. Zerkleinert im Heu werden Kunststoff oder auch Hundekot zudem schnell zum gefährlichen Fremdkörper im Tierfutter, was beispielsweise auch bei Kühen zu gesundheitlichen Problemen führen kann.



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