Taunus-Tourismus: Weniger Gäste, längere Aufenthalte

Hochtaunus (how). Nach den in der vergangenen Woche veröffentlichten Zahlen des Hessischen Statistischen Landesamtes (HSL) ist die Zahl der Übernachtungsgäste im Taunus im von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 stark zurückgegangen. Damit geht es dem Mittelgebirge wie den meisten anderen Regionen in Deutschland. Bei den Übernachtungen war der Rückgang im Taunus im Durchschnitt aber insgesamt weniger stark ausgeprägt als im Reiseland Hessen. Lichtblicke gab es zu Beginn des Jahres, im Sommer und Herbst sowie bei den Tagestouristen, deren Anzahl 2020 spürbar angewachsen ist. Die mit Abstand beliebteste Aktivität der Gäste war das Wandern.

In der Freizeitregion Taunus wurden im Jahr 2020 463 090 Ankünfte registriert. Das waren 59 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Die Zahl der Übernachtungen sank im Vergleich zum vergangenen Jahr um 41,6 Prozent auf etwas über zwei Millionen. Hessenweit lag der Rückgang der Ankünfte im Vergleich zum Vorjahr bei -56,9 Prozent, bei den Übernachtungen verzeichneten die Statistiker für das Land Hessen einen Rückgang um 48,1 Prozent. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist im Taunus von 3,2 auf 4,5 Tage gestiegen (Hessen-Schnitt: +0,5 Tage).

Den größten Gästerückgang gab es zu Beginn des ersten Lockdowns mit fast 93 Prozent im April. Auch bei den Übernachtungen wurde die Talsohle im April erreicht: Zwei Monate nach einem Plus von 4,5 Prozent im Februar brachen die Übernachtungen um 79 Prozent ein. Von Mai bis September erholten sich bei geringem Infektionsgeschehen die Zahlen sukzessive. Im September, dem „Corona-Monat“ mit dem bisher größten Tourismusaufkommen, betrug der Rückgang bei den Ankünften 44 Prozent, der Rückgang bei den Übernachtungen war mit gut 30 Prozent vergleichsweise moderat.

Der Hochtaunuskreis, der sich über einen großen Teil des Kerngebiets der Freizeitregion Taunus erstreckt, zählte im vergangenen Jahr 192 117 Ankünfte, das sind 60,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch bei den Übernachtungen (759 119) ist die Zahl im Vergleich zu 2019 deutlich gesunken, der Rückgang ist hier mit 45,8 Prozent jedoch geringer. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Hochtaunuskreis hat im vergangenen Jahr erneut zugenommen. Sie lag im Schnitt bei vier Tagen (+1,1 Tage). Damit ist der Anstieg im Vergleich zu 2019 mehr als doppelt so hoch wie der Anstieg auf Landesebene. Die durchschnittliche Bettenauslastung lag im Hochtaunuskreis im Jahr 2020 16,7 Prozentpunkte unter dem Vorjahr.

Stark sinkende Zahlen

Im Main-Taunus-Kreis, der neben dem Hochtaunuskreis der zweite Gründungslandkreis des Taunus Touristik Service (TTS) ist und traditionell von vielen Geschäftsreisenden besucht wird, lagen ebenfalls sowohl die Ankünfte (161 285, -61,6 Prozent) als auch die Übernachtungen (381 368, -55 Prozent) deutlich unter dem Niveau des Vorjahrs. Die Aufenthaltsdauer ist auf 2,4 Tage (+0,4 Tage) gestiegen. Die Bettenauslastung im Main-Taunus-Kreis lag im vergangenen Jahr bei 20 Prozent und damit 17,5 Prozentpunkte unter dem Wert von 2019.

Im Rheingau-Taunus-Kreis, von dem gut zwei Drittel der Städte und Gemeinden innerhalb der Destination Taunus liegen, wurden 248 399 Gäste registriert. Dies entspricht einem Rückgang von 48,7 Prozent. Auch die Zahl der Übernachtungen ist deutlich gesunken. Sie lag mit 696 261 41 Prozent unter dem Wert des Vorjahrs. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist auf 2,8 T age gestiegen (+0,4 Tage). Die Bettenauslastung lag bei 28,7 Prozent und damit 10,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahr.

Am besten durch die Corona-Krise kam die Kurstadt Bad Camberg, die im vergangenen Jahr zwar 34,8 Prozent weniger Gäste begrüßen konnte, bei den Übernachtungen jedoch nur ein erstaunlich kleines Minus von 1,1 Prozent vorweist. Damit konnte Bad Camberg mit Abstand die konstantesten Übernachtungszahlen innerhalb der Freizeitregion Taunus verzeichnen. Es folgen Liederbach (-20,7 Prozent), Schlangenbad (-27,7 Prozent) und Bad Nauheim (-29,2 Prozent).

Eine starke Zunahme hatte die Region zwischen Rhein, Main, Lahn und Wetterau beim Tagestourismus zu verzeichnen. Schon während des ersten Lockdowns wurde die Region von vielen Wanderern und Radfahrern aus Hessen und den angrenzenden Bundesländern besucht, die die frische Luft, Bewegung und die Reize der prächtigen Natur in zwei Naturparken genossen. In den Sommermonaten konnte der Taunus von seiner zentralen Lage innerhalb Deutschlands, der guten Verkehrsanbindung sowie der vergleichsweise geringen Infektionsgefahr im ländlichen Raum profitieren. In der Ferienzeit war die Region das Ziel vieler Familien, die dafür sorgten, dass der Opel-Zoo (Besucherrückgang 19 Prozent) trotz langer Schließung mit einem blauen Auge davon gekommen ist.

Die mit Abstand beliebteste Aktivität im Taunus war im Corona-Jahr das Wandern. Vor allem die Nachfrage nach markierten Rundwegen sowie nach Qualitäts- und Premiumwanderwegen ist in den vergangenen Monaten signifikant angestiegen. Einen wahren Run erlebten die im Herbst 2019 eröffneten Wisper Trails, auch die Wanderwege am Taunus-Informationszentrum in Oberursel und in der Feldbergregion wurden von Jung und Alt stark frequentiert.

Ergeblich mehr Anfragen

Die Dominanz des Themas Wandern schlug sich auch auf der Website taunus.info nieder, die im vergangenen Jahr mit 2,1 Millionen Besuchern einen Rekord aufstellte. Von März bis Oktober 2020 vervierfachten sich die Seitenaufrufe beim Thema Wandern. Zwischenzeitlich entfiel fast jeder vierte Seitenaufruf auf die entsprechenden Info-Seiten, auf Wanderwege und geführte Wanderungen.

Auch in der Tourist-Info im Taunus-Informationszentrum (TIZ) in Oberursel, die Anfang Juni wieder öffnete, machte sich die hohe Nachfrage beim Thema Wandern, aber auch nach Radwegen, Ausflugszielen und Wohnmobilstellplätzen bemerkbar: „Wir hatten rund 25 Prozent mehr Anfragen, uns erreichten Anrufe und E-Mails aus ganz Deutschland.

Die Tourist-Info war trotz ihrer zeitweisen Schließung von Mitte März bis Ende Mai im vergangenen Jahr gut besucht. Im Schnitt ließen sich sogar mehr Menschen am Ort beraten als 2020“, freut sich Nadine Schnitzer, stellvertretende Geschäftsführerin des Taunus Touristik Service. „Wir konnten in diesem Jahr vielen Gästen Tipps und Inspiration an die Hand geben und so auch die touristischen Leistungsträger der Region mit unseren Marketingmaßnahmen unterstützen.“



X