„Revolution und Rosen“ – Familiengeschichte derer von Gagern auf der Theaterbühne

Die Ähnlichkeit ist frappierend – allerdings musste sich Michael Quast dafür zwei Stunden in die Maske begeben, um Heinrich von Gagern wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein. Die stolze Pose des Nationalversammlungspräsidenten hat er nicht lange üben müssen, als Schauspieler hat er das „drauf“. Fotos: Stadt/Judith Ulbricht

Kelkheim (ju) – In diesem Jahr feiert Frankfurt ein großes Jubiläum – 175 Jahre Nationalversammlung in der Paulskirche. In diesem Zusammenhang rückt Kelkheim-Hornau in den Mittelpunkt dieser geschichtsträchtigen Ereignisse und damit die Familie von Gagern, deren ältester Sohn Heinrich erster Präsident der Nationalversammlung war.

„Revolution und Rosen“ lautet der Titel eines Theaterstücks, das eigens für Kelkheim von Rainer Dachselt geschrieben und von dem bekannten Bühnendarsteller Michael Quast arrangiert wurde und seine Uraufführung am 11. Februar in der Stadthalle hat. Das Stück ist der Auftakt für ein umfangreiches Programm der Stadt zu Ehren der Familie von Gagern, ihrer Verdienste für die Demokratie und zum 175-jährigen Jubiläum der Nationalversammlung. Höhepunkt wird ein Festakt in der Möbelstadt sein, zu dem Bundestagspräsidentin Bärbel Bas ihr Kommen zugesagt hat.

Eigentlich war der Titel „Revolution und Rosen“ nur als Arbeitstitel gedacht, wie Michael Quast im Pressegespräch verrät, aber je tiefer Dachselt und Quast in das Leben derer von Gagern eintauchten, um so mehr wurde der Titel Programm. Hans Christoph von Gagern erwarb das Hofgut in Hornau 1818, um sich auch ein Stück weit von seiner Tätigkeit als Minister im Herzogtum Nassau und Diplomat von europäischem Rang zurückzuziehen. Er züchtete Rosen als Ausgleich für den „aufreibenden Job“, wie wir heute sagen würden. Und seine Frau Charlotte und er liebten es, ihre Familie um sich zu haben, die es immer wieder nach Hornau zog. Hier führten der Vater und die Söhne Heinrich, Maximilian und Friedrich viele politisch geprägte Diskussionen, entwarfen Ideen für die Einheit und Freiheit Deutschlands. Auf dem Staufen legten die drei Brüder ihren berühmten Schwur ab, Heinrich schaffte es, Präsident der Nationalversammlung zu werden und „diesen unsortierten Haufen endlich zu bändigen“.

All diese Begebenheiten werden von Dachselt und Quast szenisch auf die Bühne geholt, ohne aufwendiges Bühnenbild und viel Drumherum. Quast und vier weitere Darsteller des Ensembles der „Fliegenden Volksbühne Frankfurt“ übernehmen die Rollen der verschiedenen Protagonisten dieses Stückes. Umrahmt wird das ganze von Szenen aus einem bekannten Hornauer Gasthaus, in dem die Dorfbevölkerung in hessischer Mundart den neuesten Tratsch und Klatsch über die von Gagern austauscht. Dabei dürfen natürlich auch musikalische Einlagen nicht fehlen. Die Revolutions- und Volkslieder dieser Zeit sind ein wichtiger Teil der Geschichte, wie Quast zu verstehen gibt.

Dachselt hat es Heinrich von Gagern besonders angetan, bei seinen Recherchen habe er ihn gut kennengelernt. „Charismatisch“ und „umstritten“, so wird Heinrich in den Unterlagen beschrieben. Ein Frauenschwarm, ein geschickter Akteur, dem es mit seiner kräftigen Stimme gelang, den „unerfahrenen Haufen“ im Parlament in die richtigen Bahnen zu lenken. Auch wenn er am Ende scheiterte, so versuchte er doch ganz pragmatisch, etwas von dem Aufbruch, der von der Nationalversammlung in der Paulskirche ausging, zu retten. Die „Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution“, so könnte man sein Leben in einen kurzen Titel fassen.

Das Theaterstück nach Originalquellen in Szenen von Rainer Dachselt, arrangiert und gespielt von Michael Quast und dem Ensemble der „Fliegenden Volksbühne Frankfurt“ wird am Samstag, 11. Februar, um 19 Uhr und am Samstag, 25. Februar, um 19 Uhr in der Stadthalle aufgeführt. Die Eintrittskarten in Höhe von 20 Euro sind unter anderem bei www.frankfurt-ticket.de

Weitere Artikelbilder



X